Diese eine Szene aus dem Merseyside-Derby erhitzt noch immer die Gemüter. Warum durfte Everton-Goalie Jordan Pickford nach seinem Horror-Tackling gegen Liverpool-Abwehrboss Virgil van Dijk weiterspielen?
Es läuft die 5. Minute im Premier-League-Spitzenspiel zwischen Liverpool und Everton, als van Dijk nach einem Eckball völlig frei stehend vor Pickford auftaucht. Der Everton-Keeper riskiert Kopf und Kragen und setzt zum Tackling an. Den Ball erwischt er nicht, dafür die Beine des niederländischen Abwehrspielers.
Einen klareren Elfmeter gibt es nicht. Und mit seinem überharten Einsteigen gehört der Goalie eigentlich auch vom Platz gestellt. Doch es kommt ganz anders: Denn der VAR erkennt, dass sich van Dijk beim Zuspiel hauchdünn im Abseits befand. So gibt es keinen Penalty, sondern Freistoss für Everton. Pech für Liverpool: Van Dijk zieht sich bei der Szene einen Kreuzbandriss zu, muss ausgewechselt und nun operiert werden. Der vielleicht beste Verteidiger der Welt wird den «Reds» damit monatelang fehlen.
Doch eine Frage ist auch drei Tage nach dem Vorfall noch ungeklärt. Warum wurde Pickford nicht vom Platz gestellt? Lässt eine Abseitsposition zu, dass ein Spieler zu einer Grätsche ansetzen kann, mit der er eine Verletzung des Gegenspielers in Kauf nimmt – und dann doch ungeschoren davonkommt?
Jetzt ist klar: David Coote, der Video-Schiedsrichter des Merseyside-Derbys vom Samstag, hatte die Foul-Szene gar nicht erst gecheckt. Der Fall war für den Unparteiischen offenbar nach van Dijks Abseitsstellung schon geklärt. Gemäss der «Daily Mail» habe der VAR fälschlicherweise geglaubt, dass das Abseits alles, was danach geschah, zunichtemachte.
Liverpool verlangte laut dem Bericht vom englischen Schiedsrichterverband (PGMOL) eine Erklärung. Und erhielt die Antwort, dass die Schiedsrichter die Szene nochmals überprüft und sie nicht als rotwürdig eingestuft hätten.