Anfang Woche wollte Basel-Sportchef Marco Streller noch seinen Trainer entlassen, jetzt nimmt er selber den Hut. Es ist das Ergebnis einer langen Fehlerkette. Ein Kommentar.
«Bitte holet dä Chübel zrugg nach Basel.» Mit diesen Worten verabschiedet sich Marco Streller am Freitag von seiner Mannschaft. Mit dem «Chübel» meint der 37-Jährige den Meistertitel. Diesen konnte er in seinen zwei Jahren als Sportchef nicht holen, nachdem der FCB vor seinem Amtsantritt acht Jahre in Folge Meister wurde. Und das hat seine Gründe.
Als Streller vor zwei Jahren das Amt von Georg Heitz übernahm, wollte er –gemeinsam mit dem neuen Präsidenten Bernhard Burgener – dem Serienmeister eine neue Philosophie einhauchen: Mehr Basel, mehr Jugend, mehr Demut. Dass die Bebbi mit ihrem Umbruch nicht mehr so dominant auftreten werden wie in den vergangenen Jahren, war abzusehen. Nichtsdestotrotz hätte wohl niemand erwartet, dass der FCB in den folgenden beiden Spielzeiten den Young Boys so weit hinterherhinkt.
Streller liess Leistungsträger ziehen
Strellers erste Amtshandlung als FCB-Sportchef: Er entliess Double-Gewinner Urs Fischer und beförderte U21-Coach Raphael Wicky zum neuen Cheftrainer. Und Streller bastelte gewaltig am Kader herum.
Die Kaufoption für den damals ausgeliehenen Seydou Doumbia, der für 5 Millionen fix hätte übernommen werden können, war dem FCB zu teuer. Stattdessen holte Streller den fast gleich alten Ricky van Wolfswinkel für 3,5 Mio. Der falsche Entscheid, wenn man die beiden Torjäger vergleicht: Doumbia schoss in seiner einzigen FCB-Saison 20 Treffer (in 25 Einsätzen) und wurde Torschützenkönig. Van Wolfswinkel kommt bislang in zwei Spielzeiten und 53 Einsätzen auf 24 Tore.
Mit Marc Janko verliess auch ein zweiter Torjäger den Verein. Der Verlust von Stammspieler Renato Steffen war ebenfalls gravierend. Captain Matias Delgado gab sein Karriereende bekannt und im Winter wurde auch noch Abwehrjuwel Manuel Akanji verkauft. Die Neuzugänge Fabian Frei und Valentin Stocker – zwei alte Streller-Kumpels – konnten zumindest in ihrer ersten Saison nach der Rückkehr überhaupt nicht überzeugen. Auch Samuele Campo konnte Spielmacher Delgado nicht vergessen machen.
Der Umbruch ging im letzten Sommer munter weiter. Statt nach der ersten titellosen Saison seit 2009 dem Team wieder mehr Stabilität zu verleihen, machte Streller die gleichen Fehler wie im Vorjahr. Er liess mit Mohamed Elyounoussi, Michael Lang und Tomas Vaclik die nächsten Leistungsträger ziehen und holte mit Silvan Widmer, Dimitri Oberlin, Aldo Kalulu und Jonas Omlin für nicht wenig Geld Spieler an Bord, von denen nur Goalie Omlin beweisen konnte, dass er sein Geld wert ist.
Der verlorene Matchkampf gegen Koller
Schliesslich misslang der Saisonstart, Streller wurde nervös und entliess seinen von ihm so oft gelobten Trainer Wicky nach dem zweiten (!) Pflichtsspiel der Saison. Mit Marcel Koller sollte alles besser werden – wurde es aber nicht. Basel hatte in der Winterpause schon 19 Punkte Rückstand auf Leader YB, der Meistertitel konnte schon abgeschrieben werden.
Die Rückrunde verlief dann ganz anders. Der FCB verlor nur noch ein einziges Spiel und Koller bescherte Streller mit dem Cupsieg den ersten Titel überhaupt als Sportchef. Statt seinem Trainer den Rücken zu stärken, deutete Streller aber schon nach dem letzten Saisonspiel an, dass er den Coach ersetzen will. Der unerfahrene Sportchef verhandelte hinter Kollers Rücken mit Aarau-Coach Patrick Rahmen. Und zog im Machtkampf mit dem langjährigen und erfolgreichen Trainer am Ende den Kürzeren.
Die genauen Gründe dafür, warum Streller am Freitag als FCB-Sportchef zurücktrat, sind (noch) nicht bekannt. Es seien «zwei, drei Sachen passiert, die ich nicht akzeptieren kann», steht in der SMS, die Streller zu seinem Abschied schrieb. Vielleicht hat der 37-Jährige einfach selber erkannt, dass seine Fehlerliste nach zwei Jahren einfach zu lang wurde.