Murat Yakin holt bei seinem Pflichtspiel-Debüt als Nati-Coach mit einer vermeintlichen Rumpftruppe einen Punkt gegen Europameister Italien. Wer hat überzeugt, wer fiel ab? Die Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
Torhüter
Torhüter
Yann Sommer
Weltklasse! In der 19. Minute bleibt er im Eins-gegen-Eins mit Berardi Sieger, keine zehn Minuten später entschärft er einen brandgefährlichen Diagonalball. Weitere Glanztaten vor und nach der Pause kommen hinzu. Der Elfer-Parade gegen Jorginho in der 53. Minute ist eigentlich nur die Kirsche auf der Torte. Grossartig, wie der Mann mit der Captain-Binde den Schützen mit einer Körpertäuschung aus dem Konzept bringt. Besser als Sommer kannst du nicht spielen.
Verteidiger
Rechter Verteidiger
Silvan Widmer
Widmer ist ein Aktivposten, er läuft die Linie hoch und runter, keiner schlägt mehr Flanken zur Mitte als er. Dass diese nicht immer einen Abnehmer finden, ist auch der starken Defensivleistung der Italiener geschuldet. Hinten ist er zur Stelle, wenn es ihn braucht.
Innenverteidiger
Nico Elvedi
Elvedi trägt dem Ball Sorge und spielt über die gesamte Spieldauer kaum einen Fehlpass. Stark auch, wie er mehr als einmal dem Gegner den Ball wegspitzelt. Dass die Italiener zur einen oder anderen Chance kommen, das lässt sich schlichtweg nicht vermeiden. In der 68. Minute wird er für ein taktisches Foul auf Höhe der Mittellinie verwarnt.
Innenverteidiger
Manuel Akanji
Einen Stellungsfehler in der 13. Minute bügelt er mit einer starken Rettungstat gleich selbst wieder aus, zehn Minuten später springt ihm ein Ball unglücklich ab. In der Folge strahlt er aber grosse Sicherheit aus und kurz vor der Pause steigt er nach einer Ecke am höchsten und vergibt die beste Schweizer Chance. Insgesamt ein starker Auftritt des 26-Jährigen.
Linker Verteidiger
Ricardo Rodriguez
In der 32. Minute wird seine scharfe Hereingabe abgelenkt und landet im Seitennetz, die bis dato beste Schweizer Chance. In der ersten Halbzeit grundsolide, wird er in der zweiten zum Sicherheitsrisiko. Erst spielt er einen stümperhaften Fehlpass und mit dem Versuch, diesen Fehler auszubügeln, verursacht er den Elfmeter. Kurz darauf leitet der 29-Jährige mit einem einfachen Ballverlust in der gegnerischen Platzhälfte einen Konter ein. In der 63. Minute wird er ausgewechselt.
Mittelfeldspieler
Offensiver Mittelfeldspieler
Renato Steffen
In der Offensive angesiedelt, verrichtet er viel Defensivarbeit. Dabei kommt er das eine oder andere Mal einen Schritt zu spät, keiner begeht mehr Fouls als Steffen – und doch kommt er ohne Verwarnung über die Runden. In der Offensive kann er seine Klasse kaum aufblitzen lassen. In der 71. Minute wird er ausgewechselt.
Zentraler Mittelfeldspieler
Michel Aebischer
Der 24-Jährige überzeugt bei seinem Startelf-Debüt auf ganzer Linie und man hat das Gefühl, dass er von Minute zu Minute noch stärker wird. Aebischer auf seine kämpferischen und läuferischen Qualitäten zu reduzieren, würde seiner Leistung nicht gerecht. Auch in der Spielauslösung überzeugt er und wenn er als hinterster Mann mehrere Italiener ins Leere laufen lässt, dann ist das schon ganz stark. Auch können nicht viele Profis von sich behaupten, dass sie Chiellini getunnelt haben und dann nur mit einem Foul gestoppt werden konnten – Aebischer kann das seit der 30. Minute. Weiter so.
