In der Super League gehören Trainerentlassungen nicht nur in Sion zum guten Ton. Nur YB und Thun haben in den letzten beiden Jahren keinen Trainer gefeuert. Geht der Irrsinn weiter?
Saison 17/18: YB, Basel und Thun entlassen den Trainer nicht.
Saison 18/19: YB, Thun, St. Gallen und der FCZ entlassen den Trainer nicht.
Wie in der Schweiz mit Trainern umgegangen wird, stimmt nachdenklich. Beim kleinsten Gegenwind macht man Schluss und angelt sich den nächsten «Lebensabschnittspartner». Der gewünschte Effekt bleibt allzu oft aus – nur äusserst selten spielt eine Mannschaft nach dem Trainerwechsel langfristig wie verwandelt.
Die Klub-Bosse werden auch in der Saison 2019/20 kaum geduldiger, Kontinuität wird ein Fremdwort bleiben. «Bluewin» prophezeit, dass mindestens fünf Trainer entlassen werden. Wer als erster fliegt, hängt vom Saisonstart ab. Spätestens in der 15. Runde werden wir ein neues Gesicht an der Seitenlinie sehen.
Wer wird Ende Saison noch Trainer sein?
10 Prozent Überlebenschancen
Joël Magnin
Joël Magnin ist nicht zu beneiden. Bei seinem ersten Engagement im Profi-Betrieb sitzt er auf einen Schleudersitz. Dass er mit dem vielleicht schwächsten Kader in die Saison startet, macht es nicht einfacher, die überrissenen Erwartungen von Präsident Christian Binggeli zu erfüllen. Die Frage ist nicht ob Magnin ersetzt wird, sondern wann.
15 Prozent Überlebenschancen
Ludovic Magnin
Magnin ist seit knapp anderthalb Jahren Trainer beim FCZ, damit ist er nach Thuns Marc Schneider der dienstälteste Coach in der Super League. Vergangene Saison rettete ihm die gute Europa-League-Kampagne den Job. In dieser Saison sind die Zürcher nicht europäisch vertreten und müssen in Liga und Cup liefern. Sollte sich abzeichnen, dass der FCZ nicht auf Europa-Kurs ist, wird die Luft sehr dünn für Magnin und Ancillo Canepa sähe sich zum Handeln gezwungen. Dass dieses Szenario eintrifft, ist nicht unwahrscheinlich.
20 Prozent Überlebenschancen
Thomas Häberli
Häberli erbte in der Rückrunde den Job von René Weiler und führte Luzern auf den fünften Rang, zudem stand seine Mannschaft im Cup-Halbfinal. Häberli ist ein besonnener Zeitgenosse und bietet auf menschlicher Ebene kaum Angriffsfläche. Das wird ihm bei sportlichem Misserfolg aber nichts nützen. Sonderlich gut aufgestellt sind die Luzerner stand heute nicht.
25 Prozent Überlebenschancen
Fabio Celestini
Auch Celestini ist noch kein Jahr im Amt – konnte in dieser Zeit aber überzeugen. Doch es gibt zwei Probleme: Lugano steht in der Europa-League-Gruppenphase und wird die Mehrfachbelastung zu spüren bekommen. Das zweite Problem ist sein unberechenbarer Chef, Angelo Renzetti. Stimmen die Resultate nicht, kann jederzeit Schluss sein.
25 Prozent Überlebenschancen
Stéphane Henchoz
Stéphane Henchoz schaffte mit Xamax via Barrage den Ligaerhalt. Dies obwohl er schon Wochen zuvor wusste, dass sein Vertrag nicht verlängert würde. «Bluewin» traut Henchoz zu, dass er sich mit Sion in der oberen Tabellenhälfte einnisten wird. Doch entspricht das den Erwartungen von Christian Constantin? Wohl kaum, denn «CC» denkt in anderen Sphären. Alleine die Verpflichtung von Valon Behrami lässt den Sion-Boss wohl vom Meistertitel träumen. Kurz: Henchoz hat nur eine kleine Chancen, auch Ende Saison bei den Wallisern an der Seitenlinie zu stehen.
50 Prozent Überlebenschancen
Alain Geiger
Der ehemalige Nationalspieler hat mit Servette souverän den Aufstieg geschafft und geniesst alleine deshalb schon mehr Kredit als jeder andere Trainer in der Super League. Der 58-Jährige ist schon lange im Geschäft und Präsident Didier Fischer ist nicht bekannt für Kurzschlusshandlungen. Sollte Servette zur Winterpause am Tabellenende liegen, wird es auch für Geiger eng.
75 Prozent Überlebenschancen
Marcel Koller
Sportchef Marco Streller ist weg, Marcel Koller noch immer Trainer – Letzterer hat den Machtkampf gewonnen. Der 58-Jährige hat eine klare Linie, scheut sich nicht vor unpopulären Entscheiden und ist deshalb nicht bei allen Spielern beliebt. Basel scheint in der Lage, YB Paroli zu bieten. Stimmen die Resultate, so werden die Nebengeräusche leiser. Enteilen die Berner, dann wird es teamintern brodeln. Koller wäre kaum noch tragbar. Doch die Vorzeichen stehen nicht schlecht, dass es in diesem Jahr ein spannenderes Meisterrennen geben wird.
80 Prozent Überlebenschancen
Peter Zeidler
Zeidlers Vertrag wurde vor dieser Saison bis 2022 verlängert. Das zeigt, dass man in St. Gallen überzeugt ist von der Arbeit des 56-jährigen Deutschen und langfristig mit ihm plant. Sportchef Alain Sutter wird also sicherlich nicht beim kleinsten Gegenwind die Reissleine ziehen. Einen Freipass für Misserfolg hat aber auch Zeidler nicht.
85 Prozent Überlebenschancen
Marc Schneider
Marc Schneider ist nicht nur der jüngste Trainer in der Super League, sondern auch der dienstälteste. Er nimmt seine dritte Saison als Chef-Coach in Angriff. Andres Gerber ist einer der wenigen Sportchefs, der stets realistische Ziele ausgibt. Das wiederum bedeutet, dass Schneider sicher im Sattel sitzt. Wird Schneider doch entlassen, dann würde das bedeuten, dass Thun massiv abgstiegsgefährdet ist.
90 Prozent Überlebenschancen
Gerardo Seoane
Die Erwartungshaltung in Bern wird nicht kleiner. Nach zwei Meistertiteln in Folge ist der «Titel-Hattrick» – zumindest aus Sicht der Fans – fast schon Pflicht. Und im Cup würde man auch nur zu gerne mal wieder triumphieren. Sportchef Christoph Spycher ist sich aber bewusst, dass weder der Meistertitel noch der Gewinn des Cups ein Selbstläufer werden. Da YB aller Voraussicht nach um den Meistertitel spielen wird, dürfte auch Seoane sicher im Sattel sitzen.