Affäre um Erdogan-Foto Özil tritt aus der Nationalmannschaft zurück – und er teilt ordentlich aus!

pat/dpa

22.7.2018

Mesut Özil will nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen.
Mesut Özil will nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen.
Bild: Getty Images

Mesut Özil tritt nach der Dauerkritik aus der deutschen Nationalmannschaft zurück. Es war ein Abgang in drei Akten.

Teil 3: Özil tritt aus der Nationalmannschaft zurück

«Mit schwerem Herzen und nach reichlicher Überlegung werde ich der jüngsten Ereignisse wegen nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, solange ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit spüre.» Mit diesen Worten verabschiedet sich der 29-jährige Mesut Özil aus der deutschen Fussball-Nationalmannschaft.

«Wie der deutsche Fussballverband und andere mich behandelt haben, führt dazu, dass ich das deutsche Nationaltrikot nicht länger tragen möchte», erklärt er in den sozialen Medien seinen Entscheid.

Zuvor hat er bereits zwei Stellungnahmen getwittert.

Teil 2: Özil greift Medien & Sponsoren-Partner an

Mesut Özil hat im zweiten Teil einer Erklärung zu den umstrittenen Erdogan-Fotos deutsche Medien und einen Sponsor der Fussball-Nationalmannschaft für ihr Verhalten scharf angegriffen.

Der 29-Jährige warf «bestimmten deutschen Zeitungen» am Sonntag rechte Propaganda vor, «um ihre politischen Interessen voranzutreiben». Er sei enttäuscht über die «Doppelmoral» in der Berichterstattung über seine Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Özil schrieb zudem, er sei nach den Bildern von einem DFB-Sponsor nachträglich aus Werbekampagnen entfernt worden. Alle weiteren PR-Aktivitäten, für die er eigentlich vorgesehen gewesen war, seien gestrichen worden. «Für sie war es nicht länger gut, mit mir gesehen zu werden. Sie nannten diese Situation «Krisenmanagement», liess Özil wissen, ohne den Namen des Sponsors konkret zu nennen. Özil fragte: «Was hat der DFB zu all dem zu sagen?»

Auch eine geplante Aktion für einen guten Zweck in seiner früheren Schule in Gelsenkirchen sei wegen des Wirbels um die Fotos nicht zustande gekommen. Seine Partner für die Benefiz-Aktion hätten ihm wenige Tage vorher gesagt, derzeit nicht mehr mit ihm arbeiten zu wollen. Auch von der Schule habe er eine Absage bekommen. «Ganz ehrlich, das tat wirklich weh», schrieb Özil.

Die im Mai veröffentlichten Fotos zeigen Özil beziehungsweise dessen DFB-Teamkollegen Ilkay Gündogan mit Erdogan einen Monat vor der Fussball-WM bei einer Veranstaltung in London. Die Nachwirkungen des Eklats hatten die deutsche Nationalelf durch die WM begleitet. DFB-Präsident Reinhard Grindel und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff forderten zuletzt eine öffentliche Erklärung von Özil.

Teil 1: Mesut Özil verteidigt sein Foto mit Erdogan

Weltmeister Mesut Özil überreicht Recep Tayyip Erdogan ein Arsenal-Trikot.
Weltmeister Mesut Özil überreicht Recep Tayyip Erdogan ein Arsenal-Trikot.
dpa

Mesut Özil hat sich auf seinem Twitter-Account erstmals und ziemlich ausführlich zu seinem umstrittenen Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geäussert.

Er schreibt, dass er das Foto «wieder machen» würde. «Die Wahrheit ist, dass wenn ich den Präsidenten nicht getroffen hätte, hätte ich die Wurzeln meiner Vorfahren nicht respektiert.» Der 29-Jährige schreibt auch, dass er zwei Herzen in seiner Brust habe. Das eine sei deutsch, das andere türkisch. Seine Mutter habe ihn stets gelehrt, Respekt zu zeigen und nie zu vergessen, «wo ich herkomme».

Özil ist sich bewusst, dass sein Foto mit Erdogan für grosses Aufsehen gesorgt hat. Aber er habe sich mit Erdogan ausschliesslich über Fussball unterhalten, wie schon bei früheren Treffen. «Für mich ging es nicht um Wahlen oder Politik, es ging um den Respekt für das höchste Amt des Landes meiner Eltern.» Özil betont auch, dass er Fussball-Spieler sei und kein Politiker. Das Foto könne man deshalb nicht als Unterstützung betrachten. «Ich kann nachvollziehen, dass viele der Meinung sind, dass das politische Amt untrennbar mit der Person verknüpft ist. Aber in diesem Fall ist es anders. Unabhängig davon, wie die Wahl ausgegangen ist, hätte ich das Bild trotzdem gemacht», schreibt Özil weiter. Und bei einem Besuch des deutschen Präsidenten hätte er genauso gehandelt. Ähnlich hätten es ausserdem die Queen und Theresa May bei einem Besuch Erdogans in London gemacht.

Özil hatte sich wenige Wochen vor der Fussball-WM zusammen mit seinem DFB-Teamkollegen Ilkay Gündogan mit Erdogan in London getroffen. Gündogan hatte dem türkischen Präsidenten damals ein Trikot mit der Aufschrift «Hochachtungsvoll, für meinen Präsidenten» überreicht. Während sich Gündogan früh zu Wort gemeldet hatte, schwieg Özil eisern. Für viele war er nach der missglückten WM-Kampagne (Vorrundenaus) der Sündenbock schlechthin. Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel und Teammanager Oliver Bierhoff traten nach. Inzwischen mussten die beiden dafür selbst viel Kritik einstecken.

«Völliger Quatsch» – Klopp ergreift Partei für Özil und Gündogan

Mit deutlichen Worten nahm Jürgen Klopp vor wenigen Tagen die Deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan in der emotionalen Debatte um die Erdogan-Fotos in Schutz. Die ganze Story lesen Sie hier.

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