Vor 60 JahrenPaula Hitler: «Ich muss doch gut über ihn sprechen, er ist doch mein Bruder»
Philipp Dahm
1.6.2020
Sie konnte zwar bescheidenen Profit aus ihrem Namen schlagen, doch das Leid, das ihr Bruder Adolf anrichtete, wog das nicht auf: Paula Hitler starb vor 60 Jahren als Sozialhilfeempfängerin.
Adolf Hitler ist kein Einzelkind. Er hat fünf Geschwister, von denen allerdings nur die Schwester Paula das Erwachsenenalter erreicht. Sie stirbt am 1. Juni 1960 mit 64 Jahren.
Adolfs und Paulas Vater kommt 1837 in Döllersheim in Niederösterreich 1837 als uneheliches Kind zur Welt. Wer war dieser Mann? Alois Schicklgruber macht nach der Volksschule eine Lehre als Schuster und geht mit 13 Jahren nach Wien. Nach vier Jahren besteht er seine Gesellenprüfung im Lederhandwerk und absolviert seinen Militärdienst.
Erste Frau 14 Jahre älter, zweite Frau 24 Jahre jünger
1855 lässt sich der 18-Jährige vom Zoll anwerben und arbeitet sich in den folgenden 16 Jahren bis in den gehobenen Dienst hoch. 1873 heiratet er zum ersten Mal: Alois ist 36 Jahre alt, seine Frau Anna Glasl-Hörer aber schon 50. 1876 nimmt Alois den Nachnamen seins Stiefonkels an, um dessen Erbe antreten zu können. Warum auf dem Amt aus dem Namen Hiedler Hitler wird, ist unklar.
Die Ehe von Alois Hitler und der gebrechlichen, aber gutsituierten Zöllner-Tochter bleibt kinderlos, die beiden trennen sich, und bereits 1883 stirbt die Gattin. Alois hat schon zuvor die 24 Jahre jüngere Köchin Franziska Matzelsberger geschwängert: 1882 wird Alois Hitler Junior geboren. Im folgenden Jahr heiratet das Paar, doch das Glück währt nicht lange: Am 28. Juli 1884 bringt Franziska noch die Tochter Angela zur Welt, stirbt jedoch 13 Tage später an Tuberkulose.
Wegen Franziskas Krankheit hat Alois Hitler seine Nicht Klara Plötzl zu sich gerufen, die von 1875 bis 1881 bereits als Hausmädchen bei der Familie gearbeitet hat. Keine fünf Monate nach dem Tod seiner zweiten Frau tritt Alois erneut vor den Altar – nachdem Rom die Ehe mit der Nichte zweiten Grades erlaubt hat.
Sechs Kinder – nur Adolf und Paula überleben
Vier Monate nach der Hochzeit am 17. Mai 1885 ist auch schon das erste Kind da: Gustav stirbt jedoch zweijährig an Diphtherie. Die Krankheit rafft auch die eineinhalbjährige Ida 1888 hinweg. Am 20. April 1889 wird Adolf geboren, am 1892 folgt Bruder Otto, jener stirbt allerdings nach sechs Tagen an Gehirnwassersucht.
Als Adolf Hitler fast fünf Jahre alt ist, kommt sein Bruder Edmund auf die Welt, er stirbt jedoch im Alter von sechs Jahren an Masern. Paula komplettiert die Familie Hitler am 21. Januar 1896. Schon 1875 ist Alois Hitler nach Braunau am Inn versetzt worden, wo sein Sohn Adolf entbunden wird, eben, 1889.
1892 zügelt die Familie wegen einer Beförderung nach Passau. Nach einem Jahr zügelt die Familie nach einer neuerlichen Beförderung nach Linz, wo Alois Hitler es bis zum Leiter der Zollabteilung der Finanzdirektion bringt. Dort arbeitet er bis zur Pensionierung im Juni 1895. Bereits im Februar kauft Alois Hitler ein Haus in Hafeld, einem kleinen Weiler in der Nähe von Linz: Das Rauscher Gut hat eine Fläche von 3,8 Hektar. Hier erblickt Paula Hitler ein Jahr später das Licht der Welt.
