Coronavirus Zwei Drittel der Post-Covid-Patienten leiden auch nach zwei Jahren

SDA

27.1.2025 - 05:46

Ein positiver Covid-Test hat für manche Patientinnen und Patienten langwierige Folgen. (Archivbild)
Ein positiver Covid-Test hat für manche Patientinnen und Patienten langwierige Folgen. (Archivbild)
Keystone

Zwei Drittel der in einer Studie untersuchten Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-Syndrom haben sich im zweiten Jahr nach ihrer Erkrankung kaum erholt. Das zeigte eine Untersuchung von vier deutschen Universitätskliniken.

Keystone-SDA

Zwei Jahre nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 hätten viele Betroffene weiterhin erhebliche, bleibende Beschwerden, berichteten die Forschenden zu ihrer Langzeituntersuchung mit mehr als 1500 SARS-CoV-2-Infizierten. Ihre Ergebnisse wurden im Fachjournal «Plos Medicine» veröffentlicht.

Zu den Beschwerden zählen demnach beispielsweise chronische Müdigkeit, auch Fatigue genannt, und rasche Erschöpfung, Gedächtnisprobleme und Konzentrationsstörungen sowie Atemnot und Brustschmerzen. Auch innere Unruhe, Depressionen und Schlafstörungen kommen laut Mitteilung der Universitätsklinik von Freiburg im Breisgau häufig vor.

Für die baden-württembergischen Studie Epidemiologie von Long Covid (EPILOC) unter Leitung des Universitätsklinikums Freiburg, nachuntersuchten die Universitätskliniken mehr als 1500 ehemals Infizierte im Alter von 18 bis 65 Jahren. Beteiligt waren auch die Universitätskliniken in Heidelberg, Tübingen und Ulm.

Ursachen weiterhin unklar

Bezüglich der Ursachen für die anhaltenden Gesundheitsprobleme der Long-Covid-Betroffenen tappen die Forschenden weiterhin im Dunklen. «Es ist erschreckend, wie viele ehemals Infizierte nach zwei Jahren noch Beschwerden und Einschränkungen haben», wurde Studienleiter Winfried Kern von der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg zitiert.

Der Experte weiter: «Eine systematische längere Nachbeobachtung und medizinische Nachuntersuchung ist erforderlich, um Faktoren für Besserung beziehungsweise Nichterholung des Post-Covid-Syndroms und relevanter krankheitsauslösender Pfade genauer zu identifizieren.» Nur so liessen sich therapeutisch wirksame Interventionsansätze finden und entwickeln.

Untersuchung in zwei Schritten

In Phase I der Untersuchung – sechs bis zwölf Monate nach der akuten Infektion – hatten die Forschenden die Patienten bereits einmal nach Post-Covid-19-Symptomen befragt.

In Phase II der Untersuchung, nach weiteren 8,5 Monaten, verglichen die Forschenden 983 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren mit anhaltendem Post-Covid-19-Syndrom mit einer 576 Personen umfassenden Vergleichsgruppe ohne solche Probleme. Bei allen Teilnehmenden wurden ausführliche objektivierbare Tests auf Gehirnleistung, Herz-Kreislauf-Funktionen und Blutlabor-Tests durchgeführt, wie dazu auch das Deutsche Ärzteblatt berichtete.

68 Prozent weiterhin mit Symptomen

Knapp 68 Prozent der Personen mit Post-Covid-19-Syndrom wiesen auch im zweiten Jahr noch Symptome auf. 35,6 Prozent berichteten von verringerter Belastbarkeit und Erschöpfungszuständen nach Anstrengungen von mehr als 14 Stunden Dauer. Zusätzlich gaben fast zwölf Prozent der Betroffenen auch chronische Schmerzzustände an.

Die Long-Covid-Patienten zeigten eine geringere Griffstärke (Muskelkraft), eine geringere maximale Sauerstoffaufnahme und eine geringere Atemfunktion.

Die Krux für die weitere Forschung: Trotz dem objektiven Vorliegen von geringerer physischer und psychischer Belastbarkeit gab es zwischen Betroffenen und Nicht-Betroffenen keine Unterschiede bei allen erhobenen Laboruntersuchungen. Möglicherweise könnten aber Veränderungen im Zusammenspiel zwischen Nerven- und Stoffwechselfunktionen sowie anhaltende Entzündungsreaktionen eine Rolle spielen, hiess es von Seiten der Forschenden.