Die indigenen Völker stehen bei der WM besonders im Fokus. Nach der Viertelfinal-Qualifikation des Gastgeberlandes ist die Freude gross, doch einige Massnahmen in Australien werden stark kritisiert.
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- Die FIFA setzt Massnahmen um, um die indigenen Völker der WM-Gastgeberländer Australien und Neuseeland am Event teilhaben zu lassen.
- Die indigene Organisation «Indigenous Football Australia» wirft der FIFA jedoch «leere Symbolik» vor. Einige der angekündigten Massnahmen würden nicht umgesetzt.
Rauch steigt im wunderbaren, mit gut 75'000 Besuchern gefüllten Stadium Australia auf, Didgeridoo-Klänge wabern durch die Arena und Stammesälteste begrüssen die Fans. Bei jedem WM-Spiel auf australischem Boden gehören Traditionen der Ureinwohner bei der so genannten «Acknowledgement of Country» mit dazu.
Neben der bekannten Flagge Australiens wehen auch die der Aborigines (eine goldene Sonne auf schwarz-rotem Hintergrund) und der Torres-Strait-Insulaner (weisses Kopfschmuck-Symbol auf grün-blauem Hintergrund). Mit dem Ritual, das aus der Kultur der ältesten Völker Australiens stammt, werden die traditionellen Wurzeln des Landes gewürdigt. Seit einigen Jahren ist es fester Bestandteil öffentlicher Veranstaltungen – so auch bei dieser WM.
Leere Symbolik
Schon zuvor hatte die FIFA einige Initiativen angekündigt, um die indigenen Völker der Gastgeberländer Australien und Neuseeland in besonderem Masse teilhaben zu lassen. «Man kann nicht einfach Fussball spielen und die Menschen aussen vor lassen, ohne die diese Nation nicht existieren würde», sagte FIFA-Generalsekretärin Fatma Soumara vor dem Turnier gegenüber der Presseagentur AP.
Die FIFA betreibt die Kampagne «Unite for Indigenous Peoples». In den Arenen wehen Flaggen der australischen und neuseeländischen Ureinwohner, für die Stadien- und Ortsnamen verwendet der Weltverband neben der englischen auch die Bezeichnung in der traditionellen Landessprache. Doch die Massnahmen wurden zuletzt stark kritisiert.
Die indigene Organisation «Indigenous Football Australia» (Ifa) sprach von «leerer Symbolik». In einem Beschwerdebrief bemängelt die Gruppe den im Juli von Football Australia herausgebrachten Bericht «Legacy '23». In dem Papier werden Ziele zur weiteren Förderung des Frauenfussballs in der Region formuliert. Ifas Hauptkritikpunkt: Die Rolle indigener Fussballerinnen werde zwar erwähnt, doch es sei keinerlei finanzielle Unterstützung für indigene Sportvereine und -initiaven geplant.
Unterstützung durch die «Matildas»
«Wenn es finanzielle Mittel gibt, sollten sie unbedingt in diese Richtung fliessen», sagt Steph Catley, Verteidigerin und während der verletzungsbedingten Absenz von Starstürmerin Sam Kerr Captain der australischen Fussballerinnen, bei einer Pressekonferenz vor dem Gruppenspiel gegen Nigeria. «Das ist etwas, das unserem Team sehr am Herzen liegt.»
Dass die Matildas sich für indigene Zwecke einsetzen, haben sie schon 2021 gezeigt: Vor den Olympischen Spielen in Tokio posierten sie für ihr Teamfoto mit der Aborigine-Flagge anstatt mit der australischen.
Aktuell hat das Team in Kyah Simon und Ersatz-Goalie Lydia Williams nur zwei Spielerinnen im Kader, die von den Aborigine-Völkern abstammen. Als die FIFA verkündete, dass auch indigene Flaggen in den Stadien zugelassen werden, sagte Simon der australischen Presseagentur AAP: «Es gibt keinen besseren Ort als die australische Heimat, um die Kultur und das Erbe der indigenen Ureinwohner zu zeigen.» Sie hoffe, dass die Menschen aus dem Ausland die vielfältige Kultur ihres Landes sehen und etwas lernen, so die Stürmerin weiter.
Grausame Vergangenheit
In Australien leben etwa 984'000 Indigene, die sich mit verschiedenen Aborigine-Völkern oder Gruppen der Torres Strait Islander identifizieren. Sie haben einen Anteil von 3,8 Prozent an der australischen Bevölkerung (Stand: Juni 2021). Während der Kolonialisierung Australiens hat es zahlreiche Massaker an den Ureinwohnern gegeben. Ausserdem wurden indigenen Müttern bis in die 1970er Jahre systematisch ihre Kinder weggenommen, um sie in weissen Familien aufwachsen zu lassen. Australien nennt die Betroffenen die «Stolen Generations». Auch die erste Matilda-Spielerin mit indigener Herkunft, Karen Menzies, zählt dazu.
SDA