Die Schweiz kann auch das sechste Spiel im Jahr 2020 nicht gewinnen, weil die Mannschaft von Vladimir Petkovic nur in der ersten Halbzeit auf Touren kommt. Die Nati-Spieler in der Einzelkritik.
Bewertungsschlüssel
6 Sackstark
5 Gut
4 Genügend
3 Schwach
2 Sehr schwach
1 Unterirdisch
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Torhüter
Yvon Mvogo
Beim ersten Gegentreffer ist Mvogo mit den Fingerspitzen noch dran, beim zweiten ist er gänzlich machtlos. Auszeichnen kann sich Mvogo gegen die Belgier kaum. Auffällig ist, dass er den Ball in Drucksituationen einfach wegspediert und nicht um jeden Preis das Kurzpassspiel pflegt. Auch wenn diese Bälle zu oft im Aus oder beim Gegner landen, diese Art Fussball zu spielen, schont die Nerven der Fans.
Rechtsverteidiger
Eray Cömert
Der 22-Jährige geht kaum Risiken ein und gewinnt viele Zweikämpfe. Er hat gezeigt, dass er ein solider Backup und zu Recht im Kreise der Nationalmannschaft weilt.
Innenverteidiger
Fabian Schär
In der 12. Minute leitet er mit seinem langen Ball das 1:0 ein. Bei den Gegentoren sieht er allerdings nicht gut aus. Beim ersten hebt er den Arm, um eine vermeintliche Abseitsposition zu signalisieren – so hat Torschütze Michy Batshuayi alle Zeit der Welt, sich den Ball zurechtzulegen, um dann den zu spät kommenden Schär zu umkurven. Beim zweiten Gegentor steht er erneut nicht nah genug bei Batshuayi, allerdings versagt die Schweiz im Kollektiv. Sieben Schweizer sind im eigenen Sechzehner stationiert und schaffen es nicht, die zwei Belgier unschädlich zu machen. Zwischen den beiden Gegentreffern schaltet er sich für einmal in den Angriff ein und kommt zu einem Abschluss. Gegen Spanien muss Schär eine Sperre absitzen.
Linksverteidiger
Loris Benito
90 Pässe spielt Benito, die meisten davon sind unspektakulär und kommen beim Mitspieler an. Den Ausgleich der Belgier leitet er allerdings mit einem haarsträubenden Fehlpass ein. Solche Aussetzer leisteten sich die Schweizer in den letzten Spielen immer wieder und nur deshalb sind sie in diesem Jahr noch sieglos. Topteams wissen das auszunutzen. In der 60. Minute fällt er mit einer guten Rettungsaktion auf. In der 75. Minute wird er beim Stand von 1:2 ausgewechselt.
Rechter Aussenläufer
Edimilson Fernandes
In der ersten Halbzeit beackert er die rechte Seite, in der 27. Minute tritt er mit einer starken Flanke offensiv in Erscheinung, drei Zeigerumdrehungen später klärt er am eigenen Sechzehner stark gegen Dodi Lukebakio. In der zweiten Halbzeit rückt er nach Petkovics Vierfachwechsel ins zentrale Mittelfeld – dort wirkt er zunächst etwas orientierungslos. In der 82. Minute kommt er aus vielversprechender Position zum Abschluss, verfehlt das Ziel aber deutlich.
Zentraler Mittelfeldspieler
Djibril Sow
Der 23-Jährige zeigt in der ersten Halbzeit an der Seite von Xhaka eine gute Leistung, läuft viel und seine Pässe kommen beim Mitspieler an. Nach der Auswechslung von Xhaka wäre es an ihm, die Mannschaft zu dirigieren. Eine Rolle, die ihm noch nicht sonderlich zu behagen scheint. In der 79. Minute zieht er mit viel Tempo in den Sechzehner und bereitet mit einem klugen Pass in den Rücken der Abwehr eine gute Torchance vor.
Zentraler Mittelfeldspieler
Granit Xhaka
Seine Stärke ist es, die Mitspieler als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff lautstark anzuleiten. Mit dem Ball am Fuss weiss der in der Halbzeit ausgewechselte Captain gegen Belgien aber nicht viel anzufangen. Für Gefahr sorgt er am Mittwochabend nie – und zu viele seiner eigentlich unspektakulären Pässe landen beim Gegner. Das überschwängliche Lob gewisser Journalisten ist denn auch nur schwer nachvollziehbar, wird doch jeweils der Eindruck vermittelt, man schaue gerade einem preisgekrönten Weltfussballer bei der Arbeit zu.
Linker Aussenläufer
Steven Zuber
Bis zu seiner akrobatischen Klärungsaktion in der 35. Minute ist von Zuber nur wenig zu sehen. Kurz vor der Pause kommt er zu zwei guten Abschlussmöglichkeiten, doch das Selbstvertrauen scheint derzeit nicht restlos intakt und so lässt er beide Chancen ungenutzt. In Topform hätte er wohl mindestens eine davon genutzt. Nach der Pause bleibt er draussen.
