«Ein Leuchtturm für die Region» Neue Möglichkeiten für die SCL Tigers 

sfy, sda

10.10.2024 - 05:00

Pascal Müller bieten sich in Langnau neue Perspektiven
Pascal Müller bieten sich in Langnau neue Perspektiven
Keystone

Die SCL Tigers verfügen seit dieser Saison über eine Infrastruktur, die nur wenige Vereine in der Schweiz haben. Auch die Resultate stimmen bisher.

SDA / SDA

Sie ist imposant, die Athletik-Halle im Anfang September eröffneten Campus der SCL Tigers mit integriertem synthetischem Eis. Den Trainern bieten sich komplett neue Möglichkeiten. Gerade absolviert ein Junioren-Team ein lustiges Spiel. Unten im neuen Gebäude befindet sich ein zweites Eisfeld mit NHL-Massen. «Das Projekt ist ein Leuchtturm für die Region. Es geht über das Eishockey hinaus», sagt Pascal Müller, der Leiter Sport der SCL Tigers und der SCL Young Tigers, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Den Campus möglich gemacht hat Peter Jakob, der seit 2009 Präsident des Verwaltungsrates der SCL Tigers ist. Die Gemeinde stellte einzig das Land zur Verfügung; sonst beteiligte sie sich nicht an den Baukosten von 22 Millionen Franken, und sie übernimmt auch nichts von den Betriebskosten. Peter Jakob entmutigte dies allerdings nicht. Er blieb beharrlich und suchte nach Lösungen. Letztendlich wurde der Campus zu 80 Prozent privat finanziert, wobei der Unternehmer den grössten Teil selber beisteuerte mit dem Erlös aus dem Verkauf der eigenen Firma Jakob AG an die vierte Generation, seinen Sohn.

Auch der 2012/13 entstandene Anbau der Haupthalle mit einem grossen Gastro- und Eventsaal, dem «Tigersaal» mit Platz für bis zu 1000 Personen, gehört einer nicht gewinnorientierten Tochtergesellschaft der Jakob AG. Die Nutzung der neuen Infrastruktur kostet die SCL Tigers nichts. «Das ist unser Sponsoring», sagt Peter Jakob. «Dafür stellen wir kein Geld mehr für teure Spieler zur Verfügung.»

«Mehr wert als eine Dividende»

Doch woher kommt das grosse Herz für den Verein, zumal Peter Jakob selber wie auch sonst niemand aus der Familie Eishockey spielt(e)? «Die Tigers sind das Aushängeschild der Region. Das hat mich fasziniert. Ich finde es wichtig, dass auch ein Team vom Land in der National League vertreten ist.» Wäre das langfristig auch ohne den neuen Campus möglich? «Ich bin klar der Meinung nein», so Peter Jakob. «Die Löhne gehen nach wie vor nach oben. Zudem hilft der Campus jungen Spielern. Wie die vielen Jugendlichen optimal trainieren können, erfüllt mich mit einer grossen Genugtuung und ist mehr wert als eine Dividende.»

Langnau-Mäzen Peter Jakob. (Archivbild)
Langnau-Mäzen Peter Jakob. (Archivbild)
sda

Pascal Müller sagt zur Wichtigkeit des Campus: «Er war zwingend nötig. Ohne die Mehreinnahmen wäre der Abstand nach oben noch grösser geworden.» Er hilft auch bei Verhandlungen mit Spielern. So konnten mit Joshua Fahrni (Bern) und Dario Allenspach (Zug) vielversprechende Talente geholt werden. Müller betont aber, dass Verpflichtungen nicht einfacher geworden seien. «Mit unserem kleinen Budget ist nichts einfach.»

Ruhe und Stabilität als Argument

Mit welchen Argumenten versucht er, Spieler ins Emmental zu locken? «Wir haben eine unglaubliche Ruhe und Stabilität in der Organisation, geben den Spielern die nötige Zeit, um sich entwickeln zu können.» Müller, 2007 mit dem HC Davos Schweizer Meister, übernahm das Amt als Leiter Sport in der Organisation im Jahr 2022. Von 2013 bis 2017 war er bei Kloten als Sportchef tätig. Dazwischen arbeitete er anderthalb Jahre für Swiss Ice Hockey und danach in einer neu gegründeten Firma im Scouting- und Analytics-Bereich. «Ich war mittendrin im Eishockey und dennoch im Hintergrund», so Müller.

Das Angebot seines Stammvereins Langnau erhielt Müller nach einer Saison, in der wenig zusammengepasst hatte. Die Emmentaler beendeten die Qualifikation 2021/22 mit bloss elf Siegen in 50 Partien auf dem vorletzten Platz. Neu dazu kam auch Trainer Thierry Paterlini, dessen Werdegang Müller imponierte und der den Vertrag kürzlich bis 2027 verlängert hat.

Trotz gutem Saisonstart vorsichtig

Seither ging es nach oben. In der ersten Saison mit Müller und Paterlini holten die Tigers in der Qualifikation 60 Punkte und retteten sich im Abstiegs-Playoff gegen Ajoie (4:2). In der zweiten schaute mit 71 Punkten der 11. Rang heraus, und nun soll es klappen mit den «Play In», welche die Teams auf den Plätzen 7 bis 10 bestreiten. Der Start in die Saison ist jedenfalls geglückt. Nach neun Partien sind die Tigers Sechste, zu Hause sind sie noch ungeschlagen.

«Wir sind ausgeglichener besetzt. Der Kern der Mannschaft ist schon lange zusammen, und wir haben auf diese Saison keine Ausländer ausgetauscht», sagt Müller. «Was das Taktische betrifft, wie auch im Kopf, sind wir nochmals einen Schritt weiter.» Dennoch gibt er sich vorsichtig. Er ist Realist. «Bei uns muss sicherlich mehr stimmen als bei anderen Vereinen. Wir können uns weniger Fehler leisten. Ein funktionierendes Team ist essenziell für uns, und wir dürfen nicht zu viele Verletzte haben.» Wie auch immer sind die Perspektiven dank dem beeindruckenden Campus nun deutlich rosiger.

sfy, sda