Der englische Fussballverband FA ermittelt gegen Bernardo Silva. Der Vorwurf: Rassismus. Der Portugiese hatte sich einen Spass mit Mitspieler Benjamin Mendy erlaubt.
«Darf man in diesen Zeiten nicht einmal mehr einen Witz mit einem Freund machen?», zeigt Bernardo Silva sein Unverständnis auf Twitter, nachdem er von anderen Usern übel beleidigt wurde. Der Auslöser: Der Mittelfeldspieler von Manchester City verglich seinen farbigen Mitspieler Benjamin Mendy (als Kind abgebildet) mit dem schwarzen Maskottchen eines spanischen Erdnüsschen-Herstellers.
Der englische Fussballverband FA hat Ermittlungen aufgenommen und prüft, ob Silvas Post gegen die Rassismus-Richtlinien verstösst und zu sanktionieren ist.
Doch was ist Rassismus überhaupt? «Rassismus ist eine Gesinnung oder Ideologie, nach der Menschen aufgrund weniger äusserlicher Merkmale – die eine bestimmte Abstammung vermuten lassen – als 'Rasse' kategorisiert und beurteilt werden», ist auf Wikipedia zu lesen. «Dabei betrachten Rassisten alle Menschen, die ihren eigenen Merkmalen möglichst ähnlich sind, grundsätzlich als höherwertig, während alle anderen als geringerwertig diskriminiert werden.»
Rassisten fügen ihren Opfern einen seelischen Schmerz zu. Wie zum Beispiel einige Anhänger von Serie-A-Klub Cagliari Calcio, die vor wenigen Wochen beim Spiel gegen Inter Mailand den gegnerischen Stürmer Romelu Lukaku mit Affenlauten eingedeckt hatten. In einem emotionalen Instagram-Post reagierte Lukaku auf die Beleidigungen: «Es ist 2019. Aber anstatt vorwärtszugehen, gehen wir rückwärts.»
Auch Benjamin Mendy hat auf den Scherz von Bernardo Silva reagiert. Mit tränenlachenden Emojis und der Botschaft: «1:0 für dich, wart's nur ab.»
Mendy empfindet Silvas Provokation nicht als rassistisch. Warum auch? Wer die beiden kennt – oder schon nur mal die sozialen Kanäle der beiden City-Spieler verfolgt hat – weiss, dass sie sich gegenseitig immer wieder aufziehen. Sie sind gut befreundet, spielten schon vor ihrer Zeit in England gemeinsam bei der AS Monaco.
Ist Bernardo Silva ein Rassist? Das will die FA jetzt herausfinden. Übrigens: die Cagliari-Fans wurden vor einer Woche vom italienischen Fussballverband FIGC freigesprochen. Weil «die Gesänge, Schreie und Pfiffe gegen Lukaku in Bezug auf Ausmass und Wahrnehmung nicht als diskriminierend einzuordnen» seien. Eine ziemlich fragwürdige Erklärung, wenn man sich Videos wie folgendes anschaut:
Affenlaute sind in italienischen Stadien also toleriert. Während ein Fussballer bei einem Scherz mit einem Mitspieler aufpassen muss, dass er nicht ins Fettnäpfchen tritt. Wird da wirklich mit gleichen Ellen gemessen? Da könnten sich die Verantwortlichen der Fussballverbände durchaus mal hinterfragen.