Zentraler Mittelfeldspieler
Fabian Frei
Es ist Murat Yakins erster Geniestreich, dass er Fabian Frei als Xhaka-Ersatz nachnominiert hat. Frei dirigiert die Teamkollegen und überzeugt mit starken Ballverlagerungen. Auch seine Flanke auf Akanji (beste Schweizer Chance) kommt zentimetergenau dort hin, wo sie hinkommen soll. Gegen Ende der Partie geht dem 32-jährigen Nati-Rückkehrer zwar etwas die Puste aus, die Fehlerquote steigt deshalb aber nicht. In der 87. Minute wird er für ein taktisches Foul in der Nähe des eigenen Sechzehners verwarnt.
Zentraler Mittelfeldspieler
Djibril Sow
Man dürfe dem Gegner auch mal weh machen, forderte Murat Yakin im Vorfeld des Spiels. Sow tut genau das, in der 6. Minute tritt er Insigne auf den Fuss und sieht dafür Gelb. Ganz so gemeint war das natürlich nicht, denn eine frühe Verwarnung kann hemmend aufs Zweikampfverhalten wirken. Bis zu seiner Auswechslung in der 63. Minute fällt er dann weder gross auf noch ab.
Offensiver Mittelfeldspieler
Steven Zuber
Nach zuletzt bärenstarken Leistungen in der Nati, kann Zuber gegen die starken Italiener kaum Nadelstiche setzen. Ein zur Ecke abgelenkter Schuss in der 57. Minute ist seine gefährlichste Offensivaktion. Der 30-Jährige ist weit davon entfernt, ein Totalausfall zu sein, so holt er auch zwei Ecken heraus und leistet ordentlich Defensivarbeit. Und doch hat man ihn zuletzt auch schon stärker gesehen – auch gegen Gegner vom Format Italien. In der 63. Minute macht er Vargas Platz.
Angreifer
Stürmer
Haris Seferovic
In der ersten Halbzeit hängt er als alleinige Sturmspitze komplett in der Luft. Im zweiten Umgang lässt er sich dann öfters etwas zurückfallen und kommt so besser ins Spiel. So schickt er Zuber (57.) und Vargas (66.) in die Tiefe und in der 69. Minute zeigt er ein elegantes Pässchen mit der Hacke. Seine Leistung als ungenügend zu taxieren, wäre hart. Zwar kommt er nicht gefährlich vors Tor, aber das ist auch den Mitspielern und ganz besonders dem Gegner geschuldet. Von der Einstellung her kann man dem aus einer Verletzung kommenden Stürmer keinen Vorwurf machen. In der 85. Minute wird er durch Zeqiri ersetzt.
Eingewechselte Spieler
Ab 63. Minute für Sow
Denis Zakaria
Zakaria bringt nochmals ordentlich Schwung ins Spiel, fügt sich gleich mit einer Balleroberung ein und feuert auch einen der wenigen Schweizer Torschüsse ab – letztlich zwar ungefährlich, aber immerhin. Seinen knapp 30-minütigen Einsatz nutzt er, um Werbung in eigener Sache zu betreiben. Er spielt nicht einen Fehlpass und wirkt äusserst dynamisch.
Ab 63. Minute für Rodriguez
Ulisses Garcia
Eine gutgemeinte 4, denn Garcia ist ein Risikofaktor. Er interpretiert seine Rolle sehr offensiv, zu offensiv. Kurz nach seiner Einwechslung will er tief in der gegnerischen Platzhälfte einen Gegner tunneln, was nicht gelingt. Und prompt fahren die Italiener einen Konter. Später dribbelt er in der hintersten Reihe und spielt dann einen Fehlpass der schwächeren Sorte. Am Ende steht die Null gegen den Europameister und so lassen wir nun mal die Kirche im Dorf und hoffen, dass Garcia aus seinen Fehlern lernt.
Ab 63. Minute für Zuber
Ruben Vargas
Gegen Di Lorenzo provoziert er clever ein Foul und in der 89. Minute tankt er sich gegen mehrere Italiener durch und holt eine Ecke heraus. Auf der anderen Seite steht der eine oder andere Ballverlust. Eine ordentliche Leistung, um aber so richtig in Schwung zu kommen, hätte er vielleicht noch ein paar Minuten mehr gebraucht.
Ab 71. Minute für Steffen
Christian Fassnacht
Zu kurz für eine Benotung.
Ab 85. Minute für Seferovic
Andi Zeqiri
Zu kurz für eine Benotung.