Conference League St. Gallen in Heidenheim mit dem Rücken zur Wand

sda

19.12.2024 - 05:00

Stilz: «Heidenheim hat auch nicht gerade eine positive Phase»

Stilz: «Heidenheim hat auch nicht gerade eine positive Phase»

FCSG-Sportchef Roger Stilz blickt bei blue Sport auf die Winterpause, die zweite Saisonhälfte und das vielleicht letzte Conference-League-Spiel gegen Heidenheim.

18.12.2024

Der FC St. Gallen läuft auf dem Zahnfleisch. 32 Spiele haben die Profis von Enrico Maassen in dieser Saison in den Knochen. Trotzdem gibt es eine Chance auf das Weiterkommen in der Conference League.

Keystone-SDA, sda

Im vergangen Halbjahr hat der FC St. Gallen ein Drittel mehr gespielt als zum gleichen Zeitpunkt in der letzten Saison. Spritzigkeit und Spielfluss sind dadurch verloren gegangen. Der einstige Leader in der Super League sehnt die Winterpause herbei, hat aber selbst in dezimierter Verfassung noch eine kleine Chance auf die K.o-Phase in der Conference League.



Voraussetzungen dafür sind ein Auswärtserfolg am Donnerstag beim kriselnden Bundesligaverein Heidenheim und Schützenhilfe auf anderen Plätzen. Dann besteht Hoffnung, mit sieben Zählern noch unter die besten 24 Teams zu rutschen. An Wille, Kampfgeist, Leidenschaft und Solidarität mangelt es nicht, was der 2:0-Auswärtssieg in Zürich am Sonntag bewiesen hat. Eher an Klasse, Durchschlagskraft und Effizienz, die herausgespielten raren Möglichkeiten zu nutzen und sich für die kräftezehrenden Efforts zu belohnen.

Heidenheim kriselt

Wie der FCZ kriselt auch St. Gallens nächster Gegner Heidenheim. Sieben Partien haben die im vergangenen Jahr erstmals in die Bundesliga aufgestiegenen Baden-Württemberger in Serie verloren, zuletzt auch das schwäbische Derby gegen Stuttgart mit den Ex-St. Gallern Ermedin Demirovic und Leonidas Stergiou. Heidenheim, in der Conference League bereits für die K.o.-Runde qualifiziert, rangiert als 16. der Bundesliga auf einem Barrageplatz und kommt nach gutem Saisonbeginn nicht mehr vom Fleck.

Da findet sich eine Parallele zum FC St. Gallen. Nach sechs Runden führten die Ostschweizer die Rangliste der Super League an. Die Akteure von Enrico Maassen blühten auf. Nach sechs Jahren unter Peter Zeidler entwickelte sich neue Spielfreude. Mit ideenreichem und variablem Angriffsfussball und stabilerer Verteidigung vermochten sie zu begeistern. Meister YB (4:0) und der FCZ (4:1) wurden weggefegt und in der Conference League wuchs der älteste Fussballverein des europäischen Festlandes über sich hinaus.

St. Gallens Coach Enrico Maassen (links) gibt Stephan Ambrosius Anweisungen
St. Gallens Coach Enrico Maassen (links) gibt Stephan Ambrosius Anweisungen
Keystone

Trotz anstrengender Reisen und kräftezehrender Spiele in Kasachstan, Polen und vor allem beim favorisierten Trabzonspor in der Türkei qualifizierte sich der FC St. Gallen für die Europacup-Ligaphase. Das brachte den Ostschweizern Ansehen und eine Antrittsprämie von drei Millionen Franken ein und – indirekt – mit dem Verkauf von Isaac Schmidt an Leeds United weitere rund vier Millionen Franken.

Grosser Aufwand, wenig Ertrag

In St.Gallen brach Euphorie aus, doch die Kräfte schwanden und Verletzungen unter anderen von Geubbels, Görtler, Akolo, Milosevic, Ambrosius und Stanic häuften sich. Die Leistungen wurden schlechter, Spielfluss, Umschaltspiel, Passgenauigkeit und Abschlussvermögen ebenso. «Wir belohnten uns oft für unseren Aufwand nicht», stellt Trainer Maassen fest. «Es gab viele enge Spiele, die wir nicht zu unseren Gunsten entscheiden konnten. Ein Saisonziel haben wir mit dem Erreichen der Europacup-Ligaphase erreicht, eines vorzeitig und sträflich verpasst. In Bellinzona schieden wir im Cup-Achtelfinal nach einer ungenügenden Leistung aus. Einige Schlüsselspieler konnten nicht adäquat ersetzt werden.»

Mehrfach-Belastung zu gross

Seit sieben Spielen vermochte St. Gallen daheim nicht mehr zu gewinnen. «Vor allem gegen Yverdon oder Winterthur haben wir Punkte liegen gelassen. Die hohe Schlagzahl mit Partien alle drei Tage ist für meine Spieler in physischer und mentaler Hinsicht ungewohnt. Das soll keine Ausrede sein, sondern ist Realität.» Dennoch hat man mit dem 2:0 beim FC Zürich den Anschluss an die obere Tabellenhälfte geschafft. Man ist nur zwei Zähler von Rang sechs entfernt und vier vom angestrebten 4. Platz, der zur erneuten Europacup-Qualifikation führen würde.

Trainer Maassen ist stolz auf sein Team, das beherzt und füreinander laufe und kämpfe. Er ist überzeugt, dass enge Spiele in der Rückrunde auch wieder zugunsten seiner Mannschaft enden. Sein Weihnachtswunsch: «Ich hoffe, dass alle angeschlagenen Spieler rechtzeitig zur Rückrunde wieder fit sind und wir wieder beherzt angreifen können. Und vielleicht erleben wir als Aussenseiter in Heidenheim eine erneute Sternstunde.»