Man könnte denken, Granit Xhaka hätte nach einer am Ende doch eher enttäuschenden WM-Kampagne und der Doppeladler-Doppelbürger-Diskussion Erholung bitter nötig. Nichts da, er giesst lieber Öl in die Glut.
Wir erinnern uns: Granit Xhaka erzielt gegen Serbien dieses wunderschöne Tor zum 1:1. Beim Torjubel formt er die Hände zum Doppeladler, Xherdan Shaqiri tut es ihm nach dem 2:1-Siegtreffer gleich. Captain Stephan Lichtsteiner macht ebenfalls mit, um zu zeigen, dass hier ein Team auf dem Platz steht. Am Tag nach diesem grossartigen Sieg spricht leider die ganze Fussballschweiz über die Doppeladler-Jubelszenen – und auch die FIFA befasst sich mit dem Thema. Gesperrt werden die drei Schweizer nicht, doch sie werden zu Geldstrafen verurteilt. Teamintern sei das Ganze nie ein grösseres Thema gewesen, versicherten alle Beteiligten.
1. Mieschers Fehltritt
Doch ganz so spurlos ist das Ganze nicht an allen vorbeigegangen. Nur so lässt sich erklären, dass SFV-Generalsekretär Alex Miescher nach dem WM-Aus die Frage in den Raum warf: «Wollen wir Doppelbürger?» Eigentlich steht die Frage in keinem Zusammenhang mit dem Doppeladler-Jubel, zumal Xhaka ja kein echter Doppelbürger ist, er besitzt nur den Schweizer Pass. Dennoch wurden die zwei Themen vermischt. Der Tenor in den Medien war klar, Miescher hätte besser geschwiegen. Schliesslich hat er damit gerade weit mehr als die Hälfte aller Nati-Spieler vor den Kopf gestossen.
2. Xhakas Konter
Auch Xhaka fühlte sich angegriffen. Der Mittelfeldstratege sagte: «Alex hat künftige und aktuelle Doppelbürger wie mich enttäuscht.» Und: «Ich denke, Alex hat seine Steinzeit-Kommentare, die auf die Schweizer Doppelbürger zielten, sicherlich hinterfragt.» Auf die Frage, ob das Ganze nachhaltig den Teamspirit in der Nati beeinträchtigen könnte, antwortet Xhaka: «Ach, überhaupt nicht. Solchen Unsinn gibt es ab und zu. Wir haben uns nun auf eine EM vorzubereiten und Wichtigeres zu tun. Fussball wird auf dem Rasen gespielt, und wir haben ein Team, das 2020 richtig Gas geben muss.»
3. Der SFV räumt Fehler ein und entschuldigt sich
Damit hätte es Xhaka belassen sollen. Beim nächsten Zusammenzug, das ist klar, muss das Thema teamintern noch einmal aufgegriffen werden, denn es gibt viel Redebedarf und Missverständnisse müssen aus der Welt geschafft werden. Vor wenigen Tagen hat sich der SFV für die Doppelbürger-Debatte, die Alex Miescher ausgelöst hatte, entschuldigt. SFV-Präsident Peter Gilliéron gab Fehler zu und kündigte an, dass innerhalb des Verbandes der Fall aufgearbeitet werde und dabei auch Rollenverteilungen und Zuständigkeiten überprüft würden. «Wir bedauern ausserordentlich, dass sich Doppelbürgerinnen und Doppelbürger nach einem Interview des SFV-Generalsekretärs diskreditiert und desavouiert gefühlt haben», sagte Gilliéron.
Xhaka provoziert mit Doppeladler-Urlaubsfoto
Damit wäre das Thema für den Moment – zumindest in der Öffentlichkeit – vom Tisch gewesen. Keine Flammen mehr, nur noch eine lodernde Glut. Einer hat das offenbar nicht kapiert: Granit Xhaka. Denn er hat nun auf seinem Instagram-Account ein Foto veröffentlicht, das ihn mit seiner Frau Leonita Lekaj zeigt. Sie sitzen gemeinsam am Wasser, den Rücken zur Kamera gerichtet, und formen ihre Hände zum Doppeladler. Sie hätten ein Herzchen formen können oder sich ein Küsslein geben können oder was auch immer. Aber ein Doppeladler-Foto? Das ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Provokation und einfach nur dumm. Das kann und muss man nicht beschönigen. Dafür müsste man Xhaka nun wirklich die Rote Karte zeigen. Offenbar braucht der vermeintlich unverzichtbare «Zehner» einen Denkzettel. Zumindest in den kommenden zwei Spielen im September, gegen Island und England, sollte man ihn auf der Bank schmoren lassen. Ihn nicht aufzubieten oder intern zu sperren, das wäre auch nicht klug, denn Xhaka muss dabei sein, wenn über das Thema diskutiert wird. Und an Xhakas Stelle darf natürlich auch gerne ein Doppelbürger spielen.
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