Jonas Omlin spricht im Interview mit «blue Sport» über seine ersten Monate in Frankreich, das bevorstehende Topspiel gegen PSG und sein grosses Ziel in der Nationalmannschaft.
Nach 110 Super-League-Spielen für Luzern und Basel wagte Jonas Omlin im Sommer den Schritt ins Ausland. Anders als die meisten Deutschschweizer, die ihr Glück in Deutschland suchen, wechselte Omlin zu Montpellier in die französische Ligue 1.
Da wurde der 26-Jährige auf Anhieb Stammgoalie und hat so seinen Anteil am starken Saisonstart: Montpellier hat nach zwölf Spieltagen nur zwei Punkte Rückstand auf Leader PSG und könnte den Ligakrösus am Samstag mit einem Sieg im Direktduell sogar überholen. Im Oktober durfte Omlin ausserdem für die Schweizer Nationalmannschaft debütieren.
«Wegen der Corona-Krise fühlen wir uns noch nicht richtig wie zu Hause, weil wir noch keine Chance hatten, die Umgebung kennenzulernen. Restaurantbesuche lagen bislang noch nicht drin. Es war für uns ein schwieriger Start in Frankreich, aber ich denke, es gibt Leute, die es noch viel schlimmer getroffen hat.»
«Es war sicher gut, dass ich von Beginn weg spielen durfte. Ich konnte dann auch einigermassen gute Leistungen bringen, zumindest konnte man mir nicht viel ankreiden. Die Resultate stimmen bislang und ich bin froh, dass ich gesetzt bin und spielen kann. Das ist wichtig für mich.»
«Es ist eine sehr ausgeglichene Liga mit 20 Mannschaften und jeder kann gegen jeden gewinnen. Einen lockeren Sieg gibt es auch gegen den Letzten nicht. Jedes Team kann gut verteidigen und hat viel Power und Schnelligkeit in der Offensive. Deshalb gibt es in der Ligue 1 auch viele Überraschungen. Es ist nicht wie in der Schweiz, wo es nur zehn Teams gibt und du die Gegner irgendwann auch kennst. Hier kommt immer etwas Neues. Das macht die Liga so spannend.»
«In der Schweiz hat man immer das Gefühl, dass man nach ein paar guten Spielen gleich Angebote einer Champions-League-Mannschaft erhält. Aber so ist es nun mal nicht, da das Niveau extrem hoch ist und es viele gute Goalies auf der ganzen Welt gibt. Montpellier hatte von Anfang an grosses Interesse gezeigt und ich habe mich in den Gesprächen sofort wohlgefühlt. Deshalb war für mich schnell klar, dass das die richtige Adresse ist.»
«Planung ist im Fussball extrem schwierig. Natürlich wäre es schön, irgendwann mal noch einen anderen Verein zu sehen. Aber jetzt bin ich bei Montpellier und werde auch da schon extrem gefordert. Einen Transfer zu machen, ist alles andere als selbstverständlich, man muss seine Leistungen bringen und auch gesund bleiben. Schwierig zu sagen, wie die Zukunft aussehen wird.»
«Am letzten Wochenende konnten wir mit einem 1:0-Sieg (in Lorient, Anm. d. Red.) Selbstvertrauen tanken. Jetzt laufen die Vorbereitungen auf das Spiel gegen Paris, da freut sich natürlich jeder darauf. Es ist das Spiel gegen die beste Mannschaft in Frankreich, unser Ziel ist es natürlich, PSG zu ärgern. Sie standen noch in der Champions League im Einsatz, wir konnten uns die ganze Woche auf das Spiel vorbereiten und hoffen schwer, dass wir punkten können.»
Sa 05.12. 20:40 - 00:00 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Montpellier HSC - Paris St. Germain
Event ist beendet
«Ich versuche, meine Gedanken so zu halten, dass es ein Spiel ist wie jedes andere. Natürlich ist es eine coole Erfahrung, gegen diese Weltstars zu spielen. Mein Gegenüber wird wohl Keylor Navas sein, der bei Real Madrid war und natürlich auch eine grosse Nummer ist. Gegen solche Mannschaften zu spielen, macht dich schon stolz. Es ist mit Sicherheit eines der grössten Spiele meiner bisherigen Karriere.»
«Natürlich verfolge ich noch, was in der Super League so läuft. Die Spiele sehe ich zwar weniger, aber ich schaue mir oft die Zusammenfassungen und Resultate an. Ich habe auch noch Kontakt mit ein paar ehemaligen Teamkollegen. Der FCB ist nicht optimal gestartet. Wegen der vielen Spielverschiebungen ist es auch schwierig, den Rhythmus zu finden. Aber die Saison dauert noch lange und man weiss auch nicht, welchen Einfluss Corona noch haben wird. Ich finde, Basel hat einen sehr starken Kader und bin überzeugt, dass der FCB die Kurve noch kriegen wird.»
«Das Nati-Debüt war eine coole Erfahrung, auch wenn es nicht der allerwichtigste Match für die Schweiz war. Es war ein Testspiel (1:2 gegen Kroatien, Anm. d. Red.), bei dem einige Spieler ihr Debüt geben durften. Trotzdem ist es ein Länderspiel, das dir keiner mehr wegnehmen kann.
Mein Ziel ist es natürlich schon, irgendwann Yann Sommers Nachfolger als Nummer 1 zu werden. Aber in der Schweiz gibt es viele gute Goalies, letztlich musst du gute Leistungen bringen, um dir das Vertrauen in der Nati zu erarbeiten. Yann Sommer ist ein Topgoalie und mit seinen 31 Jahren immer noch sehr gut im Schuss, er wird noch länger auf hohem Niveau spielen können. Mal sehen, was die Zukunft bringt.»