Nach dem verrückten Auftakt in São Paulo sorgt die Formel E auch am Samstag in Mexico City für Spektakel. Der Sieg geht dabei an den britischen Nissan-Piloten Oliver Rowland. Bester Schweizer wird Nico Müller auf Rang 9.
Oliver Rowland, der zu Nissan zurückgekehrt ist, feierte einen überraschenden Sieg - und darf nun sogar vom Weltmeistertitel träumen. Denn in den letzten beiden Saisons wurde der Sieger von Mexiko später auch Weltmeister.
Nico Müller fuhr als einziger Schweizer in die Punkteränge. Müller startete aus der neunten Reihe (als 18.), fuhr aber ein beherztes Rennen und zwischenzeitlich sogar auf Platz 4 vor. In der Schlussphase des Rennens verlor er aber wieder Positionen.
Sébastien Buemi (als 13.) und Edoardo Mortara (als 17.) fielen früh weit zurück und schafften es nicht mehr unter die ersten 10.
Im WM-Klassement führt der Portugiese Antonio Felix Da Costa, der mit seinem Porsche in den ersten beiden Rennen jeweils auf Platz 2 fuhr.
Den aktuellen WM-Stand siehst du hier.
Was ist die Formel E?
Die Rennserie mit Elektromotoren wurde vom ehemaligen FIA-Präsidenten Jean Todt ins Leben gerufen und feierte am 13. September 2014 in Peking ihre Premiere. Sie verbindet Spektakel, Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit. Die Formel E will mit ihrer Netto-Null-Strategie ein Zeichen für die Zukunft setzen und die Elektro-Mobilität fördern. Von den neuen Technologien, die für die Rennautos entwickelt werden, sollen auch Autohersteller profitieren, um den CO2-Austoss weiter zu verringern.
Seit der ersten Saison ist die Formel E bestrebt, Rennen auf den Strassen von Grosstädten auf der ganzen Welt durchzuführen, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Diese Philosophie wird auch bei der elften Saison beibehalten und so finden die sogenannte E-Prix in Städten wie London, Tokyo, Jakarta oder Berlin statt. Seit der Saison 2020/2021 ist die Formel E Mitglied des Motorsport-Dachverbands FIA (Fédération Internationale de l'Automobile) und so darf sich der Gewinner der Fahrerwertung auch Weltmeister nennen.
Welche Autos werden gefahren?
Formel-E-Autos sind einsitzige Rennwagen mit Elektromotoren. Für die elfte Saison wurde die dritte Generation weiterentwickelt und so ist der GEN3 EVO entstanden. Der Bolide hat eine Maximalleistung von 350 kW (rund 470 PS), erreicht Spitzengeschwindigkeiten von 320 Kilometer pro Stunde und beschleunigt von 0 auf 100 km/h in 1,86 Sekunden. Somit hat der GEN3 EVO eine höhere Beschleunigung als die aktuellen Formel-1-Rennautos.
Bei Massen von 5,02 x 1,70 Metern wiegt der Rennwagen 859 kg. Die Energie-Rekuperation beträgt 600 kW. Beim Rennstart, im Qualifying und beim Attack Mode kann auch der Allradantrieb aktiviert werden.
Das neue Auto konnten die Teams und Fahrer vor einem Monat auf der Jarama-Strecke in Madrid während vier Tagen testen.
Wie sieht ein Rennwochenende aus?
Ein normales Rennwochenende besteht aus zwei Tagen. Am Freitag wird eines von zwei 30-minütigen freien Trainings durchgeführt. Am Samstag beginnt der Renntag mit dem freien Training, gefolgt von der Qualifikation und dem Rennen.
Ausnahmen gibt es in Dschidda, Monaco, Tokyo, Shanghai, Berlin und London. In diesen Städten gibt es sogenannte Double Headers, an denen zwei Rennen an einem Wochenende gefahren werden. So finden am Sonntag ein drittes Training sowie ein zweites Qualifying und Rennen statt.
In den Trainings geht es für die Fahrer darum, das Auto auf die Strecke abzustimmen und die Strategie für das Rennen zu planen.
In der Qualifikation werden die Startpositionen für das Rennen bestimmt. Die 22 Fahrer werden in zwei Gruppen aufgeteilt, die je zehn Minuten Zeit haben, um innerhalb der Gruppe unter die ersten vier zu fahren. In dieser Session ist die Leistung auf 300 kW begrenzt.
Die acht Schnellsten der ersten Phase kommen eine Runde weiter, wo sie in einem Viertel-, Halbfinal und Finale gegeneinander um die Pole Position fahren. Wer sich diese holt, startet das Rennen an erster Stelle. Für diese Duelle haben die Fahrer auf die Maximalleistung von 350 kW und Allradantrieb zur Verfügung.
