Die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft startet am Donnerstag mit dem ersten Spiel am Deutschland Cup in Krefeld in die Olympia-Saison. Die Ziele sind hoch.
Das Turnier in Krefeld mit der Slowakei, Gastgeber Deutschland und Russland als Gegnern gewinnt wegen der bevorstehenden Olympischen Winterspiele in Peking an Bedeutung. Das unterstreicht das Aufgebot. Wird der Deutschland Cup normalerweise dazu genutzt, junge Spieler an das internationale Niveau heranzuführen, figurieren diesmal zahlreiche Routiniers im Kader wie Andres Ambühl, Yannick Weber oder Simon Moser. Vom diesjährigen WM-Team sind acht Spieler mit dabei. Mit den Torhütern Philip Wüthrich und Ludovic Waeber sowie den Stürmern Nando Eggenberger und Sandro Schmid wurde aber auch ein Quartett berücksichtigt, das noch nie für die Nationalmannschaft gespielt hat.
«Wir wollen hier und am Heimturnier in Visp (16./17. Dezember, die Red.) viele verschiedene Spieler testen und taktische Sachen anschauen», sagt Nationaltrainer Patrick Fischer. Deshalb wird vor der finalen Vorbereitung für Peking keiner zweimal selektioniert. Lars Weibel, der Direktor der Nationalmannschaften, ergänzt zu den Überlegungen bezüglich des Aufgebots für Krefeld: «Wir haben unser Spiel weiterentwickelt aufgrund unserer Erkenntnisse aus der WM in Riga. So erhalten nun auch die bestandenen Spieler die Möglichkeit, das zu implementieren. Dadurch bringen wir mehr Qualität hin. Verbesserungen machen keinen Halt vor dem Alter.»
Keine mentale Geschichte
In Riga hatte es für die Schweizer im Viertelfinal gegen Deutschland, der nach einer 2:0-Führung mit 2:3 nach Penaltyschiessen verloren ging, eine herbe Enttäuschung abgesetzt. In der Folge machten die Verantwortlichen eine «ehrliche» Analyse. «Wir merkten, dass es nicht eine mentale Geschichte ist, wie diese Niederlage interpretiert werden könnte», führt Weibel aus. «Der Schlüssel liegt darin, dass wir aktiv bleiben. Wir haben genug Potenzial, um in Zukunft die Hürde Viertelfinal zu überwinden.»
Aktiv bleiben, das ist einfacher gesagt als getan, schliesslich gibt es auch noch einen Gegner. Patrick Fischer, wie bekommt Ihr das hin? «Wegen der gemachten Erfahrungen, wir erlebten das nun zweimal (im WM-Viertelfinal 2019 gegen Kanada kassierten die Schweizer den Ausgleich zum 2:2 0,4 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit). Es gilt, die Spieler daran zu erinnern, sie nach vorne zu pushen. Wir werden nicht mehr passiv sein.»
So wurde das Forechecking leicht angepasst, soll dieses noch aggressiver sein. Im Spiel mit der Scheibe sollen weitere Details helfen, «noch mehr Puckbesitz im offensiven Drittel zu haben. Ich hoffe, dass wir dadurch noch mehr Tore schiessen», sagt Fischer. Wie sieht es mit der Defensive aus? «Dort sind wir wirklich gut unterwegs, spielen wir sehr aggressiv.»
Ziele nach oben korrigiert
Die Ziele für diese Saison sind sehr ambitioniert, werden doch sowohl an den Winterspielen wie auch an der WM in Helsinki und Tampere die Halbfinals angestrebt. Bislang war stets vom Viertelfinal die Rede. «Wir haben die Ziele sehr intensiv und kontrovers diskutiert», sagt Weibel. «Unsere Denkweise ist diese, dass wir die Zielsetzungen anpassen und dazu stehen müssen, wenn wir Grosses erreichen möchten.» Fischer fügt an: «Wir glauben an unsere Qualitäten, verfügen über eine starke Mannschaft. Es gelang uns nun viermal hintereinander, den WM-Viertelfinal zu erreichen. Waren wir damit zufrieden? Nein. Wir wollen es ins finale Wochenende schaffen, dann können wir von einem erfolgreichen Turnier sprechen. Von daher ist es ein ehrliches Ziel.»
Das ist aber vorerst Zukunftsmusik. Zuerst einmal möchten die Schweizer den Deutschland Cup zum vierten Mal nach 2001, 2007 und 2019 gewinnen. Den Auftakt macht am Donnerstag die Partie gegen die Slowakei. Gegen die Osteuropäer entschieden die Schweizer die letzten sieben Duelle zu ihren Gunsten, zuletzt feierten sie an der diesjährigen WM einen 8:1-Kantersieg. «Wir plangen darauf, an den Details zu arbeiten und Verbesserungen anzubringen», sagt Weibel.
sda