Beunruhigender Befund «Super-Erreger»-Gen überlebt sogar in der Arktis

uri

29.1.2019

In Böden des Kongsfjords in der Arktis (links) fanden Forscher Resistenz-Gene, wie sie auch E.-coli-Bakterien (rechts) aufwweisen. 
In Böden des Kongsfjords in der Arktis (links) fanden Forscher Resistenz-Gene, wie sie auch E.-coli-Bakterien (rechts) aufwweisen. 
Bild: Superchilum/CC BY-SA 3.0 (links)/Handout Manfred Rohde/Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (rechts)

33'000 Europäer sterben jährlich, weil sich mit einem Antibiotika-resistenten Keim infizieren. Und die Bakterien verbreiten sich rasant. Nun haben Forscher die Spuren eines solchen «Super-Erregers» bereits in einer unberührten Gegend der Arktis nachgewiesen.

Erreger, die gegen verschiedene Antibiotikaklassen immun sind, werden immer häufiger. Die Gene, die solche Resistenzen übertragen, lassen sich in Tieren, Menschen, Gewässern, oder auch Böden nachweisen. Einen weiteren besorgniserregenden Befund zur Problematik haben Forscher der Newcastle University in England gemacht.



«Super-Erreger»-Gen in 60 Prozent der Proben

Für eine Studie untersuchten die Wissenschaftler 40 Bodenproben, die sie im Jahr 2013 am Kongsfjords auf der zu Norwegen gehörenden Inselgruppe Spitzbergen entnommen hatten. Die Proben sind vor allem deshalb von Interesse, weil die entlegenen Polargebiete zu den «letzten unberührten Ökosystemen der Erde» gehören, wie Studienleiter David Graham dem Wissenschaftsmagazin «scinexx» sagte. Man ging deshalb davon aus, dass man hier «noch Resistenzwerte wie vor der Ära der Antibiotika» finden könne.

Doch selbst in den arktischen Böden konnten die Wissenschaftler bereits 131 verschiedene Resistenzgene nachweisen. In 60 Prozent der Proben fanden sie sogar das Gen eines «Super-Erregers» vom NDM-1-Stamm. Das Bakterium, dass gegen alle gängigen Antibiotika immun ist, war erstmals 2010 in Indien entdeckt worden. Schon drei Jahre später war es zwar noch nicht selbst, aber seine Gene bereits Tausende Kilometer entfernt in der Arktis angekommen – und zwar in einer Gegend, die vom Menschen direkt noch fast gar nicht beeinflusst wird.

Zehn Millionen Tote im Jahr 2050

Die Forscher gehen davon aus, dass die Resistenzgene vor allem durch Zugvögel nach Spitzbergen gelangten, die in südlicheren Gebieten und von Menschen besiedelten Gebieten überwintern. Dort dürften sie die resistenten Keime aufgenommen und diese schliesslich mit ihrem Kot am Kongsfjord ausgeschieden haben.



Nach Schätzungen dürften im Jahr 2050 bereits zehn Millionen Menschen auf der Erde jährlich durch multiresistente Erreger sterben. Wissenschaftler Graham fordert deshalb eine global angelegte Antwort auf die «Resistenz-Krise». Vor allem müsse die extreme Anwendung von Antibiotika in manchen Bereichen beendet werden. Durch die «exzessive Verwendung» von Antibiotika habe man die Evolutionsrate beschleunigt und «resistente Stämme geschaffen, die es noch nie gegeben hat.»

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