Neuer Lada «Sanktionssicher» vielleicht, sicher aber eher nicht

phi

18.6.2022

Mit dem Lada Granta soll die Auto-Produktion wieder Fahrt aufnehmen.
Mit dem Lada Granta soll die Auto-Produktion wieder Fahrt aufnehmen.
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Der neue Lada Granta kommt ganz ohne Teile aus dem Westen aus. Doch dafür zahlen die Lenker auch einen Preis: Das Auto kostet zwar nur 11'800 Franken, doch dafür wird bei ABS, Airbag und anderem gespart.

phi

Für russische Arbeitende in der Autoindustrie bedeutet der Krieg in der Ukraine zunächst, dass sie ihre Ferien umplanen müssen: Der Autobauer Awtowas schickt seine über 40'000 Angestellten nicht im Hochsommer in die Ferien, sondern hat seine Betriebsferien auf den April vorverlegt.

Die Produktion in den Fabriken in Toljatti und Ischewsk ist im März ohnehin eingebrochen, nachdem die Sanktionen gegen Russland gegriffen haben. 68 Prozent von Awtowas gehören Renault: Die Franzosen sind für wichtige Teile und Technologien verantwortlich.

Auto-Fertgung in einem Werk von Awtowas.
Auto-Fertgung in einem Werk von Awtowas.
Awtowas

Die Russen geben sich jedoch kämpferisch: Es werde «aktiv daran gearbeitet, einige wichtige importierte Komponenten durch alternative Lösungen zu ersetzen», heisst es in einem Statement. Nun steht fest, was damit gemeint war: ein neues Auto aus nationaler Produktion, das sanktionssicher ist.

Am 16. Mai hat Renault seine russischen Beteiligungen für einen Rubel abgestossen – auch wenn eine Rückkaufoption in den kommenden sechs Jahren besteht. Am Ruder ist nun das «Zentralinstitut zur Entwicklung von Automobilen und Motoren».

Kein ABS, ASR oder Airbag

Nach mehrmonatiger Pause kann Awtowas am 8. Juni die Produktion wieder aufnehmen: «Die ersten Lada Granta Classic 2022 sind vom Fliessband gelaufen», schreibt die Firma in einer Pressemitteilung. Einen Schub soll der Produktion jedoch eine Neuentwicklung geben: Den Lada Granta gibt es ab sofort in der Ausführung Classic Sedan, die nach Angaben des Herstellers sanktionssicher ist.

Das Stufenheck ist in Russland nach wie vor eine beliebte Karosserieform.
Das Stufenheck ist in Russland nach wie vor eine beliebte Karosserieform.
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Sprich: Die Komponenten kommen samt und sonders von nationalen Herstellern. Der Preis soll bei 675'900 Rubel liegen, was derzeit gut 11'800 Franken entspricht. Der Kunde muss jedoch Einschränkungen in Kauf nehmen.

Das neue Modell kommt ohne Sicherheitsfunktionen wie Anti-Blockier-System, Anti-Schlupf-Regelung und Airbag daher. Dass auch die heutigen Emissionsgrenzen gesprengt werden, kann nicht verwundern: Die neuen sanktionssicheren Autos gefährden nicht nur ihre Lenker, sondern auch die Umwelt.