Studie legt Zusammenhang nahe Fussball-EM wohl Ursache für dritte Corona-Welle in England 

dpa/uri

8.7.2021

Englische Fans feiern am 7. Juli nach dem Sieg ihres Teams gegen Dänemark bei der Fussball-EM 2020 vor dem Wembley-Stadion in London. 
Englische Fans feiern am 7. Juli nach dem Sieg ihres Teams gegen Dänemark bei der Fussball-EM 2020 vor dem Wembley-Stadion in London. 
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Führt die Fussball-Europameisterschaft zu steigenden Fallzahlen in England? Eine vorläufige Studie legt den Verdacht nahe: Das Risiko für eine Ansteckung steigt seit dem Ereignis – und das vor allem bei Männern.

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Gemeinsames Schauen der Fussball-Europameisterschaft könnte einer vorläufigen Studie zufolge verantwortlich für einen höheren Corona-Anstieg bei Männern als bei Frauen in England sein.

Tests bei mehr als 47'000 Freiwilligen im grössten britischen Landesteil hätten ergeben, dass Männer ein 30 Prozent höheres Risiko als Frauen hätten, sich zu infizieren, heisst es in dem sogenannten Preprint des Imperial College London. «Es könnte sein, dass das Fussballschauen dazu führt, dass Männer sozial aktiver sind als sonst», sagte Studienautor Steven Riley der BBC am Donnerstag.

Der Bericht stellt zudem fest, dass derzeit eine «erhebliche dritte Infektionswelle» das Land treffe. Demnach hat sich das Infektionsgeschehen im Vergleich zur vorigen Erhebung vor einem Monat vervierfacht.

Vermutlich ist die Delta-Variante verantwortlich

Infektionen seien in allen Altersgruppen unter 75 Jahren deutlich gestiegen, vor allem aber bei Kindern und Jugendlichen. Auch bei Menschen, die beide Impfungen bekommen haben, habe sich die Zahl der Corona-Fälle vervierfacht.

Für den Anstieg wird die hochansteckende Delta-Variante verantwortlich gemacht. Die britische Regierung will die Corona-Massnahmen in England am 19. Juli vollständig aufheben.



«Obwohl die Impfstoffe einen guten Schutz vor Infektionen und schweren Krankheiten bieten, besteht für geimpfte Menschen immer noch das Risiko, an dem Virus zu erkranken und andere zu infizieren», sagte Riley. Deshalb sei es wichtig, dass so viele Menschen wie möglich beide Dosen erhielten.

EU-Behörde zählt 2500 Fälle in Verbindung mit EM

Bereits gestern teilte die europäische Gesundheitsbehörde ECDC mit, dass im Zusammenhang mit der Fussball-EM schon mehr als 2500 Corona-Fälle festgestellt wurden.

In der dritten Turnierwoche der Europameisterschaft sei ein erheblicher Anstieg im Vergleich zur Woche davor zu verzeichnen gewesen. Infektionsfälle in sieben Ländern liessen sich mit der EM in Verbindung bringen, erklärte die zuständige Direktorin Vicky Lefevre der Nachrichtenagentur dpa.

Besonders viele Schotten infiziert

Schottland sei dabei mit 1991 Fällen am weitaus stärksten betroffen. Die schottische Nationalmannschaft trug ihre EM-Gruppenspiele in Glasgow und im Londoner Wembley-Stadion aus.

436 Fälle waren demnach auch in Finnland registriert worden, vor allem nachdem Finnlands Fussballer in St. Petersburg spielten und Fans offensichtlich das Virus aus Russland mitbrachten. Einige Fälle wurden auch aus Dänemark, Frankreich, Schweden, Kroatien und den Niederlanden gemeldet.

Auch mehrere Schweizer Fans haben sich angesteckt, wie die Berner Kantonsärztin und Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, Linda Nartey, am Dienstag vor den Medien in Bern sagte. Es gebe in verschiedenen Kantonen einzelne Meldungen von infizierten Leuten, die von EM-Spielen zurückgekommen seien, sagte Nartey.