Hitler «schmerzgebrochen»
Adolf und Paula verleben ihre Kindheit auf dem Rauscher Gut mit ihren Halbgeschwistern Alois Junior und Angela. Als Edmund 1900 an den Masern stirbt, ist Adolf elf, Paula vier Jahre alt. Der Vater ist streng, verprügelt seine Kinder: Alois Junior überwirft sich mit seinem Senior und verlässt das Elternhaus noch vor dessen Tod im Jahr 1903. Adolf begehrt gleichfalls gegen den Alten auf. Auch Mutter Klara leidet unter dem Mann.
«Selbst seine engsten Freunde gaben zu, dass Alois ‹schrecklich grob› mit seiner Frau war und ‹zu Hause kaum ein Wort mit ihr gesprochen hat›», schreibt Hitler-Biograf Robert G. L. Waite.
Als der passionierte Imker am 3. Januar 1903 im Gasthaus Wiesinger in Leonhard bei Linz seinen üblichen Morgenwein trinken will, kollabiert der 65-Jährige und stirbt. «Als der 14-jährige Sohn seinen toten Vater sah, brach er in unkontrolliertes Weinen aus», hat sich ein Jugendfreund Adolf Hitlers erinnert.
Nur vier Jahre später stirbt auch Mutter Klara an Brustkrebs – sie wird nur 47. Paula ist fast zwölf, als sie Waise wird. Der 18-jährige Adolf bewirbt sich zu jener Zeit an der Kunstakademie in Wien. Der jüdische Hausarzt der Familie wird später angeben, er habe «nie einen jungen Menschen so schmerzgebrochen und leiderfüllt» gesehen wie Adolf Hitler nach dem Tod seiner Mutter.
Waisenkinder Hitler
Paula zügelt nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrer Halbschwester Angela, die geheiratet hat und dreifache Mutter geworden ist. Sie bekommt eine Waisenrente, die sie sich mit Adolf teilen muss. Sie steht Waisen bis zum Alter von 24 zu, die in der Ausbildung sind. Paulas Bruder gibt vor, Kunststudent zu sein. Erst 1911 erklärt er, nicht mehr zu studieren, womit seine Schwester den gesamten Betrag, 50 Gulden monatlich, erhält.
Halbschwester Angela ist seit dem Vorjahr nicht nur Waise, sondern auch Witwe: Ihr Mann stirbt mit nur 31 Jahren. Trotz der prekären Lage schliesst das Mädchen Volks- und höhere Mädchenschule ab. Sie lernt die Schreibmaschine kennen. Ihr Berufsziel: Sekretärin. Zu Adolf hat sie seit dem Tod der Mutter keinen Kontakt. Erst 1920, als eine Wiener Versicherung sie anstellt, sehen sich die Geschwister wieder.
Auch in den 20ern, als ihr Bruder in Deutschland aufstrebt, ändert sich das nicht. Im April 1923 verlässt die 27-Jährige zum ersten Mal Österreich und besucht ihren Bruder in München. Doch als jener Ende des Jahres nach einem gescheiterten Putschversuch ins Gefängnis muss, besucht sie ihn nicht – im Gegensatz etwa zu Halbschwester Angela und ihren drei Kindern.
Hitlers Nichte erschiesst sich in gemeinsamer Wohnung
Jene zügelt sogar mit ihren drei Kindern nach München und später in Hitlers Berghof. Ihre Tochter Geli zieht sogar bei ihrem Onkel Adolf, der auch ihr Vormund ist, ein – sie nimmt sich im Münchner Neun-Zimmer-Apartment am 18. September 1931 im Alter von 23 Jahren das Leben. Paula sieht ihren Bruder in den 30er- und 40er-Jahren nach eigenen Angaben nur etwa einmal im Jahr.
Ab 1930 wird Paula finanziell von Adolf unterstützt, nachdem sie ihren Versicherungsjob in Wien verloren hat, «weil bekannt geworden war, wer mein Bruder war». Sie nennt sich auf seinen Rat hin Paula Wolf: Der Führer hält seine Familie aus der Öffentlichkeit heraus und verbietet ihr auch, in die NSDAP einzutreten.
Paula arbeitet sporadisch, hört nach dem Anschluss Österreichs Hitlers Rede auf dem Wiener Heldenplatz und arbeitet während des Krieges als Sekretärin in einem Militärhospital. Als sie den Euthanasie-Arzt Erwin Jekelius kennenlernt, bittet sie Adolf um die Zustimmung zur Hochzeit. Doch der Führer lässt den Mann ein Dokument unterschreiben, gemäss dem er die Beziehung zu beenden hat – und schickt ihn an die Ostfront. Jekelius stirbt in russischer Kriegsgefangenschaft.
