«Das schlechte Gewissen ist auf jeden Fall da» Kimmich bedauert sein Zögern bei der Impfung

Luca Betschart

13.12.2021

Joshua Kimmich nimmt nach langem Schweigen erstmals Stellung zur Impfdebatte um seine Person.
Joshua Kimmich nimmt nach langem Schweigen erstmals Stellung zur Impfdebatte um seine Person.
Bild: Keystone

Nachdem er wochenlang im Zentrum der Diskussion steht, entscheidet sich Joshua Kimmich nach seiner Corona-Infektion für die Impfung. Der Bayern-Star begründet seinen Sinneswandel ausführlich, wehrt sich aber auch gegen die Frontalangriffe.

L. Betschart

Vor rund einem Monat tritt Joshua Kimmich – wohl ungewollt – eine Lawine der Kritik los, als er verkündet, noch nicht geimpft zu sein. Seither erreicht die fast schon tägliche geführte Debatte um Bayerns Vorzeigeprofi und dessen Impfstatus längst auch weniger sportaffine Teile der Gesellschaft. Für sein anfängliches Zögern erntet Kimmich erst harsche Kritik, für die Ansteckung und die damit verbundene Quarantäne kurz darauf gibt es neben Mitleid auch Häme.



Lob erhält der 26-Jährige dagegen für sein Umdenken. Zumindest teilweise. Weil Kimmich seine Meinung erst nach einer Infizierung ändert, avanciert er zu einer Art Symbol der Corona-Problematik. Ein Sinnbild der Uneinsichtigen und ein Beispiel dafür, wie man sich nach Auffassung vieler Wissenschaftler oder Politiker nicht verhält. Womöglich bringt Kimmichs jüngste Stellungnahme beim ZDF nun aber eine Signalwirkung. Die zentralen Aussagen:

Joshua Kimmich zu…

… seiner Corona-Infektion

«Generell war es natürlich eine sehr, sehr schwierige Zeit für mich.»

… den in Quarantäne verpassten Spiele

«Das schlechte Gewissen ist auf jeden Fall da. Also in erster Linie natürlich meiner Familie gegenüber, die sich viel anhören mussten, aber natürlich auch meinen Mitspielern gegenüber.»

… der heftigen Kritik an seiner Person

«Trotzdem bin ich irgendwo auch nur ein Mensch, der eben auch Ängste und Bedenken hat.»

… der hitzigen Debatte der letzten Wochen

«Da wurden einfach Grenzen überschritten, wo manche aufgesprungen sind auf diesen Zug, um sich da zu profilieren, um die ganze Diskussion für sich selbst zu nutzen und das verurteile ich absolut.»

… seiner Vorbildrolle

«Ich finde es gut, dass viele Vorbilder ihre Rolle nutzen, um zum Impfen aufzurufen. Generell glaube ich nicht, dass es meine Aufgabe ist, die Menschen vom Impfen zu überzeugen.»

… seiner anfängliche Skepsis gegenüber der Impfung

«Generell war es für mich einfach schwierig, mit meinen Ängsten und Bedenken umzugehen. Deshalb war ich auch so lange unentschlossen.»

… seiner Impf-Entscheidung

«Ich musste das vielleicht durchleben. Natürlich rückblickend gesehen würde ich gerne die Entscheidung des Impfens früher treffen, aber zu dem damaligen Zeitpunkt war es mir eben nicht möglich.»

Rückendeckung von Nagelsmann

Am Montag zeigt sich Bayern-Trainer Julian Nagelsmann erfreut über die jüngsten Entwicklungen rund um einen seiner Leistungsträger.  «Ich finde es grundsätzlich gut, dass er gesprochen hat, dass er ein bisschen ausgeholt hat über seine Gefühle und Gedanken», so der 34-Jährige am Montag in einer Pressekonferenz. «Er hat das Heft des Handelns in die Hand genommen.»

Vor dem Jahreswechsel wird Nagelsmann aber nicht auf Kimmich zählen können. Dieser hatte vergangene Woche in einer Vereinsmitteilung bekanntgegeben, dass er «aufgrund von leichten Infiltrationen in der Lunge» in diesem Jahr nicht mehr für den Tabellenführer in der Bundesliga auflaufen könne.