Marina und Nadja Kälin erleben an diesem Wochenende im Engadin einen echten Heim-Weltcup. Niemand kennt die Loipen um Silvaplana besser als die beiden Schwestern aus St. Moritz.
Marina Kälin lacht, wenn sie an die drei Wettkampftage von Freitag bis Sonntag denkt. Vor allem die 20 km in der freien Technik mit Massenstart vom Sonntagnachmittag mit Start auf dem zugefrorenen St. Moritzersee und dem Ziel in Silvaplana-Surlej lassen ihre Augen schon im Vorfeld leuchten. Nur selten werden im Weltcup Strecken gelaufen, die nicht in Schlaufen mit Start und Ziel am gleichen Ort verlaufen.
Und Marina Kälin ist sich sicher. «Diese Strecke kennt keiner so gut wie wir, wir kennen praktisch jeden Kilometer.» Wir, das sind die 21-jährige Marina und die zwei Jahre ältere Schwester Nadja Kälin. In letzter Zeit hat vor allem Marina für Aufsehen gesorgt. Im Februar vor einem Jahr gewann sie an der U23-Weltmeisterschaft in Planica Gold über 20 km Skating mit Massenstart, also genau der Disziplin, die auch am Sonntag gelaufen wird, und Silber über 10 km klassisch.
Auch mit diesem Winter ist Marina Kälin bis jetzt sehr zufrieden. Zum Start überzeugte sie mit Spitzenplätzen in FIS- und Continental-Cup-Rennen, im Rahmen der Tour de Ski lief sie dann im Weltcup mit den Rängen 17 (20 km in Toblach) und 15 (Sprint im Val di Fiemme) zweimal in die ersten 20. «Plätze in den Top 20 sind immer cool», sagt sie.
Umzug nach Davos
Die Weltcup-Rennen im Engadin, die ersten, seit man im Corona-Frühling 2021 für Oslo eingesprungen ist, sind für die Kälins auch ein wenig eine Rückkehr in die Heimat. Vor einigen Jahren haben sie ihren Trainings-Schwerpunkt nämlich vom Stützpunkt Oberengadin nach Davos verlegt. Marina Kälin zählt erst einmal die Nachteile dieses Wechsels auf. «Die Höhenlage ist im Engadin noch besser als in Davos, und die Loipen dort gefallen mir schon besser», meint sie lachend. Aber: Für das Landwassertal sprechen das Snowfarming und die Trainingsmöglichkeiten mit den anderen Athletinnen und Athleten der Nationalkader.
Die ältere Schwester half beim Umzug. «Es ist natürlich schön, wenn man jemanden dabei hat, den man gut kennt und mit dem man reden kann», bestätigt Marina. Und natürlich war es immer auch eine Motivation, besser sein zu wollen.
Drei Höhepunkte stehen bevor
Nun freut sie sich über das «Comeback» zuhause. Sie wird an allen drei Tagen im Einsatz sein, am Freitag in der einzigen Mixed-Staffel des Winters (4x5 km, mit je einem Mann und einer Frau Skating und klassisch), am Samstag im Sprint in der freien Technik und am Sonntag über die erwähnten 20 km. Gerade auch die Mixed-Staffel, die ab 2030 auch Unterschlupf im olympischen Programm finden soll, hat es Kälin angetan. «Es ist cool, in einem Teamwettkampf zu laufen», sagt sie.
Der zweite Heim-Weltcup nach Davos vor Weihnachten ist für Marina Kälin nur der erste von gleich drei Höhepunkten, die sich nun Schlag auf Schlag folgen. In der ersten Februarwoche wird sie an der U23-WM in Schilpario in der norditalienischen Provinz Bergamo versuchen, ihre guten Resultate vom letzten Jahr zu wiederholen, Ende Februar steht dann die WM der «Grossen» in Trondheim an, für die sie sich längst qualifiziert hat.