Schule Kantonsrat ebnet Weg für Schulsozialarbeit auf allen Stufen

we, sda

28.10.2024 - 10:04

Jugendliche an Zürcher Berufsschulen und Gymnasien sollen sich künftig bei Problemen Unterstützung von der Schulsozialarbeit holen können. (Symbolbild)
Jugendliche an Zürcher Berufsschulen und Gymnasien sollen sich künftig bei Problemen Unterstützung von der Schulsozialarbeit holen können. (Symbolbild)
Keystone

Auch Jugendliche an Zürcher Gymnasien und Berufsschulen können sich in Krisen künftig Unterstützung von der Schulsozialarbeit holen. Der Kantonsrat hat am Montag den Weg geebnet für die flächendeckende Einführung der Schulsozialarbeit.

Immer mehr Jugendliche würden mit vielschichtigen Problemen kämpfen, sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte). Die Betreuung dieser Jugendlichen bringe die Mittel- und Berufsschulen seit einiger Zeit an ihre Belastungsgrenzen.

Deshalb schlug der Regierungsrat vor, die Schulsozialarbeit auch auf Stufe Mittelschulen und Berufsschulen flächendeckend einzuführen. Ziel ist es, Schülerinnen, Schülern und Lernenden in Krisen frühzeitig Unterstützung zu bieten. Das soll Absenzen, abgebrochene Ausbildungen und längerfristig auch soziale Folgekosten verhindern.

Im vergangenen Sommer hatte der Kanton an ersten Mittelschulen bereits ein solches Angebot eingeführt. Die Rückmeldungen der beteiligten Schulen waren laut Regierung durchgehend positiv. Die jährlichen Kosten der flächendeckenden Einführung der Schulsozialarbeit an Gymis und Berufsschulen werden laut Regierung pro Kopf 240 Franken betragen.

Breite Rückendeckung für Regierung

Der Vorschlag der Regierung stiess am Montag im Rat mehrheitlich auf grossen Anklang, die Schlussabstimmung findet später statt. «Wir kennen die Schulsozialarbeit als positives Beispiel aus der Primarstufe», sagte Carmen Marty Fässler (SP, Adliswil). Und diese brauche es nun «ohne jeglichen Zweifel» auch an Gymnasien und Berufsschulen.

Die SP wollte gar noch einen Schritt weiter gehen und das Angebot auf die Maturitätsschule für Erwachsene und die Berufsmaturitätsschulen ausdehnen, scheiterte mit ihrem Minderheitsantrag jedoch.

Diese Vorlage schliesse eine Lücke, sagte Nadia Koch (GLP, Rümlang). Sie trage zur Frühintervention bei und helfe, Ausbildungsabbrüche zu verhindern. Livia Knüsel (Grüne, Schlieren) sagte, die Notwendigkeit der Schulsozialarbeit sei ein «Faktum». «Wir verzeichnen eine Zunahme an Jugendlichen, die in einer Krise stecken», sagte sie. Und: Soziale Probleme wirkten sich negativ auf den schulischen Verlauf aus.

Die AL-Fraktion unterstütze die Vorlage selbstverständlich, sagte Lisa Letnansky (AL, Zürich). Es bestehe Handlungsbedarf. In diesem Bereich zu sparen, bedeute, bei der Jugend zu sparen, sagte sie.

Auch EVP und Mitte stellten sich hinter die Einführung der Schulsozialarbeiter an Gymnasien und Berufsschulen. Auch, weil Lehrerpersonen auf diesen Stufen einen anderen Rucksack hätten als Lehrpersonen der Volksschule, wie Kathrin Wydler (Mitte, Wallisellen) sagte. «Wir sind überzeugt, dass der Erfolg gross sein wird», sagte sie.

Widerstand von FDP und SVP

«Wir müssen uns keineswegs über die Wertigkeit der Schulsozialarbeit streiten», sagte Barbara Franzen (FDP, Niederweningen). Man sei sich einig, dass es Fachleute brauche. Dennoch lehnte die FDP-Fraktion die Vorlage ab. Und zwar wegen des vorgeschlagenen ausufernden Aufgabenkatalogs, wie Marc Bourgeois (FDP, Zürich) sagte. «Wir wissen heute schon, dass in Kürze mehr Stellen gefordert werden.»

Auch die SVP-Fraktion lehnte die Vorlage klar ab, wie Rochus Burtscher (SVP, Dietikon) sagte. Sie war der Ansicht, dass sich eigentlich die Schulleitungen um solche Anliegen der Jugendlichen kümmern müsse. Mit dieser Vorlage würden Doppelfunktionen geschaffen. «Der Staatsapparat kann nicht noch weiter ausgebaut werden», sagte er. Die SVP-Fraktion wolle noch besprechen, ob sie das fakultative Referendum ergreifen werde.

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