Druck durch Personalmangel Zürcher Stadtpolizisten sind frustriert und wechseln aufs Land

tcar

25.10.2024

Die Stadtpolizei Zürich im Einsatz. (Symbolfoto)
Die Stadtpolizei Zürich im Einsatz. (Symbolfoto)
Bild: sda

Völlige Fehlplanung beim Personal haben Frust und Stress bei der Zürcher Stadtpolizei zur Folge. Jetzt wandern viele Beamten zur Gemeindepolizei ab.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bei der Stadtpolizei in Zürich herrscht bei den Polizisten eine grosse Unzufriedenheit wegen fehlenden Personals.
  • Viele Polizisten lassen sich aus der Stadt zu einer Gemeindepolizei versetzen.
  • Auch Lohneinbussen von bis zu 1000 Franken pro Monat werden dabei in Kauf genommen.

Grosse Abwanderungswelle in Zürich: Viele Polizisten bei der Stadtpolizei sind aus dem Dienst ausgeschieden oder haben sich zu einer Gemeindepolizei versetzen lassen. Die Gründe sind vielfältig, nicht nur die belastenden Arbeitsbedingungen durch Gewaltverbrechen und Hochrisiko-Demos spielen dabei eine Rolle.

Werner Karlen, Präsident des Polizeibeamten-Verbandes der Stadt, zeigt in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» die weiteren gravierenden Probleme auf.

«Über sechs Jahre ist der Personalbestand bei der Stadtpolizei falsch ausgewertet worden», erklärt Karlen. Es wurde nicht wie erwartet ein Mittelwert verwendet, sondern fälschlicherweise an Tagen gezählt, an denen neue Polizisten von der Polizeischule angefangen haben. Da wurde dann schnell von einem Überbestand ausgegangen.

Um diesen vermeintlichen Überbestand abzubauen, rückten immer weniger Polizisten nach. «Insgesamt blieben so 60 Stellen unbesetzt, obwohl sie budgetiert waren. Sie fehlen uns bis heute», verdeutlicht Karlen das Problem im «Tages-Anzeiger».

Die Personalvertreter haben diese Probleme angesprochen, doch die damalige Geschäftsleitung hat die Personalknappheit geblockt. Es soll alles eine normale Fluktuation gewesen sein.

Zürcher Polizei soll in geschlossenen Chats ermitteln dürfen

Zürcher Polizei soll in geschlossenen Chats ermitteln dürfen

Die Zürcher Polizei soll künftig auch in geschlossenen Chats und Foren ermitteln dürfen. Damit sollen drohende Terroranschläge und andere schwere Delikte rechtzeitig erkannt und verhindert werden. Auch der Datenaustausch über die Kantonsgrenzen hinweg soll die Verbrechensbekämpfung erleichtern, wie der Zürcher Regierungsrat am Donnerstag mitteilte. Angesichts der steigenden Kriminalität und des ungebrochenen Bevölkerungswachstums will der Regierungsrat nicht nur das Polizeigesetz revidieren, sondern auch den Sollbestand der Kantonspolizei bis 2027 schrittweise um 108 auf 2425 Stellen erhöhen.

12.09.2024

Seit 2022 gibt es mit Beat Opplinger einen neuen Kommandanten, für Karlen ein Grund, warum es wieder besser wird. Es werden jetzt wieder 70 statt 50 Abgänger der Polizeischule rekrutiert, ab 2025 sollen es sogar 90 sein, um den Personalbestand aufzufüllen. Eine weitere Massnahme ist das Anpassen der Öffnungszeiten in den Regionalwachen, die sind nachts und sonntags geschlossen.

Ob diese Änderungen jedoch ausreichen, bleibt fraglich, denn für viele Polizisten ist eine Versetzung zu einer Gemeindepolizei äusserst attraktiv. Für Karlen auch verständlich, denn dort gibt es kaum Nacht- und Wochenenddienste sowie Hochrisiko-Veranstaltungen, also wesentlich stressfreier. «Es sind uns Fälle von Polizisten bekannt, die sogar Lohneinbussen bis zu 1000 Franken pro Monat in Kauf nehmen», erklärt Karlen.