«Unser König»«Unser König»: Rakitic postet Foto mit Rechts-Rocker
Luca Betschart
17.7.2018
In Zagreb erwarteten hunderttausende Anhänger mit Stolz ihre Silber-Helden. Eine Nation zeigt, wie eine Finalniederlage am besten zu verarbeiten ist. Einzig ein Foto von Ivan Rakitic sorgt für Stirnrunzeln.
Es sind eindrückliche Bilder, die uns aus Kroatien erreichen. Rot-weiss gewürfelte Flaggen bedecken Denkmäler, Balkons und Fahrzeuge aller Art, während die Spieler auf dem Dach eines Busses durch die Strassen der Hauptstadt gefahren und von unzähligen Menschen am Strassenrand frenetisch empfangen werden. Vermutlich wurde ein Finalverlierer selten so ausgelassen gefeiert.
Selbst die Nationalspieler zeigten sich einen Tag nach der 2:4-Niederlage gegen Frankreich gut erholt und dankbar für ein erfolgreiches Turnier. Der Trikottausch – mit Widmung und Unterschrift neben der Rückennummer – der beiden Leistungsträger Modric und Rakitic zeigt, dass auch innerhalb dieser kroatischen Nationalmannschaft eine hohe Wertschätzung herrscht. Modric schreibt an Rakitic: «Für meinen Bruder Ivan, von Herzen. Ich bin stolz, mit dir grosse Momente auf dem Platz geteilt haben zu können».
Rakitic & Modric exchanged shirts after the World Cup Final:
Modric to Rakitic: “To my brother Ivan, from my heart, I’m proud to have shared with you great moments on the pitch.”
Rakitic to Modric: “To my brother Luka, it was the greatest honor to spend all this time with you.” pic.twitter.com/rGvCRjMu6R
Kroatische Medien hatten ihre Leser am Montag bereits auf den Empfang eingestimmt: «Ihr seid unser Gold!» schrieb die Zeitung «Vecernji List» und «24sata» titelte «Erste in unseren Herzen». Auch über Radiostationen konnten Anrufer ihren Stolz gegenüber der Nationalmannschaft ausdrücken. So bedankte sich eine ältere Dame bei Modric und Co.: «Sie haben dem Land wieder zu Selbstrespekt und Selbstbewusstsein verholfen». Neben all den Lobeshymnen gibt es allerdings auch Kritik – vor allem für Ivan Rakitic.
Kritik an Rakitic für zweifelhaftes Foto
Inmitten der Feierlichkeiten mit dabei: Marko Perkovic. Der Sänger der Band Thompson zog in den 1990er-Jahren in den Kroatienkrieg und gilt als Faschist, der gegen Serben hetzt. Thompsons Liedtexte sind fragwürdig. In «Bojna Cavoglave» singt er beispielsweise: «Hört her ihr Serben, ihr Tschetniks. Unsere Hand wird euch sogar bis nach Serbien erreichen». In der Schweiz führten Proteste gegen den umstrittenen Musiker bereits zu mehreren Konzertabsagen. So fand 2009 ein geplantes Konzert in Kriens nicht statt, weil das Bundesamt für Polizei eine Einreisesperre gegen Perkovic verhängte.
Dies hielt den schweizerisch-kroatischen Doppelbürger Ivan Rakitic nicht davon ab, ein gemeinsames Bild mit Perkovic auf Instagram zu veröffentlichen. Dazu schrieb er: «Der König ist angekommen, der einzig wahre. Hopp Kroatien» und provozierte dadurch zahlreiche Reaktionen, positive wie negative. Während dem Turnier gelangten bereits Aufnahmen aus der Garderobe der Kroaten an die Öffentlichkeit, in welchen mehrere Spieler Lieder der Band Thompson sangen.
Der Partystimmung im Land tut dies allerdings keinen Abbruch. Der Empfang in Zagreb war erst der Anfang. In den nächsten Tagen sind Empfänge in den Heimatstädten der einzelnen Teammitglieder geplant.
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