Stand der Dinge So qualifiziert sich die Schweizer Nati für die EM 2020

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16.10.2018

Jubelt die Schweizer Nati auch am 18. November gegen Belgien?
Jubelt die Schweizer Nati auch am 18. November gegen Belgien?
Bild: Keystone

Die Schweiz hat nach dem 2:1-Sieg in Island gute Chancen, sich in der Nations League den Gruppensieg zu sichern und um den Titel zu spielen. Doch werden damit auch die Chancen auf die EM-Qualifikation erhöht? Wir klären auf.

Der dritte Spieltag in der Nations League ist vorüber und so langsam scheint sich jeder Fussball-Fan an den neu geschaffenen Modus gewöhnt zu haben. Viele sind sich einig, dass der umstrittene Wettbewerb eben doch Sinn macht, wenn man etwa die Spiele vom Montag zwischen Island und der Schweiz oder Spanien gegen England gesehen hat. In einem «normalen» Testspiel wären kaum so viel Spannung und Emotionen drin gewesen wie bei diesen beiden Partien.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass alle verstanden haben, wie dieser Wettbewerb tatsächlich funktioniert und welche Vorteile er bringt. Wir versuchen, die Nations League zu erklären und zu zeigen, welche Wege es für die Schweiz gibt, um sich für die EM-Endrunde 2020 zu qualifizieren.

Der Nations-League-Sieger ist NICHT automatisch für die EM qualifiziert

Die Schweizer Nati hat sich mit dem Sieg in Island ein Finalspiel gegen Belgien erkämpft. Am 18. November reicht dem Team von Vladimir Petkovic ein 1:0-Sieg, um die Gruppe 2 der Nations League A zu gewinnen und sich fürs Finalturnier der vier Gruppensieger zu qualifizieren. Dieses Finalturnier findet dann im Juni 2019 statt und der Sieger kann sich erstmaliger Gewinner der Nations League nennen.

Viele Fans nehmen an, dass der Champion automatisch für die Eruopameisterschaft 2020 qualifiziert ist. Doch dem ist nicht so! Viel wichtiger als dieses Finalturnier, bei dem es zwar eine Trophäe zu gewinnen gibt, ist das Playoff-Turnier im März 2020, das zwischen den besten Teams aller Ligen ausgetragen wird, die sich nicht schon über die normale EM-Quali qualifizieren konnten.

Sie haben den Überblick verloren?

Die grösste Chance, sich für die EM zu qualifizieren, ist und bleibt die herkömmliche Qualifikation, die zwischen März und November 2019 über die Bühne geht. Gleichzeitig bleibt das auch der schnellste Weg, um an ein Ticket zu gelangen. Aus zehn Gruppen mit fünf oder sechs Mannschaften schaffen es jeweils die Erst- und Zweitplatzierten an die Endrunde, also insgesamt 20 Teams. Die restlichen vier Plätze werden über die Playoff-Turniere der Nations League vergeben. 

Bei diesen Playoff-Turnieren, die im März 2020 stattfinden, sind die vier Gruppensieger der verschiedenen Ligen dabei, vorausgesetzt, sie konnten sich nicht bereits über die EM-Quali ein Ticket für die Europameisterschaft sichern. Sollte zum Beispiel Weltmeister Frankreich seine Nations-League-Gruppe gewinnen und in der EM-Quali auf einem der ersten beiden Plätze landen, würde der Zweitplatzierte – aktuell Holland – nachrücken und beim Playoff-Turnier eine zweite Chance auf die EM kriegen, sollten die Niederländer wie schon vor vier Jahren in der Quali scheitern.

Haben alle drei Teams der Gruppe die EM-Quali schon in der Tasche, geht der Platz fürs Playoff-Turnier an eine Mannschaft einer unteren Liga. Der Sieger dieses Mini-Turniers schnappt sich dann quasi auf den letzten Drücker noch ein EM-Ticket. Bei den unteren Ligen gilt dasselbe Prozedere. Schon fix ist also, dass mindestens ein Team der Nations League D (u.a. mit Liechtenstein, Kosovo und Luxemburg) an der EM 2020 dabei sein wird. 

Was bedeutet das für die Schweiz?

Angenommen, die Schweiz schlägt Belgien im November und reist im Juni 2019 ans Finalturnier. Dann trifft sie da (einer der vier Teilnehmer ist Gastgeber) wahrscheinlich auf auf Frankreich, Portugal und Spanien, die aktuell ihre Gruppen der Nations League A anführen. Sollte die Nati die Überraschung schaffen und sich zum ersten Nations-League-Sieger krönen, hätte sie zwar erstmals eine UEFA-Trophäe gewonnen, sich aber noch nicht für die EM qualifiziert. 

Mit dem Gruppensieg hätten die Eidgenossen aber immerhin schon einen Platz beim Playoff-Turnier auf sicher, sollte es erstmals seit 2012 nicht mehr mit der Qualifikation für eine Endrunde klappen. Weil davon auszugehen ist, dass die meisten Teams aus der Nations League A schon die «normale» Qualifikation überstehen werden, stünden die Chancen, sich über den zweiten Weg ein EM-Ticket zu ergattern, also durchaus gut. 

Selbst wenn die Schweiz im November gegen Belgien verlieren sollte, ist die Notlösung Playoff-Turnier auch noch nicht ad acta gelegt, weil der Weltranglistenerste in seiner EM-Quali-Gruppe als Favorit gelten wird. Vorerst bleibt für die Nati aber die hermömmliche Qualifikation wichtig. Auf welche Nationen die Schweiz da treffen wird, wird im Dezember ausgelost. 

Sie verstehen immer noch Bahnhof? Vielleicht hilft Ihnen diese Grafik weiter...
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Grafik: brd

Fazit:

Die Chancen, dass die Schweiz an der EM 2020, die in 13 verschiedenen Ländern stattfinden wird, dabei ist, könnten kaum besser sein. Selbst wenn die Nati die Qualifikation verpatzen sollte, stehen die Chancen gut, über das Playoff-Turnier im Frühjahr doch noch an die Endrunde zu gelangen. Dennoch bleibt zu hoffen, dass wir das Thema Nations League in einem Jahr, wenn sich die EM-Qualifikation dem Ende entgegenneigt, nicht mehr neu aufrollen müssen.

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