Mit erst 20 Jahren erkämpft sich der Vorarlberger Vinzenz Rohrer eine tragende Rolle beim Meister ZSC Lions und in den Herzen der Fans. Nun will er in der Champions Hockey League für Furore sorgen.
Für Menschen wie Vinzenz Rohrer wurde der Begriff «Duracell-Hase» erfunden. Wenn der 20-Jährige aus Rankweil, 10 km ennet der Schweizer Grenze, über das Eis flitzt und Checks austeilt, bebt die Halle in Zürich-Altstetten. Seine Energie ist ansteckend, doch hat er die Eishockey-Montur einmal abgelegt, ist der Sohn eines ehemaligen Tennisprofis die Ruhe in Person.
Nach nicht einmal dem halben Pensum hat Rohrer bereits mehr Tore geschossen als in der letztjährigen Qualifikation, als er seinen Durchbruch bei den Erwachsenen schaffte. Mit acht Treffern ist er der drittbeste Torschütze im Zürcher Starensemble. Euphorisch wird der junge Österreicher deswegen nicht. «Grundsätzlich bin ich ein bisschen zufrieden», meint er im Gespräch mit Keystone-SDA. «Es ist weder unglaublich positiv noch unglaublich negativ.» Immerhin fügt er, fast etwas verlegen, noch an: «Doch, eigentlich bin ich recht zufrieden.»
Speziell Freude hat Rohrer nicht nur an den eigenen Leistungen. In den letzten Spielen bildete er neben seinem Stammcenter Justin Sigrist zusammen mit dem gleichaltrigen Alessandro Segafredo eine Sturmlinie. «Das war schon cool», erinnert er sich an Segafredos ersten Assist vor gut einer Woche gegen Rapperswil-Jona und strahlt. Dazu muss man wissen: Der Italiener aus Asiago ist Rohrers WG-Partner in Zürich. «Und einer meiner besten Kollegen. Das bringt gleich nochmal eine spezielle Energie.»
Aus sozialen Gründen zum Hockey
Die Stadt an der Limmat ist für den Vorarlberger schon lange seine neue Heimat. Sein Vater Stefan Lochbihler, bestes ATP-Ranking 141 im Sommer 1989, spielte nach seiner Karriere in einer «Bier-Liga» hobbymässig Eishockey. Der Sohn folgte ihm in beiden Sportarten und stand mit 12 Jahren vor der Entscheidung zwischen Tennis und Hockey. «Ich glaube, damals in dem Alter, war es vor allem der Teamaspekt, der für mich den Ausschlag gegeben hat. Dass man zusammen im Team ist und zusammen reist und zusammen eine gute Zeit hat», erinnert sich Rohrer. «Ich glaube, ich bin schon ein recht sozialer Mensch und das war mir damals extrem wichtig.»
Für ihn war in dem Moment klar, dass er Profi werden wollte, deshalb gab es nur den Wechsel in die Schweiz, in die Organisation der ZSC/GCK Lions. Der heutige NHL-Stürmer Marco Rossi, quasi ein Nachbar in Vorarlberg, war das grosse Vorbild. Vor allem die Mutter pendelte oft hin und her, und um dies etwas zu erleichtern, schaffte sich die Familie einen Wohnwagen an, in dem sie dann auch ein paar Nächte in der Schweiz übernachteten und der kleine Vinzenz ideal für die Schule lernen konnte.
Im stetigen Austausch mit Montreal
Kürzlich verlängerte er seinen Vertrag bei den Zürchern um ein weiteres Jahr, doch die Chancen stehen gut, dass er vielleicht schon auf die nächste Saison nach Kanada zurückkehrt, wo er in Ottawa schon seine letzten beiden Juniorenjahre spielte. 2022 wurde Rohrer von den Montreal Canadiens an 75. Stelle gedraftet. «Wir sind in stetigem Austausch, sie waren auch schon zweimal hier in Zürich diese Saison», bestätigt der Österreicher. Spielt er so weiter wie bisher, dürfte er sicher im kommenden Sommer im Vorbereitungscamp dabei sein und um einen Platz in der NHL kämpfen.
Ein Schweizer Trikot wird er hingegen nie tragen, auch wenn er im Eishockey «schon sehr viel mit der Schweiz zu tun» habe. Selbst vor dem Wechsel zu den Lions spielte er mit Feldkirch in Schweizer Ligen. Er hatte aber in den Juniorenjahren nie Wohnsitz in der Schweiz und deshalb auch keinen Anspruch auf den Pass.
Traurig macht ihn das nicht, auch wenn er mit Österreich wohl nie um eine WM-Medaille spielen wird. «Die Chancen stehen sicher nicht für uns», meint Rohrer lachend, «aber wer weiss.» Schliesslich unterstützt er auch im Fussball oder Ski seine erste Heimat.
Champions Hockey League als grosses Ziel
Als «stolzer Österreicher», wie er betont, der derzeit aber die Zürcher begeistert. Sie sollten die Spiele von Vinzenz Rohrer geniessen, solange er noch in der Schweiz spielt. Ein grosses Ziel hat er neben der Verteidigung des Meistertitels noch: den Gewinn der Champions Hockey League.
«Das war von Anfang an unsere grosse Ambition», betont Rohrer. «Das wäre gut für uns und für die Schweizer Liga.» Am Mittwochabend können die ZSC Lions im Viertelfinal-Hinspiel bei den Eisbären Berlin einen weiteren Schritt in die Richtung machen.
ck, sda