Aus einem mitreissenden Topspiel geht Dortmund als Sieger hervor und bleibt so auch am FC Bayern dran. Die Siegesserie der Eintracht reisst, doch die Leistung macht grossen Mut für die Königsklasse.
Die abgekämpften Spieler von Borussia Dortmund wussten genau, bei wem sie sich bedanken mussten. Der überragende BVB-Torhüter Gregor Kobel durfte sich nach dem intensiven und am Ende emotionalen 2:1 (1:1) der Dortmunder am Samstagabend bei Eintracht Frankfurt die verdienten Glückwünsche abholen. Durch den Sieg im spektakulären Topspiel der Fussball-Bundesliga bleibt der BVB mit drei Punkten Rückstand am Serienmeister FC Bayern dran. In der Schlussphase verteilte Schiedsrichter Sascha Stegemann nach einer Rudelbildung gleich mehrere Gelbe Karten.
«Wir haben heute einen super Kampf hingelegt, aber auch schon viele Chancen zugelassen», sagte Kobel bei Sky. «Wir haben super gepunktet und super verteidigt die letzten Spiele, aber es gibt sicher auch Dinge, die wir besser machen können». Getroffen hatten für den BVB Julian Brandt (21. Minute) und Jude Bellingham (52.).
Penalty-Glück für den BVB?
Für die Eintracht war vor 50'000 Zuschauern Daichi Kamada (26.) erfolgreich. Drei Tage vor dem entscheidenden Champions-League-Gruppenspiel bei Sporting Lissabon stimmte beim Europa-League-Sieger um Ex-Weltmeister Mario Götze diesmal nur die Leistung, nicht aber das Ergebnis. Trainer Oliver Glasner blieb auch im siebten Bundesliga-Vergleich mit Dortmund ohne einen Punktgewinn. Die Eintracht, die zuvor vier Pflichtspiele in Serie gewonnen hatte, ist mit 20 Punkten Tabellenfünfter.
Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche kritisierte die Entscheidung des Schiedsrichter-Teams, in der ersten Halbzeit nach einem Schubser von Dortmunds Karim Adeyemi nicht auf Elfmeter entschieden zu haben: «Das war ein ganz klarer Elfmeter.»
Götze stand vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Club im Mittelpunkt, weil er sich mit seinen jüngsten Leistungen auch für eine WM-Teilnahme in Katar empfohlen hatte. Zu einem Wiedersehen mit seinem alten Kumpel Marco Reus kam es aber nicht: Der BVB-Kapitän wurde nach seiner Sprunggelenksverletzung vorsichtshalber geschont. Und auch auf dem Rasen des Frankfurter WM-Stadions fielen zunächst andere Akteure auf als Götze.
Frankfurt vor der Pause besser
Zum Beispiel Mats Hummels, der mehrere Aktionen der Gastgeber mit Entschlossenheit unterband. Aus der stabilen Defensive heraus entstand dann auch Dortmunds erster richtig guter Angriff. Salih Özcan bediente Flügelstürmer Donyell Malen mit einem öffnenden Diagonalball. Der Niederländer setzte sich stark gegen den taumelnden Tuta durch und bediente passgenau Nationalspieler Brandt, der in der Mitte aus knapp zehn Metern flach und wuchtig einschoss.
Die Antwort der erneut offensiv und mutig auftretenden Eintracht liess aber nicht lange auf sich warten. Stürmer Randal Kolo Muani eroberte sich im Zentrum den Ball und legte vor dem Strafraum auf Kamada quer. Der Japaner schoss wuchtig und präzise ins lange Eck und sorgte damit für sein bereits siebtes Bundesliga-Saisontor.
Die Eintracht übernahm im Anschluss die Spielkontrolle. Kamada, Götze und Kolo Muani kombinierten sehenswert und erspielten sich so weitere Chancen. Erst scheiterte Jesper Lindström aus der Distanz, später auch der überall wirbelnde Kolo Muani. Dieser hatte kurz vor dem Pausenpfiff dann das 2:1 auf dem Fuss, doch ein eleganter Heber über Dortmunds Torhüter Kobel landete am Innenpfosten (43.). Die Führung wäre zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen.
Immer wieder Kobel
Nach der Pause hatte sich der BVB hinten sortiert – und schlug vorne eiskalt zu. Nach Zusammenspiel mit Stürmer Youssoufa Moukoko tauchte der zuvor eher unauffällige Bellingham frei vor Kevin Trapp auf und verwandelte präzise mit links. Im Gegenzug verhinderte nur Kobels starke Reaktion den sofort folgenden Ausgleich durch Lindström (55.). Kolo Muani und Götze scheiterten in einer weiteren Doppelchance an Kobel und dem auf der Linie klärenden Nico Schlotterbeck.
Fast im Minutentakt gab es in dieser Phase spektakuläre Torraumszenen – und zwar allesamt im Strafraum der Dortmunder Gäste. Auf einen Zusammenprall zwischen Götze und Kobel folgte die nächste Grosschance für Kolo Muani, der viel arbeitete, aber einfach nicht treffen wollte. Auch Lindström scheiterte ein weiteres Mal an Kobel und dessen Fussabwehr. Erst nach knapp 70 Minuten beruhigte sich die Partie weiter. Die Eintracht drückte auf den Ausgleich – wurde aber nicht mehr belohnt.
Patrick Reichardt und Jana Glose, dpa