Kevin-Prince Boateng sorgt mit seinem Wechsel zum FC Barcelona für Stirnrunzeln. Bluewin versucht, den Sinn dieses Wechsels zu finden und blickt auf die zehn fragwürdigsten Transfers der letzten Jahre zurück.
«Real Madrid», sagte Kevin-Prince Boateng vor zwei Jahren (spielte damals für Las Palmas) mit Bestimmtheit, als er in einem Interview gefragt wurde, ob er lieber für die Königlichen oder für den FC Barcelona spielen würde. «Schon seit ich ein kleines Kind war, hat mich das weisse Trikot immer fasziniert.»
Jetzt kehrt er nach Spanien zurück. Der 31-Jährige wechselt aber nicht zu Real, sondern leihweise bis Ende Saison zu Barcelona. Ein Transfer, der nicht nur wegen seiner Real-Aussage Fragen aufwirft. Warum wechselt Boateng jetzt zu Barça? Will er die womöglich letzte Chance wahrnehmen, die Champions League zu gewinnen? Oder will er mit 31 noch einmal richtig durchstarten?
Hier sind die zehn fragwürdigsten Transfers der letzten Jahre:
FC Barcelona
Kevin Prince Boateng
Warum holt Barcelona einen Spieler, der seinen Zenit überschritten hat und langsam aber sicher in den Herbst seiner Karriere kommt? Wahrscheinlich wollen die Katalanen Luis Suarez etwas entlasen. Der Torjäger aus Uruguay ist der einzige gelernte Mittelstürmer im Kader und hat in dieser Saison fast jedes Spiel gemacht. Boateng spielte zuletzt bei Sassuolo wieder im Sturm, nachdem er in Frankfurt vor allem im zentralen Mittelfeld eingesetzt wurde. Der 15-fache Nationalspieler Ghanas ist also auf mehreren Positionen einsetzbar, dennoch wird er sich mit der Rolle des Jokers begnügen müssen.
FC Barcelona / Guangzhou Evergrande
Paulinho
Die Barça-Fans trauten ihren Augen kaum, als ihr Lieblingsklub im Sommer 2017 Paulinho als Neuzugang vorstellte. Der Brasilianer, der sich bei Tottenham nicht durchsetzen konnte und die letzten beiden Jahre in China verbrachte, kam für stolze 40 Millionen Euro. Doch Paulinho überzeugte, wurde Stammspieler und hatte seinen Anteil an Barcelonas Double-Gewinn im letzten Jahr. So überraschte am Ende fast noch mehr, dass der Mittelfeldspieler die Katalanen nach einem Jahr bereits wieder verliess. Jetzt kickt Paulinho wieder in China.
Paris Saint-Germain
Neymar
Dass Neymar den Klub wechseln würde, nachdem er mit Barcelona die Champions League gewinnen konnte, war abzusehen. Der brasilianische Edeltechniker wollte schliesslich aus dem Schatten von Lionel Messi treten und endlich Weltfussballer werden. Fragwürdig war sein Transfer zu PSG vor anderthalb Jahren dennoch – wegen der unglaublichen Ablösesumme von 222 Millionen Euro. Wie gross das Talent und die Fanbase des Spielers auch ist – eine solche Summe kann doch irgendwie kein Superstar wert sein. Wie auch immer: Der Pariser Scheichklub bezahlte Neymars Ausstiegsklausel und brachte damit das Transferkarussell so richtig ins Drehen. Für Coutinho zum Beispiel hätte Barça ohne den Neymar-Verkauf kaum 130 Millionen bezahlt, Liverpool hatte dank Coutinho Geld für einen neuen Goalie (Alisson) und Abwehrchef (Van Dijk) – und so weiter.
FC Barcelona
Ousmane Dembélé
Dembélés Wechsel zu Barça ging als einer der verrücktesten Transfers überhaupt in die Geschichte ein. Der Franzose war nämlich erst ein Jahr lang bei Borussia Dortmund, ehe ihn Barcelona für die astronomische Summe von 120 Millionen Euro nach Katalonien lotste. Aufgrund von Bonuszahlungen kann sich die Ablöse sogar auf bis zu 145 Millionen erhöhen. Der BVB hatte Stade Rennes 2016 lediglich 15 Mio. für den jungen Franzosen bezahlt. Barça hatte nach dem Neymar-Verkauf natürlich das nötige Kleingeld, dennoch ist der Transfer auch heute noch ziemlich fragwürdig. Zumal Dembélé bislang mehr durch Disziplinlosigkeiten und Verletzungen als mit überragenden Leistungen Schlagzeilen machte.
