Mit Yannick Carrasco ist ein weiterer europäischer Starspieler nach Saudi-Arabien gewechselt. Der belgische Nationalspieler schildert die Gründe für seinen Entscheid in einer denkwürdigen Pressekonferenz.
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- Dem saudischen Klub Al-Shabab gelang kurz vor Ende des Transferfensters noch ein Transfercoup: An seinem 30. Geburtstag unterschrieb Yannick Carrasco am Montag bei Al-Shabab einen lukrativen Vierjahresvertrag.
- Der Belgier macht keinen Hehl daraus, dass er aufgrund des Geldes nach Saudi-Arabien gewechselt ist. Er spricht dabei von «Sicherheit».
- Über die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien könne er kein schlechtes Wort verlieren. Was die Menschenrechts-Organisationen sagen, könne er auch nicht unterstützen, so Carrasco.
Dutzende Top-Fussballer haben in diesem Sommer ihre Zelte in Europa abgebrochen und sind nach Saudi-Arabien gewechselt. Die Beweggründe sind klar, einige Spieler geben auch offen und ehrlich zu, dass sie dem Ruf des Geldes nicht widerstehen konnten.
Cristiano Ronaldo, Neymar, Karim Benzema und Co. geraten aber ins Kreuzfeuer der Kritik. Der Tenor: Wie kann man nur in ein Land wechseln, in dem eine solch katastrophale Menschenrechtslage herrscht, wo Menschen wegen ihrer Sexualität hingerichtet werden können und Journalisten vom Regime ermordet werden? Laut «Amnesty International» wurden im Jahr 2022 in Saudi-Arabien 196 Menschen hingerichtet.
Auch Yannick Carrasco wird an einer Medienkonferenz mit kritischen Fragen konfrontiert. Der belgische Nationalspieler wechselte vor wenigen Tagen von Atlético Madrid zu Al-Shabab. «Ich unterstütze nicht, was die Menschenrechts-Organisationen sagen», gibt sich Carrasco entschlossen und unbekümmert.
Und weiter: «Ronaldo führt dort doch auch ein ganz normales Leben mit seiner Frau, oder? Ich war selbst schon dort und habe gesehen, wie die Frauen dort sind und wie die Leute herumlaufen. Mir ist dabei nichts Besonderes aufgefallen. Es ist ein schönes Land, ehrlich.» Es sei schwierig, Dinge zu beurteilen, wenn man nur auf das höre, was andere Leute sagen, meint der 30-Jährige. «Man muss sich selber ein Bild machen.»
Wechsel wegen finanzieller Sicherheit
Carrasco hat selbst darum gebeten, eine Pressekonferenz über seinen Wechsel nach Saudi-Arabien zu geben, um ein für alle Mal über seine Beweggründe zu sprechen. Warum wechselt der Flügelspieler von einer der Top-Adressen in Europa in die Saudi Pro League?
«Nächstes Jahr werde ich 31 Jahre alt und bin in meinem letzten Vertragsjahr bei Atlético. Mein einziges konkretes Angebot in diesem Sommer kam aus Saudi-Arabien. Ausserdem sieht man, dass Verletzungen im Fussball viel häufiger vorkommen, weil es so viele Spiele gibt. Ich habe mich für Sicherheit entschieden, ich wollte kein Risiko eingehen», erklärt der 66-fache Nationalspieler.
Es ist nicht das erste Mal, dass Carrasco Geld über Ruhm und sportliche Herausforderungen stellt. Im Februar 2018 wechselte er, damals als 24-jähriger aufstrebender Shootingstar, nach China zu Dalian Professional. Als sportlicher Rückschritt will Carrasco seinen Saudi-Wechsel aber nicht bezeichnen. «In China wusste ich auch, dass ich mein Niveau halten würde, warum sollte es jetzt nicht auch so sein?», meint er.
Der FC Barcelona war auch an ihm dran, wie Carrasco selber bestätigt: «Ich habe tatsächlich ein paar Mal mit ihnen telefoniert.» Barça hätte aufgrund seiner finanziellen Situation aber noch keine Zulassung von La Liga erhalten. So entschied er sich für Saudi-Arabien. Carrasco: «Ich mag das Abenteuer.» Und offensichtlich auch die Kohle.