Grosser Rat BETechnische Fachschule Bern soll nicht nach Burgdorf ziehen
hn, sda
3.12.2024 - 11:34
Die Technische Fachschule, im Volksmund «Lädere» genannt, zieht nicht von Bern nach Burgdorf. Das Berner Kantonsparlament ist am Dienstag auf das vor Jahren an die Stadt Burgdorf abgegebene Versprechen zurückgekommen und hat das Projekt von der Investitionsliste gestrichen.
Keystone-SDA, hn, sda
03.12.2024, 11:34
03.12.2024, 12:31
SDA
Finanzdirektorin Astrid Bärtschi (Mitte) verwies auf die grossen Investitionen, die der Kanton in den kommenden Jahren tätigen muss. Um das alles finanziell noch stemmen zu können, brauche es eine Verzichtsplanung. «Wir können uns nicht mehr alles leisten», sagte die Regierungsrätin.
Dies sei schmerzhaft und sie verstehe, dass die geplante Streichung des Burgdorfer Projekts bei manchen Empörung auslöse. Doch der Umzug der Technischen Fachschule von Bern in einen neuen Bildungscampus mit Gymnasium und einem Techlab in Burgdorf sei nicht wirklich zwingend nötig. Ausserdem gebe es in Burgdorf auch Widerstand gegen das Projekt.
Bärtschi räumte ein, dass bereits über 14 Millionen Franken in das mittlerweile baureife Vorhaben geflossen sind. Diese abzuschreiben sei nicht schön, räumte die Regierungsrätin ein. Unter dem Strich entlaste der Verzicht auf das Projekt aber den Kanton Bern.
Hitzige Debatte
Die Gegner der Streichung warfen der Regierung Wortbruch vor. Ein vor Jahren gegebenes und mehrfach bestätigtes Versprechen einfach mit einem einzigen Federstrich zu bodigen, untergrabe das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik.
SP-Grossrat und Burgdorfer Stadtpräsident Stefan Berger legte sich für den Burgdorfer Bildungscampus mit der «Lädere» ins Zeug. Ein so ausgereiftes und schweizweit einzigartiges Bildungsprojekt dürfe nicht einfach so weg gespart werden. Das wäre verantwortungslos, auch mit Blick auf die Wirtschaft, die auf Fachkräfte angewiesen sei.
SVP-Grossrat Martin Lerch sprach von einem «veritablen Affront», dass der Kanton Millionen in den Sand setzen wolle. Noch nie sei im Kanton ein so weit fortgeschrittenes Projekt einfach abgeschossen worden.
Das sei keine solide Politik, kritisierte auch Anna de Quervain von den Grünen. Ihr SP-Grossratskollege David Stampfli gab zu bedenken, dass Projekte ein gewisses Mass an Planungssicherheit bräuchten.
Reifeprozess
Die Befürworter des Verzichts stellten sich auf den Standpunkt, es sei nicht verwerflich, Projekte unter neuen Gegebenheiten zu überdenken.
Als Burgdorf 2017 die «Lädere» zugesprochen wurde, habe niemand gewusst, dass eine Pandemie kommen werde, dass die Kosten explodierten oder Berner Spitäler einen millionenschweren Rettungsschirm bräuchten, sagte Carlos Reinhard namens der Freisinnigen.
Es habe einen politischen Reifeprozess gegeben, führte auch SVP-Grossrätin Andrea Gschwend-Pieren ins Feld. Es gebe heute bessere und günstigere Optionen als die «Lädere» nach Burgdorf zu zügeln.
Hauchdünner Entscheid
Am Ende fällte der Grosse Rat mit 74 zu 77 Stimmen und 4 Enthaltungen einen hauchdünnen Entscheid gegen den Umzug der «Lädere» nach Burgdorf.
Der Umzug der Technischen Fachschule von Bern nach Burgdorf war ein in den Jahren 2012 bis 2017 ausgearbeiteter und beschlossener Kompromiss. Er sollte Burgdorf für den Verlust des Standorts der Fachhochschule entschädigen.
Stattdessen sollte Burgdorf mit der neu angesiedelten Technischen Fachschule, dem Gymnasium und einem Techlab einen Bildungscampus erstellen können. Der Grosse Rat bestätigte das Projekt in den letzten Jahren mehrfach.
Auch kein Zückerchen
Der Kanton soll Burgdorf nach der Streichung des Bildungscampus-Projekts ein anderes Zückerchen geben, forderte eine weitere Planungserklärung. Allenfalls könnte die eben erst nach Deisswil gezogene Schule für Gestaltung nach Burgdorf weiterziehen.
Davon riet Finanzdirektorin Astrid Bärtschi allerdings ab. In Deisswil laufe ein Zehnjahresvertrag für die Miete der Räume und ein Umzug nach Burgdorf wäre zu teuer. Auch andere Projekte könne sie Burgdorf derzeit ehrlicherweise nicht anbieten. Es wäre nicht richtig, der Emmestadt falsche Versprechungen zu machen.
Das sah auch die Ratsmehrheit so und lehnte die Planungserklärung mit 83 zu 68 Stimmen bei 4 Enthaltungen ab.
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