Lionel Messi spricht in einem ausführlichen Interview über die aktuelle Situation bei Barça, die scheinbar unmögliche Rückkehr von Neymar, seine Unzufriedenheit und den möglichen Abgang im nächsten Sommer.
Mit seinem ausgesprochenen Wechselwunsch sorgte Lionel Messi im letzten Sommer in Barcelona für ein mittelschweres Erdbeben. Barça liess den sechsfachen Weltfussballer aber nicht ziehen – Messi läuft in dieser Saison seiner Bestform hinterher. Sein auslaufender Vertrag wurde (noch) nicht verlängert.
Wie steht es um Lionel Messi beim FC Barcelona? Der 33-Jährige hat nun in einem ausführlichen Interview mit dem Journalisten Jordi Evole beim spanischen TV-Sender La Sexta über das Chaos bei seinem Herzensverein und seine Zukunft gesprochen.
La pregunta del millón. Y la respuesta. #MessiÉvole pic.twitter.com/3B2M9SwROJ
— Producciones del Barrio (@delbarriotv) December 27, 2020
«Es ist eine Liebesbeziehung, Barça ist mein Leben. Ich bin hier, seit ich 13 bin. Ich bin im Klub und in der Stadt aufgewachsen, habe hier alles gelernt. Der Verein hat mich als Spieler und Mensch geformt, hat mir alles gegeben und ich habe immer alles für Barcelona gegeben. Ich liebe die Stadt und den Verein.»
«Ich habe geweint. Nicht wegen des Sports, aber ich habe sehr gelitten, ich habe wegen anderer Dinge geweint, auf die ich lieber nicht näher eingehen möchte. (...) Wir hatten ein schwieriges Jahr hinter uns. Man kann verlieren, aber nicht so, wie wir es getan haben. »
«Mir geht es heute gut, das ist die Wahrheit. Ich hatte eine sehr harte Zeit vor und während des Sommers. Ich habe das auch ein wenig während des Saisonanfangs mitgeschleppt. Aber heute fühle ich mich gut. Ich weiss, dass der Klub durch schwere Zeiten geht, aber ich bin voller Ehrgeiz, ich will kämpfen.»
«Damit wollte ich es formalisieren und offiziell machen. In den sechs Monaten, bevor ich den eingeschriebenen Brief gesendet habe, hatte ich dem Präsidenten (Josep Bartomeu, d. Red.) viele Male gesagt, dass ich gehen möchte und dass er mir helfen soll. Aber er hat immer Nein gesagt. Mit dem Schreiben wollte ich zeigen, dass ich es ernst meine. Ich dachte, dass ich eine Veränderung brauche. Mit dem ganzen Chaos, das im Verein herrschte und bevorstand – mein Kopf musste aus all dem herauskommen.
Der Entscheid, den Klub meines Lebens verlassen zu wollen, war sehr schwer. Aber ich spürte, dass es in diesem Moment das Beste für mich war. Ich wusste, dass nun ein Umbruch kommen würde, aber ich habe immer gesagt, dass ich weiter um die Champions League und die Liga kämpfen will. Der Moment einer Veränderung war gekommen. Ich wollte gehen, mich aber mit Würde verabschieden. Doch der Präsident fing an, Dinge durchsickern zu lassen, um mich als Bösewicht darzustellen.»
«Er hat mich in vielen Dingen getäuscht, über die ich aber nicht reden möchte. Ich mag es nicht, über private Dinge zu sprechen, die vorgefallen sind und die gesagt, aber nicht eingehalten wurden. Aber ich kann versichern, dass es viele Dinge über viele Jahre waren.»
«Er hat eine klare Vorstellung davon, was er mit der Mannschaft und dem Klub erreichen möchte. Er macht die Dinge sehr gut. Der Anfang ist natürlich schwer mit all den neuen Leuten und dem jungen Team, aber allmählich wächst die Mannschaft.»
«Schon lange wird behauptet, dass ich grosse Macht bei Barça besitze. Das sagt man auch bei der Nationalmannschaft. Ich würde Trainer holen und bestimmen, welche Spieler dabei sind und aufgestellt werden. Es stört mich, dass solche Dinge erzählt werden. Die Leute glauben alles, was sie in der Zeitung lesen oder im Fernsehen sehen. Die Wahrheit ist, dass das alles sehr weit von der Realität entfernt ist.»
«Es wird schwierig werden, Spieler mit Qualität zu holen, weil kein Geld da ist. Neymar zu holen, ist sehr kompliziert – wie wollen wir PSG bezahlen? Neymar ist sehr teuer.»
«Es ist noch nichts klar, bis zum Ende der Saison werde ich warten. Ich konzentriere mich jetzt nur auf die Mannschaft und darauf, Titel zu gewinnen. Nach der Saison treffe ich eine Entscheidung. Ich habe immer gesagt, dass ich mir vorstellen könnte, in den USA zu leben und dort zu spielen. Ob es passieren wird oder nicht, weiss ich nicht. Ich denke nicht darüber nach, was nach der Saison sein wird. Das wäre nicht gut für mich. Ich habe wirklich noch keine Ahnung.»
«Ich weiss nicht, ob ich gehen werde oder nicht. Aber falls ich gehen sollte, möchte ich es auf die beste Art und Weise machen. Barça ist viel grösser als jeder Spieler. Nach der Karriere will ich in Barcelona leben und irgendeine Rolle im Klub übernehmen. Ich sehe mich nicht als Trainer, aber die Arbeit als Sportchef würde mir gefallen. Barcelona und ich – das ist eine Liebesgeschichte. Was auch immer passieren wird, muss nicht alles beschmutzen, was ich in meiner Karriere erlebt habe.»