Hirnforschung Schlechte Träume bereiten uns wahrscheinlich auf reale Ängste vor

SDA/uri

25.11.2019

Wer häufig unter schlechten Träumen leidet, wird es fast nicht glauben mögen: Sie haben offenbar durchaus einen Nutzen. (Symbolbild)
Wer häufig unter schlechten Träumen leidet, wird es fast nicht glauben mögen: Sie haben offenbar durchaus einen Nutzen. (Symbolbild)
Bild: Getty Images

Beängstigende Träume haben womöglich einen durchaus positiven Effekt, wie Genfer Forschende herausgefunden haben. Sie härten die Träumenden wahrscheinlich für negative Erlebnisse in der Realität ab.   

Wo im Gehirn entstehen schlechte Träume? Dieser Frage ist ein Forschungsteam um Lampros Perogamvros und Sophie Schwartz von der Universität und den Universitätsspitälern Genf (HUG) nachgegangen. Ihre Studie zeigt, welche Hirnareale bei beängstigenden Träumen aktiv sind. Und dass dies womöglich auch für den Wachzustand abhärtet, wie die Forschenden im Fachblatt «Human Brain Mapping» berichten.

Die Forschenden zeichneten die Hirnaktivität von 18 Probanden beim Schlafen auf. Dazu trugen die Testpersonen Kappen mit 256 Elektroden, die ein sogenanntes Elektroenzephalogramm (EEG) aufzeichneten, wie die Uni Genf und die HUG in einer gemeinsamen Mitteilung vom Montag schrieben. Während der Nacht weckten die Forschenden die Probanden mehrfach und befragten sie zu ihren Träumen.

Anhand des Aussagen identifizierten die Forschenden zwei Hirnareale, die insbesondere mit beängstigenden Träumen zusammenhängen: die sogenannte Inselrinde und den Gyrus cinguli. Im Wachzustand – und den neuen Ergebnissen zufolge offenbar gleichermassen im Traum – spielt die Inselrinde eine Rolle bei der Bewertung von Emotionen, der Gyrus cinguli beim Vorbereiten motorischer Reaktionen auf eine Bedrohung.

Angstvolle Träume härten ab

In einem nächsten Schritt untersuchten die Wissenschaftler, ob sich das Erleben von Angst im Traum auf die Gefühlsregungen der Probanden im Wachsein auswirkten. Dafür liessen sie 89 Probanden eine Woche lang ein Traumtagebuch führen und die Art ihrer Träume jeden Morgen nach dem Aufwachen festhalten.

Anschliessend massen sie die Hirnaktivität der Probanden mittels Magnetresonanztomografie, während sie ihnen beängstigende Bilder, beispielsweise von gewalttätigen Übergriffen zeigten. Der Fokus lag dabei auf Hirnarealen, die an der Verarbeitung von Emotionen beteiligt sind, wie die Inselrinde, die Amygdala, der mediale präfrontale Cortex und der Gyrus cinguli.

Tatsächlich stellten die Forschenden fest, dass Inselrinde, Gyrus cinguli und Amygdala umso weniger auf die beunruhigenden Bilder reagierten, je schlechter die jeweilige Person in der Woche zuvor geträumt hatte. Der mediale präfrontale Cortex hingegen, der die Angstreaktion der Amygdala hemmt, war hingegen umso aktiver.

Im Traum üben für die Realität

Die Ergebnisse bestätigen eine neurowissenschaftliche Theorie, dass Menschen beängstigende Situationen im Traum simulieren, um in der Realität besser zu reagieren. Nun wollen die Forschenden prüfen, ob sich auf dieser Basis eine Therapie gegen Angststörungen entwickeln liesse.

Ausserdem wollen sie auch den Effekt von Albträumen besser erforschen. Bei Albträumen übersteigt die Angst das Level von schlechten Träumen und stört den Schlaf. Wenn die Furcht im Traum einen gewissen Schwellenwert überschreite, verliere sie wahrscheinliche ihre hilfreiche Funktion, so Perogamvros.

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