Weitere Gletscher gefährdetExperten beobachten Einsturz-Gletscher am Mont Blanc mit Radar
SDA
26.9.2019
Mit einem Radarsystem wird ab sofort ein sich schnell bewegender Gletscher auf der italienischen Seite des Mont Blanc beobachtet. Die Behörden installierten den Radar am Donnerstag. Dessen Daten sollen sogar Millimeterbewegungen des Gletschers Planpincieux festhalten.
Auf der italienischen Seite des Mont-Blanc ist am Donnerstag ein Radarsystem zur Beobachtung eines wegen der Klimaerwärmung einsturzgefährdeten Gletschers installiert worden. Die Anlage wurde mit einem Hubschrauber nach Courmayeur gebracht und von Experten eingerichtet.
Dabei handelt es sich um ein Radarsystem, das bereits zur Beobachtung von Erdrutschen eingesetzt wird. Damit könne man auch kleinere Bewegungen des Planpinceux-Gletschers registrieren, berichteten italienische Medien. Wegen der Einsturzgefahr des Gletschers hatte die Gemeinde Courmayeur in der norditalienischen Region Aostatal am Dienstag die Sperre von zwei kommunalen Strassen verfügt.
«Dieses Ereignis muss uns wachrütteln»
Der italienische Umweltminister Sergio Costa rief zu «einer koordinierten Klima-Initiative» zur Vorbeugung extremer klimatischer Ereignisse auf, die auch für die Bevölkerung dramatisch sein könnten. Italien habe direkt den Beweis vor Augen, wie sehr sich der Klimawandel auf den Alpenraum auswirke.
Auch Premier Giuseppe Conte zeigte sich besorgt. «Die Gefahr, dass ein Gletscher auf der italienischen Seite des Mont-Blancs kollabieren könnte, darf uns nicht gleichgültig lassen. Dieses Ereignis muss uns wachrütteln, wir müssen uns in Bewegung setzen», sagte Conte.
Rekordsommer 2019: weitere Alpengletscher gefährdet
In den nächsten Tagen wird mit einer Schlechtwetterfront in Courmayeur gerechnet, was zu einer Senkung der Temperaturen und zu leichtem Schneefall führen könnte. Dies könne zu einer Stabilisierung der Gletschermasse führen, meinten die Wetterexperten. Mit Schneefall wird ab einer Höhe von circa 2200 Metern gerechnet.
Gletscherexperten wiesen darauf hin, dass der Sommer 2019 so warm wie noch nie gewesen sei. Mehrere andere Alpengletscher seien gefährdet. Der Planpincieux-Gletscher am Mont-Blanc sei «atypisch», weil er auch durch das unter ihm rinnende Wasser wegschmelze, sagte der Generalsekretär der Fondazione Montagna Sicura, Jean-Pierre Fosson.
Klimawandel: Alpen werden zum Fieberthermometer der Erde
Alpen werden im Klimawandel zum «Fieberthermometer der Erde»
Der Gipfel des Aggensteins und der Schnee auf den Skipisten des Breitenbergs in den bayerischen Alpen leuchten im Licht der aufgehenden Sonne rötlich.
Bild: dpa
Zwei Menschen wandern an dem mit Decken abgedeckten Rhonegletscher im Wallis. Der älteste Gletscher der Alpen wird durch spezielle Decken vor dem Schmelzen geschützt. Die Gletscher in den Alpen sind vom Verschwinden bedroht.
Bild: dpa
Viele Lebensräume verschieben sich. Bei Libellen etwa: So komme die Nordische Moosjungfer 200 bis 300 Meter höher vor als früher, sagt der Artenschutzreferent des Bundes Naturschutz in Bayern (BN), Kai Frobel.
Bild: Guido Gerding/wiki
Auch neue Pflanzenarten wie die Arnika haben in der Höhe nun eine Chance, wie Forscher aus elf Ländern in einer 2018 im Fachblatt «Nature» veröffentlichen Studie nachwiesen.
Bild: Getty Images
Dafür könnten künftig neue Arten bisherige verdrängen. Der «Nature»-Studie zufolge gibt es bereits Verlierer: Die Verbreitung des Bayerischen Enzians etwa hat abgenommen.
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