Klimawandel Warum die heftigen Turbulenzen beim Fliegen zunehmen werden

tsha

27.8.2019

Nach der Landung von Flug AC33 in Honolulu kümmern sich Rettungskräfte um die Passagiere.
Nach der Landung von Flug AC33 in Honolulu kümmern sich Rettungskräfte um die Passagiere.
Bild: Keystone

Heftige Turbulenzen im Flieger sind eine Horrorvorstellung – Passagiere auf einem Air-Canada-Flug erlebten das, was in Zukunft häufiger vorkommen könnte. Grund ist der Klimawandel. 

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Fliegen als umweltschädlichste Art des Reisens trägt zum Klimawandel bei. Und weil sich das Klima immer mehr aufheizt, wird auch das Fliegen gefährlicher.

Passagiere auf einem Air-Canada-Flug von Vancouver nach Sydney mussten vor Kurzem am eigenen Leib spüren, was es bedeutet, in heftige Turbulenzen zu geraten. Mitte Juli flog Flug AC33 mit 269 Passagieren und 15 Crew-Mitgliedern mitten hinein in eine sogenannte «Clean Air Turbulence», kurz CAT.

Unvermittelt fiel die Boeing 777-200 mehrere Meter tief. Passagiere, die nicht angeschnallt waren, flogen durch die Gegend, stiessen sich den Kopf. 37 von ihnen wurden verletzt, zum Teil schwer. Nach wenigen Sekunden war alles vorbei, das Flugzeug aber völlig verwüstet. Der Pilot entschied sich, in Honolulu auf Hawaii notzulanden. Was war geschehen?



Eine CAT tritt jeweils ohne Vorwarnung auf, selbst modernste Technik kann sie nicht vorhersagen. Dieser Art der Turbulenz, umgangssprachlich auch «Luftloch» genannt, entsteht, wenn in einer Höhe von 6'000 Metern oder mehr Luftmassen einander mit unterschiedlicher Geschwindigkeit passieren. Vor allem dort, wo der Jetstream weht, sind CAT häufig.

Jetstream ausser Kontrolle

Wie «Spiegel Online» berichtet, hat der Klimawandel das Verhalten des Jetstreams in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert. Weil er schlingert, bewegt er Wettersysteme über Europa langsamer fort als bislang. Wetterlagen bleiben längere Zeit stabil – wie etwa im vergangenen Juli, als der Kontinent unter einer lang anhaltenden Hitzewelle litt.

Atmosphärenforscher Paul Williams von der University of Reading beschreibt in einer Studie, die im Magazin «Nature» veröffentlicht wurde, dass der Jetstream immer unruhiger wird. Schuld daran sei der Klimawandel. Weil sich deswegen die Windgeschwindigkeiten in verschiedenen Höhenlagen immer stärker unterscheiden, würden auch Turbulenzen zunehmen.

Der Klimawandel «wird die Luftfahrt auf dem verkehrsreichen transatlantischen Flugkorridor beeinflussen, indem eine turbulentere Flugumgebung für Flugzeuge entsteht», schreibt Williams in seiner Studie. Sollte der Klimawandel nicht gebremst werden, würde sich diese Entwicklung fortsetzen. Ab dem Jahr 2050, so der Wissenschaftler, werde sich die Zahl der CAT-Ereignisse verdoppeln.

Wie «Spiegel Online» berichtet, arbeiten Wissenschaftler derzeit an Verfahren, um das plötzliche Auftreten von CAT-Ereignissen vorherzusagen. Lasergestützte Instrumente könnten die Turbulenzen möglicherweise eine Minute vor ihrem Auftreten erkennen – Zeit genug also, um sich anzuschnallen. 

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