Rückblick, April 2018 Weshalb Trainer entlassen werden – und was es bringt

pat

10.4.2018

Pierluigi Tami ist seit Montag «arbeitslos». Am Dienstag folgte Murat Yakin als siebter entlassener Trainer der laufenden Super-League-Saison.
Pierluigi Tami ist seit Montag «arbeitslos». Am Dienstag folgte Murat Yakin als siebter entlassener Trainer der laufenden Super-League-Saison.
Bild: Keystone

Am Montag wurde Pierluigi Tami (Lugano) und am Dienstag Murat Yakin (GC) entlassen. Es sind die Trainerentlassungen sechs und sieben in der laufenden Super-League-Saison.

Nur die Hälfte aller Super-League-Teams hat nach 28 Runden noch den gleichen Trainer wie zu Saisonbeginn (YB, Basel, St. Gallen, Thun und Lausanne). Bei GC und Sion wurden sogar zwei Übungsleiter «verbrannt». Wie kann das sein? Und was bringen die Trainerwechsel wirklich?

Die Schweizer Liga ist mit zehn Teams im Vergleich zu den europäischen Topligen sehr klein. Macht ein Super-League-Vertreter eine schlechte Phase durch, so steckt er schnell einmal im Abstiegsstrudel. Und sobald dies der Fall ist, läuten bei den Klub-Verantwortlichen die Alarmglocken. Oft sehen sie die Trainerentlassung als einzigen Ausweg aus der Krise. Ein weiterer Grund: Manche Teams starten mit überhöhten Erwartungen in die Saison. Droht ein solcher Verein die Ziele zu verpassen, so wird ebenfalls durchgegriffen.

Lohnt sich ein Trainerwechsel wirklich?

Wenn das Klima dermassen vergiftet ist, wie das nun bei GC der Fall war, so mag ein Trainerwechsel durchaus Sinn machen. Doch lange nicht immer stellt sich der gewünschte Effekt ein. Um das zu belegen, reicht oft schon der Blick auf die Tabelle: Wo standen die Teams vor der Entlassung und wo stehen sie jetzt? Wieviele Punkte pro Spiel holten die jeweiligen Trainer?

Sion: Gabri war eine totale Fehlbesetzung
Paolo Tramezzani holte 1,05 Punkte pro Spiel und belegte Platz 7. Unter Nachfolger Gabri (0,5 Punkte pro Spiel) rutschten die Walliser auf den letzten Platz ab. Nach acht Spielen unter Maurizio Jacobacci (1,38) steht Sion immer noch auf dem letzten Platz, allerdings spielt die Mannschaft deutlich stärker als unter Gabri.

Luzern: Seoane leistet hervorragende Arbeit
Markus Babbel wurde in der Winterpause entlassen. In dieser Saison holte er nur 1,05 Punkte pro Spiel und Luzern hatte nur drei Punkte Vorsprung auf Schlusslicht Sion. Unter Nachfolger Gerardo Seoane geht es steil nach oben. Er holt mehr als doppelt so viele Punkte pro Spiel (2,22) wie sein Vorgänger und so klettert Luzern unter seiner Führung bis auf Platz 4. Dieser Wechsel erwies sich im Nachhinein als kluger Schachzug.

GC: Bei den Hoppers ist der Trainer sicher nicht das einzige Problem
Carlos Bernegger musste seinen Posten bereits nach fünf Spielen – er holte nur vier Punkte – räumen. In der zu diesem Zeitpunkt noch nicht sonderlich aussagekräftigen Tabelle, belegte GC den zweitletzten Platz. Unter Murat Yakin ging es zunächst steil nach oben und man durfte zurecht vom internationalen Geschäft träumen. In den letzten Wochen befindet sich GC im freien Fall. Insgesamt holte Yakin 1,23 Punkte pro Spiel. Wer sein Nachfolger wird, ist noch nicht bekannt. Ein Triumvirat übernimmt ad interim. Fraglich ist, ob der neue starke Mann im zerstrittenen GC-Umfeld die Trendwende einleiten kann.

Lugano: Hauptsache ein Neuer – egal wer das ist
Unter Pierluigi Tami spielte Lugano eine starke Europa-League-Kampagne und eine solide Super-League-Saison. Doch nach sechs Niederlagen in Serie, zuletzt 0:1 gegen Basel, steckt Lugano mitten im Abstiegskampf. Deshalb sahen sich die Verantwortlichen genötigt, die Reissleine zu ziehen. Nun soll Guillermo Abascal die Kehrtwende herbeiführen. Der 28-jährige Spanier wurde vergangene Woche beim Challenge-League-Klub Chiasso entlassen. Von aussen betrachtet nicht die allerbeste Visitenkarte.

FCZ: Zumindest kurzfristig keine Verbesserung erkennbar
Uli Forte schaffte in der vergangenen Saison mit dem FCZ den sofortigen Wiederaufstieg in die Super League. Und die Zürcher mischten auch in der höchsten Schweizer Spielklasse vorne mit. 1,45 Punkte holte Forte in der laufenden Saison pro Spiel und bei seiner doch eher überraschenden Entlassung mitte Februar lag der FCZ auf Platz 3 und stand im Cup-Halbfinal. Nachfolger Ludovic Magnin führte den FCZ zwar in den Cupfinal, doch in der Liga ging es bergab. Die Zürcher rutschten auf Platz 5 ab, Magnin holte im Schnitt nur einen Punkt pro Spiel.

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