Werden die Meisterschaften in der Super League und Challenge League fortgesetzt oder abgebrochen? Am kommenden Freitag wird der Entscheid fallen. Im Teleclub Fussball-Talk Heimspiel diskutieren die Studiogäste (u.a. FCZ-Präsident Ancillo Canepa) die verschiedenen Szenarien.
Dem Schweizer Fussball steht die Woche der Entscheidung bevor. Am 27. Mai kommuniziert der Bundesrat. Am 29. Mai treffen sich die Vertreter der Schweizer Profi-Klubs und entscheiden, wie es weitergeht mit der Super League und der Challenge League. Ab dem 19. Juni könnte der Spielbetrieb dann wieder aufgenommen werden.
Für FCZ-Präsident Ancillo Canepa ist klar, dass es dann weitergehen muss. «Natürlich haben alle Klubs ihre eigenen Interessen, aber es geht um den Schweizer Fussball und seine Nachhaltigkeit. Ich bin optimistisch, dass die Klubs am nächsten Freitag richtig entscheiden und gehe davon aus, dass wir bald wieder spielen können», sagt Canepa.
Die finanzielle Situation sei sowieso schwierig. «Die Kurzarbeits-Entschädigungen entfallen natürlich durch die Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs. Aber wir haben auch Pflichten – einen TV-Vertrag. Und wir konnten erst zwei Drittel leisten, während der Fernsehpartner schon geliefert hat. Also ist es klar, dass der Rechteinhaber erwartet, dass der Vertrag erfüllt wird. Ansonsten gibt es möglicherweise eine Schadensersatzforderung», ist sich der FCZ-Präsident bewusst.
Die TV-Gelder würden beim FC Zürich zwar «nur» etwa zehn Prozent des Budgets ausmachen. «Aber diese zehn Prozent haben oder nicht haben – das ist für jeden Klub enorm wichtig», sagt Canepa. Es sei «matchentscheidend, dass wir diese Gelder behalten können, damit wir auch für die neue Saison Einnahmen generieren können».
«Ein Saisonabbruch würde keinem Verein helfen»
Blick-Sportchef Felix Bingesser meint, es gehe in der Debatte um Saison-Fortsetzung oder -Abbruch nicht nur um den finanziellen Gedanken. «Man muss auch den Spielern eine Perspektive geben. Die wollen wieder trainieren, die haben einen Marktwert und sind zurzeit an der Ausübung ihres Berufes gehindert.» Bingesser ist überzeugt, dass ein Saisonabbruch keinem Verein helfen würde. «Weil niemand weiss, wann die Fans wieder ins Stadion dürfen, sind Geisterspiele nun besser als alles andere.»
Für Teleclub Fussball-Experte Rolf Fringer ist klar: «Wenn nicht mehr gespielt wird, machen wir uns lächerlich.» Schliesslich wurde immer wieder gesagt, man brauche Geld und der Bundesrat habe die nötigen Mittel dann auch zur Verfügung gestellt. «Es gab so viele Sitzungen und nun gab es die Unterstützung für den Sport – wenn wir jetzt sagen: ‹Nein, wir hören auf›, dann ist das lächerlich. Wir müssen weiterspielen», meint Fringer.
Wer wie kein Zweiter auf eine Fortsetzung hofft, ist Challenge-League-Leader Lausanne-Sport. Die Waadtländer haben 15 Punkte Vorsprung und standen vor der Corona-Krise schon mit einem Bein in der Super League. Nun droht der Saisonabbruch. «Wir sind sicher, dass wir im Juni wieder spielen können und den Aufstieg auf dem Rasen feiern können», bleibt der zugeschaltete Lausanne-Vizepräsident Stefan Nellen optimistisch.
Sollte die Saison aber abgebrochen werden, wäre das für die Lausanner dramatisch, sagt Nellen. «Wir haben ein neues Stadion, die Vereinsbesitzer haben grosse Investitionen getätigt und wollen nun auch einen Campus für den Nachwuchs bauen.» Man wolle aber nicht über dieses Horrorszenario nachdenken, sagt Nellen: «Wir sind überzeugt, dass da kluge Menschen am Werk sind und die richtige Entscheidung treffen werden.»
Kommt die Zwölferliga doch noch?
Nellen und Lausanne hoffen ausserdem, dass die Super League auf zwölf Teams aufgestockt wird. Auch dieser Punkt könnte noch einmal neu diskutiert werden, nachdem der Vorschlag einer Modus-Änderung erst vor wenigen Wochen abgeschmettert wurde.
«Ich würde niemals einer Zwölferliga zustimmen, wenn ich den neuen Modus nicht kennen würde. Ich bin grundsätzlich auch für zwölf Teams in der Super League, aber es ist der falsche Zeitpunkt, das zu entscheiden», sagt Ancillo Canepa.
Für TV-Rechteinhaber Teleclub kommt eine Modus-Änderung, beziehungsweise eine Aufstockung der Super League auf zwölf Teams, nicht infrage. «Wir haben einen noch bis Ende der nächsten Saison laufenden Vertrag mit der Swiss Football League, in dem verbindliche Rechte und Pflichten definiert sind, zu denen auch Fragen des Wettbewerbsformats und der Anzahl Spiele pro Saison gehören», sagt Teleclub-Programmleiterin Claudia Lässer. «Die Vorschläge sind zudem aufgrund der erheblichen Mehrkosten für die Produktion und unseres dichten Programmrasters nicht umsetzbar und deshalb für uns nicht akzeptabel.»