Stoke City
Xherdan Shaqiri
Auch ein Schweizer mischt sich unter unsere Top 10 der fragwürdigsten Transfers. Xherdan Shaqiri sagten viele eine grossartige Karriere voraus, sein Wechsel zu Bayern München kam mit 20 Jahren aber vielleicht ein oder zwei Jahre zu früh. Bei Bayern konnte sich Shaqiri nicht durchsetzen, also versuchte er sein Glück bei Inter Mailand. Nachvollziehbar, aber auch in Italien hatte es Shaq schwer. Also machte der Nati-Spieler 2015 zwei Schritte zurück und wechselte zu Stoke City in die Premier League. Ein Transfer, den hierzulande nur die Wenigsten verstehen konnten, er sollte sich aber als goldrichtig erweisen. Endlich konnte Shaqiri regelmässig spielen und sich so wieder für grössere Teams empfehlen. Drei Jahre später dann der Wechsel zu Liverpool, wo er heute eine grössere Rolle spielt als viele erwartet hatten.
Paris Saint-Germain
Gianluigi Buffon
17 Jahre lang spielte Gigi für Juventus Turin, war Captain und Identifikationsfigur des Klubs. Buffon gewann alles mit Juve – bis auf die Champions League. Im Sommer hätte er mit 40 Jahren seine fantastische Karriere ruhmreich beenden können, doch Buffon entschied sich, noch ein letztes Kapitel aufzuschlagen: Er wechselte zu PSG. Zumindest bei den Fussball-Romantikern hat der Italiener, der jahrelang zu den beliebtesten Spielern überhaupt gehörte, damit viel Kredit und Respekt verloren.
Juventus Turin
Cristiano Ronaldo
Es war der Transfer-Hammer des vergangenen Jahres. Cristiano Ronaldo, die Ikone schlechthin bei Real Madrid, verlässt die Königlichen und wechselt zu Juventus. Gewiss hat CR7 die Klasse, Juve zum langersehnten Champions-League-Titel zu führen. Und vielleicht ist er auch seine Hohe Ablöse (100 Millionen) wert. Fragwürdig ist, wie einfach Real seinen Superstar, der den Königlichen zuletzt drei Triumphe in Folge in der Königsklasse bescherte, gehen liess. Dass die Madrilenen jetzt in der Krise stecken, ist kein Zufall.
Manchester United
Alexis Sanchez
Was war 2018 für ein Horror-Jahr für den chilenischen Offensivmann. Dabei wollte er doch nochmals so richtig durchstarten. Weil sein Vertrag bei Arsenal im Sommer 2018 ausgelaufen wäre, konnte sich Sanchez den neuen Verein aussuchen. Viel Geld konnten die Londoner für ihren Superstar ja nicht mehr verlangen. Sein Wechsel zu Manchester City schien bereits in trockenen Tüchern. Der spätere Meister hatte damals schon zwölf Punkte Vorsprung, den Titel hätte Sanchez bei einem Wechsel also praktisch auf sicher gehabt. Genauso wie einen attraktiven Offensiv-Fussball. Doch er entschied sich im letzten Moment für Citys Stadtrivale United, wo er zum bestbezahlten Premier-League-Spieler wurde. In José Mourinhos Defensiv-Fussball spielte Offensivmann Sanchez aber schnell nur noch eine kleine Rolle und auch unter dem neuen Trainer Ole Gunnar Solskjaer kam er noch nicht oft zum Zug.
DL Yifang
Yannick Carrasco
Er schoss ein Tor im Champions-League-Final 2016 und war auf dem Weg dazu, einer der nächsten grossen Stars zu werden. Doch Yannick Carrasco entschied sich für das Geld. Vor einem Jahr wechselte der belgische Nationalspieler mit 24 Jahren in die chinesische Super League zu DL Yifang und sorgte damit europaweit für kollektives Kopfschütteln. Abgesehen von seinen WM-Auftritten im Sommer ist Carrasco komplett von der Bildfläche verschwunden. Schlagzeilen machte er im letzten Dezember nur, weil er einem Teamkollegen die Nase brach und ihm Schadenersatz von 155'000 Euro zahlen musste.
AC Milan / Juventus Turin
Leonardo Bonucci
Einmal Milan und zurück. Leonardo Bonucci verliess Juventus Turin im Sommer 2017 nach sieben Jahren, weil er sich mit Trainer Massimiliano Allegri verstritten haben soll. Bonucci sollte das Gesicht vom wiedererstarkten Milan werden – er wurde sogar auf Anhieb Captain. Nach einer durchwachsenen Saison in Mailand machte der Innenverteidiger aber bereits wieder den Fisch – und kehrte zu Juve zurück. Für ganz Fussball-Italien war dieses Hin-und-Her zu viel des Guten, noch heute wird Bonucci sogar bei Länderspielen ausgepfiffen.