Die Schweiz hat Europameister Italien in Basel mit viel Kampf und dank einem herausragenden Yann Sommer ein 0:0 abgetrotzt und bleibt in der WM-Qualifikation auf Kurs. Der Schweizer Keeper hielt kurz nach der Pause einen Penalty von Jorginho.
Am Ende eines wunderbaren Fussball-Abends mit ausverkauften Tribünen und einem intensiven und unterhaltsamen Spiel waren beide Teams zufrieden. Die Schweizer bleiben in der Gruppe C nach Verlustpunkten vor den Italienern, und die «Squadra Azzurra» stellte mit dem 36. Spiel in Folge ohne Niederlage den Weltrekord von Brasilien ein. Nach diesem torlosen Remis dürfte klar sein, dass das Duell um Platz 1 in der Gruppe C erst am letzten Spieltag entschieden wird; mutmasslich mit einer Vorentscheidung in der zweitletzten Partie, dem Rückspiel am 12. November in Rom.
Dass die Schweizer ihre Position in der Gruppe hielten, hatten sie nicht nur, aber vor allem der Penalty-Parade von Yann Sommer in der 53. Minute zu verdanken. Nachdem Ricardo Rodriguez erst einen Fehlpass geschlagen und dann Domenico Berardi gefoult hatte, wehrte Sommer den schwach getretenen Penalty von Jorginho ab. Es war der entscheidende Schritt zum für die ersatzgeschwächten Schweizer doch eher überraschenden Punktgewinn.
Yakins Startelf-Überraschung
Knapp zwei Stunden zuvor hatte der Schweizer Trainer Murat Yakin die erste Überraschung des Abends bereitgehalten. In Abwesenheit von Captain Granit Xhaka (Covid) und Remo Freuler (gesperrt) nominierte er im Mittelfeld den 32-jährigen Fabian Frei und den 24-jährigen Michel Aebischer für die Startformation. Erst am Donnerstag nachnominiert der Routinier des FC Basel, für die Schweiz noch nie von Beginn weg eingesetzt der YB-Akteur. Es war ein klares Zeichen von Yakin: Er setzte auf Spieler, die im Rhythmus waren. Frei und Aebischer haben in Super League und Europacup seit Saisonbeginn schon zehn Spiele absolviert.
Das war gut so. Denn was geschieht, wenn man den Italienern physisch und läuferisch unterlegen ist, haben die Schweizer 81 Tage zuvor an der EM beim 0:3 schmerzlich erfahren. Während bei den Italienern im Vergleich zu diesem Spiel zehn von elf Spielern erneut von Beginn weg dabei waren, wurde die Schweizer Mannschaft auf sechs Positionen verändert – neben Sommer waren nur Manuel Akanji, Nico Elvedi, Ricardo Rodriguez und Haris Seferovic schon am 16. Juni aufgelaufen.
Sommer lässt die Italiener verzweifeln
Was dafür nicht anders war als an der EM in Rom: Italien war besser. Der Europameister gewann vor allem zu Beginn mehr Zweikämpfe im Mittelfeld, spielte flüssiger über die Flügel und kam auch gefährlich vor das Schweizer Tor. Ein Schuss von Ciro Immobile wurde geblockt, den Nachschuss von Lorenzo Insigne hielt Sommer (13.). Dann rannte Domenico Berardi bei einem Konter nach Schweizer Corner aus der eigenen Platzhälfte alleine auf Sommer zu. Wieder parierte der SFV-Keeper (19.). Wenig später hielt Sommer einen weiteren Abschluss von Berardi (23.) und faustete den Ball nach einer Flanke in extremis vor Immobile weg (26.).
Die erste halbe Stunde wurde von den Italienern klar dominiert. Doch was ihnen fehlte, war das Tor und so nach und nach schöpften die Schweizer Mut. Fabian Frei gelang es besser, das Spiel vor der Abwehr zu orchestrieren, Djibril Sow und Aebischer bissen sich an der Prominenz im italienischen Mittelfeld fest. Auffallend war, wie Frei die Position vor der Abwehr alleine ausfüllte, und die Schweizer bei Ballbesitz in einer 4-1-4-1-Formation spielten.
Gefährlich wurden die Schweizer für Gianluigi Donnarumma aber nur einmal. In der 42. Minute setzte Manuel Akanji einen Kopfball nach einer Flanke von Frei knapp neben den Pfosten. Doch die Schweizer liessen nach der Pause nicht nach. Ihr Spiel ist weniger auf Ballbesitz aus, als zu Zeiten von Vladimir Petkovic. Der Ball wird unter Yakin schneller auch mal mit einem weiten Zuspiel nach vorne gebracht. Mit Eifer und Kampf machten die Schweizer wett, was ihnen die Italiener an Raffinesse und Technik voraushatten.
Vielleicht spielte es den Schweizern auch etwas in die Karten, dass einige Spieler in diesem frühen Stadium der Saison mehr Pflichtspiele in den Beinen hatten als die Italiener. Das änderte aber nichts daran, dass die Gäste einem Tor doch immer wieder näherstanden. Nie mehr als beim Penalty-Fehlschuss von Jorginho (53.), aber auch Insigne prüfte Sommer ein weiteres Mal (73.). Und als der eingewechselte Nicolo Zaniolo einen Corner direkt auf den näheren Pfosten zog, war er wieder da: Yann Sommer – und hielt den Punktgewinn fest.
Telegramm:
Schweiz – Italien 0:0
St.-Jakob-Park, Basel. – 31'500 Zuschauer (ausverkauft). – SR Cerro Grande (ESP).
Schweiz: Sommer; Widmer, Elvedi, Akanji, Rodriguez (62. Garcia); Frei; Steffen (71. Fassnacht), Aebischer, Sow (62. Zakaria), Zuber (62. Vargas); Seferovic (86. Zeqiri).
Italien: Donnarumma; Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Emerson; Locatelli (77. Verratti), Jorginho, Barella (90. Pessina); Berardi (60. Chiesa), Immobile (60. Zaniolo), Insigne (90. Raspadori).
Bemerkungen: Schweiz ohne Freuler (gesperrt) sowie Xhaka (Covid), Shaqiri, Embolo (beide Trainingsrückstand), Mbabu und Benito (beide verletzt), Italien ohne Spinazzola (verletzt). 53. Jorginho scheitert mit Foulpenalty an Sommer. Verwarnungen: 5. Sow (Foul). 41. Chiellini (Foul). 59. Aebischer (Foul). 68. Elvedi (Foul). 87. Frei (Foul).