Nach zwei Testspielen ist beim Nationalteam zwar die Defensive wieder gefestigt, in der Offensive sucht Trainer Murat Yakin aber nach Alternativen und bringt Haris Seferovic ins Spiel. Der Stürmer erläutert nun seine Haltung um eine mögliche Rückkehr.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die internationale Karriere von Haris Seferovic schien mit seinem Wechsel nach Dubai im letzten Sommer zu Ende.
- Schon zuvor hatten im Sturm jüngere Spieler wie Zeki Amdouni unter Murat Yakin den Vorzug erhalten.
- Doch der 93-fache Internationale ist für Yakin wieder eine Option, um die Torflaute in der Schweizer Nationalmannschaft zu lösen.
- Seferovic sprach mit dem «Blick» über seine mögliche Rückkehr.
Es sind Worte, die erstaunen. Als Murat Yakin nach dem Irland-Spiel auf die Situation im Angriff angesprochen wird, kommt eine Personalie ins Spiel, die für die Öffentlichkeit schon fast in Vergessenheit geriet: «Für Seferovic ist die Tür nicht zu», meinte der Nationaltrainer.
Im «neuen» System mit drei Innenverteidigern zeigte sich der Abwehrverbund zwar wieder gefestigt, dafür bereitet die Offensivabteilung dem Coachingstab Kopfzerbrechen. In den letzten fünf Partien gelangen den Kreativspielern nur drei Treffer. Die mangelnde Torgefahr kommt dabei nicht von ungefähr, schliesslich sind Okafor, Amdouni & Co. auch in ihren Klubs keine Goalgetter.
So oft haben die aktuellen Nati-Spieler in der Liga getroffen
- Noah Okafor: 5 Tore für Milan (Serie A)
- Zeki Amdouni: 4 Tore für Burnley (Premier League)
- Dereck Kutesa: 4 Tore für Servette (Super League)
- Renato Steffen: 4 Tore für Lugano (Super League)
- Ruben Vargas: 2 Tore für Augsburg (Bundesliga)
- Xherdan Shaqiri: 1 Tor für Chicago Fire (MLS) – Bemerkung: die Saison hat erst im Februar begonnen
- Dan Ndoye: noch ohne Tor bei Bologna (Serie A)
Aufgrund der fehlenden Durchschlagskraft im Angriff wundert es nicht, dass Yakin häufig auf Breel Embolo angesprochen wird. Der 27-Jährige hat in seinen letzten sechs Pflichtspielen mit dem Nationalteam vier Tore geschossen. Mit seiner Wasserverdrängung bringt er etwas mit, was den jungen Angreifern wie Amdouni, Vargas oder Okafor noch fehlt. Jedoch datiert sein letzter Einsatz vom 3. Juni des letzten Jahres, in dieser Saison hat er aufgrund eines Kreuzbandrisses noch kein Spiel mit Monaco bestritten.
Auch bei einem allfälligen Comeback ist unsicher, ob Embolo schnell wieder sein altes Leistungsniveau erreicht. Die EM fängt bereits in zweieinhalb Monaten an. Deshalb kommt für Yakin auch die Option Seferovic ins Spiel. Der 32-jährige Seferovic, 93-facher Nationalspieler (25 Tore), spielte spätestens nach seinem Wechsel nach Dubai auf diese Saison hin keine Rolle mehr im Nationalteam.
Mit Al-Wasl hat er in 23 Partien 11 Tore geschossen – ein ansehnlicher Wert, den es jedoch zu relativieren gilt. Das sportliche Niveau der Liga ist klar tiefer als in Europa und der Stürmer ist meistens gesetzt. In den letzten Monaten hatte er keinen Kontakt mehr mit Yakin gehabt, hält Seferovic gegenüber dem «Blick» fest.
Ob es realistisch sei, dass er ein EM-Aufgebot bekomme, obwohl er von Yakin nie grosse Unterstützung erhielt? Seferovic glaubt, dass das Thema durch ist, hält aber die Türe einen Spalt offen: «Sag niemals nie.»
Bock auf das Turnier in Deutschland hätte er grundsätzlich, zumal er einerseits drei Jahren für Eintracht Frankfurt (2014-2017) spielte, andererseits kreuzten sich hier auch die Wege mit seiner heutigen Frau Amina. «Ich wäre sehr gerne in Deutschland dabei. Allein von der Stimmung her wäre es ein geiles Erlebnis», betont Seferovic.
Für eine Rückkehr müssten aber für ihn gewisse Bedingungen erfüllt sein. Als reiner Lückenbüsser will er nicht einspringen: «Wenn ich ins EM-Camp einrücke, dann fahre ich auch an die EM – und zwar im Minimum als Stürmer Nummer 2», hält er fest. Ob der «Mann aus Sursee», wie ihn SRF-Reporter Sascha Ruefer jeweils bezeichnete, sein sechstes grosses Fussball-Turnier erlebt, wird man am 17. Mai sehen. Dann präsentiert Yakin offiziell das EM-Aufgebot.