Bern Regierungsrat lehnt Änderungen bei Medikamentenabgabe durch Ärzte ab

hn, sda

11.11.2024 - 16:02

Das Berner Kantonsparlament wird darüber befinden, ob Ärzte künftig wieder ohne Einschränkungen Medikamente abgeben können oder nicht. (Archivbild)
Das Berner Kantonsparlament wird darüber befinden, ob Ärzte künftig wieder ohne Einschränkungen Medikamente abgeben können oder nicht. (Archivbild)
Keystone

Parteien im Kanton Bern fordern, dass Ärzte wieder uneingeschränkt Medikamente abgeben dürfen, um Praxen attraktiver zu machen. Der Regierungsrat bleibt jedoch bei der bisherigen Regelung.

Im Kanton Bern gibt es eine anhaltende Debatte über die Medikamentenabgabe durch Ärzte. Mitglieder des Grossrats aus fast allen politischen Parteien fordern, dass Haus- und Kinderärzte wieder uneingeschränkt Medikamente abgeben dürfen. Sie argumentieren, dass dies die Attraktivität des Arztberufs steigern würde. Der Regierungsrat lehnt diese Forderung jedoch ab.

Historischer Hintergrund und aktuelle Regelung

Der Konflikt zwischen Ärzten und Apothekern über den Verkauf von Medikamenten ist nicht neu. Bereits Mitte der 1980er Jahre wurde im Kanton Bern ein Mischsystem eingeführt. Dieses erlaubt Ärzten, Medikamente nur in bestimmten Fällen uneingeschränkt abzugeben, etwa in Gemeinden ohne ausreichende Apothekenversorgung. Ansonsten dürfen Medikamente nur zur Erstversorgung, bei Hausbesuchen und in Notfällen direkt an Patienten abgegeben werden.

Argumente für eine Änderung

Die Befürworter einer Änderung, darunter Vertreter von SP, Mitte, SVP, Grünen, GLP, FDP, EVP und EDU, halten die bestehende Regelung für veraltet. Sie betonen, dass Apotheken ihr Angebot erweitert haben, während das Tätigkeitsfeld der Ärzte unverändert blieb. Angesichts des Mangels an Haus- und Kinderärzten könnte eine uneingeschränkte Medikamentenabgabe die Gründung und den Betrieb von Arztpraxen attraktiver machen. Zudem sehen sie in einem Systemwechsel eine Möglichkeit zur Kostensenkung im Gesundheitswesen.

Regierungsrat verteidigt das bestehende Modell

Der Regierungsrat ist skeptisch, ob eine generelle Erweiterung der Selbstdispensation die Niederlassung von Ärzten in Randregionen fördern würde. Er hält am bewährten Mischmodell fest und sieht die Motion als den falschen Ansatz zur Stärkung der Hausarztmedizin. Die Führung einer Privatapotheke sei zeitaufwendig und die meisten Ärzte bereits stark ausgelastet. Zudem möchte der Regierungsrat keine alten Konflikte zwischen Ärzten und Apothekern neu entfachen, da sich das Verhältnis in den letzten Jahren verbessert hat.

Zukunft der Debatte

Das letzte Wort in dieser Angelegenheit hat das Kantonsparlament, das über den Vorstoss entscheiden wird. Die Diskussion über die Medikamentenabgabe bleibt somit ein aktuelles Thema im Kanton Bern.

hn, sda