Rechter Angreifer
Breel Embolo
Er lässt sich oft ein paar Meter fallen, um dann aus der zweiten Reihe mit hohem Tempo auf die gegnerischen Abwehrreihen anzulaufen. Im Ansatz sieht das oft vielversprechend aus, doch im Endeffekt sorgt er gegen Belgien kaum einmal für Gefahr. Das liegt einerseits daran, dass Embolo den letzten Pass zu selten an den Mann bringt, anderseits stoppen ihn die «Roten Teufel» mehrfach mit Fouls. In der Pause wird er ausgewechselt.
Mittelstürmer
Mario Gavranovic
Von einem Torerfolg ist er weit entfernt, nur einmal geht er in den Abschluss – gefährlich wird es nicht. Dafür bereitet er in der ersten Halbzeit zwei Chancen vor. Besonders sein Pass auf Zuber kurz vor dem Pausenpfiff ist perfekt getimt, dafür hätte er sich einen Assist verdient. Bis zu seiner Auswechslung in der 63. Minute taucht er ab, nur noch einmal tritt er in Erscheinung, fällt dabei aber negativ auf – bei einem Konter spielt er einen miserablen letzten Pass, ansonsten wäre es brandgefährlich geworden.
Linker Angreifer
Admir Mehmedi
In der 12. Minute nutzt er die erste Chance eiskalt aus, sackstark. In der 27. Minute vergibt er die Möglichkeit, das Skore auf 2:0 zu stellen. Unmittelbar vor dem Pausentee gewinnt er auf Höhe der Mittellinie den Ball und leitet so den gefährlichen Angriff ein. Mit seiner Leistung hat er sich für weitere Einsätze in den kommenden Spielen aufgedrängt. Genug Power im Tank hat er bestimmt, denn zur Pause wird er ausgewechselt.
Ab 46. Minute für Xhaka
Xherdan Shaqiri
Von der Bank zu kommen, das ist sich Shaqiri gewöhnt – dass er dann auch gleich die Captainbinde am Arm trägt, allerdings nicht. Gegen die Belgier kann er dem Spiel aber nicht den Stempel aufdrücken. Seine Klasse lässt er nur bei einem feinen Pässchen auf den weit aufgerückten Schär aufblitzen.
Ab 46. Minute für Zuber
Renato Steffen
Kurz nach dem Ausgleich der Belgier lanciert er Vargas mit einem starken Pass in die Tiefe. Beim zweiten Gegentreffer steht er dann etwas gar weit vom Flankengeber entfernt.
Ab 46. Minute für Embolo
Silvan Widmer
Widmer kommt zwar für Embolo ins Spiel, übernimmt aber die Rolle von Fernandes im rechten Couloir. Er hat ein paar gute Aktionen, in der 63. Minute setzt er zu einem spektakulären Kung-Fu-Schuss an, den der Goalie allerdings ohne grössere Probleme abwehrt. Kurz darauf lanciert er Vargas. Beim zweiten Gegentreffer wird er etwas zu einfach umkurvt, doch mehrere Mitspieler hätten noch die Gelegenheit gehabt, den «Fehler» auszubügeln.
Ab 46. Minute für Mehmedi
Ruben Vargas
Vargas ist der auffälligste Einwechselspieler, drückt von Beginn an aufs Gaspedal und stellt den belgischen Totalausfall Sebastiaan Bornauw (böse Zungen würden behaupten, er sei der beste Schweizer an diesem Abend) vor grössere Probleme. In der 52. bleibt er mit einem nicht ungefährlichen Schuss am Goalie hängen. Vom Einsatz her top, im Abschluss noch nicht kaltschnäuzig genug.
Ab 63. Minute für Gavranovic
Haris Seferovic
An Seferovic scheint das Spiel komplett vorbeizulaufen, er hat kaum einen Ball im Fuss. Seine beste Aktion hat er in der 80. Minute, da holt er einen Eckball heraus. Allerdings wird der Stürmer auch nicht mit Bällen gefüttert.
Ab 75. Minute für Benito
Becir Omeragic
Zu kurzer Einsatz für eine Bewertung.
Belgien – Schweiz 2:1 (0:1)
Den Dreef, Leuven. – Keine Zuschauer. – SR Brisard (FRA). – Tore: 12. Mehmedi (Schär) 0:1. 49. Batshuayi (Tielemans) 1:1. 70. Batshuayi (Foket) 2:1.
Belgien: Mignolet; Bornauw (92. Denayer), Mechele, Vertonghen (58. Delcroix); Chadli (58. Foket), Praet, Dendoncker (46. Tielemans), Thorgan Hazard (92. De Ketelaere); Lukebakio (83. Kayembe), Vanaken; Batshuayi.
Schweiz: Mvogo; Cömert, Schär, Benito (75. Omeragic); Edimilson Fernandes, Xhaka (46. Shaqiri), Sow, Zuber (46. Steffen); Embolo (46. Widmer), Mehmedi (46. Vargas); Gavranovic (63. Seferovic).
Bemerkungen: Belgien u.a. ohne Courtois, De Bruyne, Lukaku und Mertens (alle geschont) sowie Eden Hazard (positiv auf das Coronavirus getestet) und Vermaelen (Einreise-Verbot), Schweiz ohne Omlin, Kobel, Zakaria und Mbabu (alle verletzt) sowie Lotomba (positiv auf das Coronavirus getestet). Verwarnungen: 63. Foket (Foul).