Die Rennen sind auf 55 Minuten begrenzt. Beim Start können die Fahrer ebenfalls das Allradantrieb-System verwenden. Ansonsten stehen ihnen 300 kW zur Verfügung, durch den «Attack Mode» können sie weitere 50 kW freischalten.
Was bedeutet «Attack Mode»?
Während der Rennen können die Fahrer durch die sogenannte «Activation Zone» fahren, ein Teil der Strecke abseits der Ideallinie, um einen Boost von 50 kW zu aktivieren. Dieser Boost wird bei Positionskämpfen aktiviert.
Wie oft die Fahrer durch die «Activation Zone» und in welcher Zeitspanne sie den Attack Mode aktivieren können, bestimmt die FIA vor jedem Rennwochenende.
Wie werden die Punkte verteilt?
Die ersten zehn Klassierten des Rennens gewinnen Punkte. Der Sieger erhält 25 Punkte, der Zweitplatzierte 18, der Dritte 15 und der Zehnte noch einen Punkt. Wenn jemand in den ersten zehn die schnellste Rennrunde fährt, erhält er einen Zusatzpunkt. Für den Sieger des Qualifyings gibt es zusätzlich noch drei Punkte.
Die gewonnenen Punkten fliessen sowohl in die Fahrerwertung als auch in die Teamwertung ein. Wer am Ende der Saison die meisten Punkte auf dem Konto hat, wird Weltmeister.
Wo wird gefahren?
In der Saison 2024/2025 werden von Dezember bis Juli 16 Rennen an zehn verschiedenen Orten ausgetragen. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Rennen in Monaco, Tokyo, Berlin und das Saisonfinale in London. Gefahren wird hauptsächlich auf Stadtkursen.
Wie viele Teams fahren in der Formel E?
Insgesamt fahren elf Teams à zwei Fahrer in der Formel E. Mit Maserati, McLaren, Porsche und Nissan nehmen namhafte Hersteller an der Formel-E-Weltmeisterschaft teil. In der letzten Saison hat sich Jaguar mit dem neuseeländischen Duo Mitch Evans und Nick Cassidy den Titel geholt.
Wer sind die Stars?
Zu den Stars gehört Pascal Wehrlein, der sich im letzten Jahr zum ersten Mal zum Weltmeister gekrönt hat. Der Deutsche startete 2016-2017 in der Formel 1 und bestritt eine Saison bei Sauber.
Mit Jean-Éric Vergne, Nyck de Vries, Lucas di Grassi, Stoffel Vandoorne und dem Schweizer Sébastien Buemi sind weitere ehemalige Formel-1-Fahrer im Feld.
Buemi, di Grassi, Vergne, Antonio Felix da Costa und Sam Bird sind seit der ersten Saison dabei. Buemi und da Costa sind mit je 13 Siegen die erfolgreichsten Fahrer. Jean-Éric Vergne hat als einziger zweimal die Fahrerwertung gewonnen.
Neben den bekannten Namen sind in dieser Saison auch zwei Rookies dabei. Zane Maloney (ist Teil der Sauber Academy) aus Barbados und Taylor Barnard aus Grossbritannien haben in diesem Jahr die Saison in der Formel 2 bestritten und wagen nun den Schritt in die Elektro-Rennserie.
Wer sind die Schweizer?
Buemi ist nicht als einziger Schweizer am Start. Mit Edoardo Mortara und Nico Müller hat die Schweiz zwei weitere Trümpfe.
Von den drei ist Sébastien Buemi wohl der bekannteste. 55 Formel-1-Rennen hat der Mann aus Aigle bestritten, zu einem Podestplatz hat es nie gereicht. Mehr Erfolge hat Buemi in der Langstrecken-Weltmeisterschaft gefeiert. Da ist er bis jetzt viermal Fahrerweltmeister geworden und hat viermal das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen. 2015/2016 hat Buemi die Fahrerwertung der Formel E gewonnen, wartet nun aber seit sieben Jahren auf den 14. Rennsieg.
Mortara steht vor seiner achten Saison in der Formel E. Bisher hat er 95 Rennen bestritten, von denen er sechs gewonnen hat. In der Saison 2020/2021 wurde er Zweiter in der Fahrerwertung. Ausgerechnet sein heutiger Teamkollege Nyck De Vries stand ihm damals vor der Sonne.
Einen Weltmeister als Teamkollegen hat auch Nico Müller. Auf die neue Saison hin ist der Schweizer zu Andretti Formula E gewechselt, wo Jake Dennis auf ihn wartet. Der Brite hat 2023 den Titel gewonnen. Mit dem neuen Team will er endlich seinen ersten Formel-E-Sieg einfahren. Müller war früher besonders in der DTM (Deutsche Tourenwagen-Masters) erfolgreich unterwegs. Da konnte er zehn Rennsiege feiern und schrammte 20219 und 2020 haarscharf am Titel vorbei.
Die gesamte Saison kannst du exklusiv auf blue Zoom live mitverfolgen.