Blatter bestreitet Vorwürfe Die 2 Millionen an Platini waren «verspätete Lohnzahlung»

dpa

9.6.2022 - 11:44

Blatter «gar nicht glücklich» über den ersten Prozesstag

Blatter «gar nicht glücklich» über den ersten Prozesstag

Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona hat am Mittwoch der Prozess gegen die Ex-Präsidenten von Fifa und Uefa, Sepp Blatter und Michel Platini begonnen. Der 86-jährige Blatter erklärte am Ende des ersten Verhandlungstages, es gehe ihm nicht gut. Er habe Mühe mit dem Atmen.

08.06.2022

Ex-Fifa-Präsident Joseph Blatter beklagt im Prozess gegen ihn und Michel Platini eine mediale Vorverurteilung. Die Millionen-Zahlung an den damaligen Fifa-Chef sei korrekt gewesen. Es habe sich um eine geschuldete Lohnzahlung gehandelt. 

Die Hauptverhandlung vor dem Bundesstrafgericht gegen Ex-Fifa-Präsident Joseph Blatter und Ex-Uefa-Präsident Michel Platini hat am zweiten Verhandlungstag mit der Befragung von Blatter begonnen. Der Ex-Fifa-Präsident wies alle Anschuldigungen von sich. Es sei für ihn «total unverständlich», dass man sich wegen des Vorgangs in einem Gerichtssaal befinde, erklärte Blatter in Bellinzona.

Die Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an Michel Platini sei beim Weltverband durch alle notwendigen Gremien gegangen. «Es ist eine geschuldete, verspätete Lohnzahlung. Das ist eine administrative Angelegenheit in einem Verein und das wird nach Zivilgesetz behandelt», sagte Blatter.

Der ehemalige Fifa-Präsident Joseph Blatter verlässt am 8. Juni 2022 das Bundesstrafgericht in Bellinzona. 
Der ehemalige Fifa-Präsident Joseph Blatter verlässt am 8. Juni 2022 das Bundesstrafgericht in Bellinzona. 
Bild: Keystone

«Dieser Schock dauert jetzt sieben Jahre»

Die Befragung durch einen Staatsanwaltschaft 2015 wegen der Vorwürfe habe ihn geschockt. «Dieser Schock dauert jetzt sieben Jahre, dieser Schock ist immer noch da.» Ihm sei damals bereits die «Höchststrafe» widerfahren, er sei in der Welt «geächtet» worden. «Die Medien haben mich vorbestraft», sagte Blatter.

Den Angeklagten wird vorgeworfen, dass sie den Weltverband über eine angeblich noch ausstehende Forderung des früheren Uefa-Präsidenten Platinis getäuscht haben. Blatter soll laut Anklage unrechtmässig die Zahlung der Fifa in Höhe von zwei Millionen Franken plus Sozialversicherungsbeiträge an Platini bestätigt haben. Sie müssen sich wegen des Vorwurfs des Betrugs und weiterer Delikte verantworten.

«Platini sagte, er sei eine Million Franken pro Jahr Wert»

Blatter rekonstruierte die Zusammenarbeit mit Michel Platini, die 1998 nach seiner Wahl zum Fifa-Präsidenten begonnen hätte. «Platini sagte mir, er sei als Berater eine Million Franken pro Jahr Wert, und ich sagte Ja», erläuterte Blatter. Dies sei so mündlich in einem Gentleman-Agreement festgehalten worden.

1999 sei in einem schriftlichen Vertrag die Summe von 300'000 Franken festgehalten worden, weil sich die Fifa in einer schlechten finanziellen Lage befunden habe. «2002 waren wir praktisch pleite», so Blatter.

Warum die Nachforderungen von Platini für seine Beraterdienste zwischen 1998 und 2002 erst 2011 gekommen seien, könne er nicht sagen. Er bestritt, dass die in seinem Schreibtisch gefundene Rechnung von Platini ein «Faustpfand» sein sollte, um diesen als Fifa-Präsidenten zu verhindern.

Keine Antwort auf Fifa-Fragen

Auf eine Nachfrage der Fifa-Verteidigerin antwortet Blatter nicht: «Fifa-Präsident Gianni Infantino antwortet mir seit 2016 nicht, daher antworte ich auch nicht auf Fragen der Fifa.» Die Fifa hatte wissen wollen, warum die Überweisung der 2 Millionen Franken nicht in den Unterlagen und Protokollen vermerkt sei, obwohl Blatter behauptete, die Zahlung sei von allen Gremien der FIFA abgesegnet worden.

Blatter erklärte zu seiner persönlichen Situation, dass er in Visp eine Wohnung habe, aber sein soziales Leben sich in Zürich abspiele. Er lebe von der AHV und seinen Ersparnissen, die er nicht näher bezifferte. Seinen monatlichen Finanzbedarf gab er mit rund 25'000 Franken an.

Am Donnerstag ist auch noch die Vernehmung von Platini geplant, zudem soll es die erste Zeugenvernehmung geben.

dpa