«Ein schlechter Witz» Bei Nati-Gegner Rumänien fliegen vor dem Qualispiel die Fetzen

Von Martin Abgottspon

19.6.2023

Die rumänischen Nationalmannschaftsspieler beim Abschlusstraining in Luzern.
Die rumänischen Nationalmannschaftsspieler beim Abschlusstraining in Luzern.
Bild: Keystone

Beim Schweizer Gruppengegner Rumänien herrscht trotz der sommerlichen Temperaturen ein kühles Betriebsklima. Verband und Presse gehen aufeinander los und auch die Spieler stehen in der Kritik. 

Von Martin Abgottspon

In Rumänien scheint es derzeit erhebliche Unstimmigkeiten innerhalb der nationalen Fussballmannschaft zu geben. Die Presse des Landes zeigt wenig Gnade und übt starke Kritik an der Mannschaft sowie dem Trainerstab. Und dabei geht es bei Weitem nicht nur um das blamable 0:0 im letzten Qualispiel gegen den Kosovo.

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Aufruf zur Einheit stösst auf Widerstand

Es ist primär ein Brief des Verbands, der für Aufsehen sorgt. Dieser wurde einen Tag vor dem jüngsten Unentschieden an alle Klubpräsidenten der obersten Liga, Pressehäuser und Spielerberater geschickt. Darin wurde die «rumänische Fussballfamilie» aufgerufen, die Spieler während der beiden anstehenden wichtigen EM-Quali-Partien zu unterstützen und ihnen volle Konzentration zu ermöglichen. Dass negative Schlagzeilen hier eher kontraproduktiv sind, wurde zwar nicht erwähnt, schien aber so bei der Presse anzukommen.

Entsprechend hielten sich die Medien nicht mit Kritik zurück. Insbesondere die «Gazeta Sporturilor» äusserte deutlich ihren Unmut: «Das ist ein schlechter Witz! Es könnte zum Lachen sein, aber eigentlich ist es zum Weinen. Diejenigen, die die Nationalmannschaft leiten, haben eine falsche Wahrnehmung. Wir sind nicht Teil der rumänischen Fussballfamilie. Das ist kindisch.»

Die Reaktion der Presse auf diesen Brief zeigt einmal mehr, dass die Beziehung zwischen den Medien und der Nationalmannschaft angespannt ist. Die «Gazeta Sporturilor» setzt ihre Kritik fort: «Hören Sie auf, uns zu bitten, unseren Job nicht zu machen. Hören Sie auf, uns aufzufordern, nicht mehr zu fragen. Wenn Sie von Journalisten verlangen, dass sie ihren Job nicht mehr respektieren und sich in Pressesprecher verwandeln, die wie Pelikane nur Communiqués abgeben, dann sind Sie entweder völlig verrückt geworden, oder Sie bereiten Alibis für den Fall von Misserfolgen vor.»

Das Schweiz-Duell könnte alles noch schlimmer machen

Aber nicht nur das Management, sondern auch einzelne Spieler werden ins Visier genommen. Mihai Stoica, ehemaliger Fussballprofi und CEO von Steaua Bukarest, fand harte Worte für Stürmer George Puscas: «Was hat der in der Nationalmannschaft zu suchen? Der nervte nur! Das ist ein Spieler für untere Ligen; und nicht mal dort spielt er.» Trainer Edi Iordanescu verteidigte Puscas jedoch vehement: «Ich bin mit dem, was teils geschrieben und gesagt wurde, überhaupt nicht einverstanden. Ich respektiere Meinungen. Aber George hat ein gutes Spiel gemacht. Er war für die Ökonomie des Spiels von grosser Bedeutung.»

Trotz der internen Konflikte und der harschen Kritik könnte es für die rumänische Mannschaft in der vermeintlich schwächsten Qualifikationsgruppe aller Zeiten zum dritten Mal in diesem Jahrtausend zur Teilnahme an der EM reichen. Der Schlüssel zum Erfolg scheint dabei Kampfgeist zu sein, denn mehr hat die Mannschaft laut Presse nicht zu bieten.

Obwohl George Puscas in der Kritik steht, könnte er dennoch eine wichtige Rolle spielen. Allerdings dürfte gegen die Schweiz nicht Puscas, sondern Denis Alibec von Farul Constanta beginnen. Ob das die gewünschte Wende bringt? Der Schweiz kann es nur recht sein, wenn es nicht so sein sollte.