Paula glaubt nicht an Adolfs Schuld
Nach der Kapitulation der Nazis wird Paula Hitler verhaftet und befragt. Sie sagt den Amerikanern im Juni 1945: «Ich glaube nicht, dass mein Bruder die Verbrechen anordnete, die unzähligen Menschen in den Konzentrationslagern angetan wurden – oder dass er überhaupt über diese Verbrechen Bescheid wusste. Ich muss doch gut über ihn sprechen, er ist doch mein Bruder. Er kann sich doch nicht mehr verteidigen.»
Nachdem die Alliierten Paula freigelassen haben, geht sie zurück nach Wien und arbeitet in einer Kunsthandlung. 1952 zügelt sie nach Berchtesgaden in Oberbayern. Sie zieht sich in eine kleine Wohnung zurück, bekommt Sozialhilfe. SS-Angehörige und Alt-Nazis schauern offenbar dann und wann nach dem Rechten. Ab 1956 legt sie den Namen Wolf ab und nennt sich wieder Hitler.
Kurz bevor sie 1960 an Krebs stirbt, spricht ein Gericht ihr zwei Drittel von Hitlers Erbe zu. Nach ihrem Tod fällt das Erbe Halbschwester Angela und ihrem Bruder Leo zu. Leo war nach London ausgewandert und hatte ein Kind mit einer Irin, deren Nachfahren in den USA leben. Sie heissen heute Houston, nicht mehr Hitler.
Weder sie noch Angelas Nachkommen haben Hitlers Erbe jemals angetreten, weshalb Rechte und Besitztümer dem Freistaat Bayern zugefallen sind.
Der «ponische Überfall» auf den deutschen Sender in Gleiwitz 1939
Das Schulschiff SMS Schleswig-Holstein läutet mit dem Beschuss von Danzig am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg ein. Die Kampfhandlungen werden als Reaktion...
Bild: Gemeinfrei
... auf einen angeblichen Überfall polnischer Freischärler auf den Sender in Gleiweitz in Oberschliesien verkauft, der hier auf einem Foto von 1945 zu sehen ist.
Bild: Gemeinfrei
Tatsächlich war der Angriff geplant und von einem SS-Kommando unter der Führung von Alfred Naujocks durchgeführt worden, um Berlin eine Legitimation für den Angriff auf Polen zu liefern.
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Naujocks war im September 1939 erst 27 Jahre alt. Der Kieler sass ab 1946 bei den Nürnberger Prozessen auf der Anklagebank, nach Dänermark ausgeliefert und dort verurteilt, aber schon 1950 wieder freigelassen. Naujocks starb 1966 in Hamburg.
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Schlesien als Pulberfass: Nachdem Deutschland nach dem Abstimmungen von 1921 im Jahr 1922 wichtige Industriegebiete an Polen abtreten muss, herrscht revanchistische Stimmung im Kohlerevier.
Bild: WikiCommons/Matthiaskuech
Die schlesischen Verwaltungsbezirke vor dem Versailler Frieden: Auch in Rybnik und im Bezirk Oppeln führte die SS am 31. August 1939 Aktionen wie in Gleiwitz durch.
Bild: WikiCommons/Furfur
Die «Nordwest Zeitung» vom 1. September 1939: «Polen zwingt uns den Krieg auf» und «Des Führers ergreifende Worte».
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Polen werden am 1. September 1939 in Beuthen verhaftet.
Bild: Keystone
Polen werden am 7. September 1939 abgeführt, weil einer von ihnen ein Scharfschütze sein soll.
Bild: Keystone
Bromberg (heute Bydgoszcz) am 8. September 1939: Im Tal des Todes hausten die Deutschen besonders übel.
Bild: Keystone
Adolf Hitler im Gespräch mit Deutschen aus Polen: Begeisterung sieht anders aus. Vielleicht liegt es an der Grausamkeit von Wehrmacht uns SS, die...
Bild: Keystone
... hier beispielsweise Lehrer zur Exekution schicken. Das Bild wurde in Bromberg am 1. November 1939 aufgenommen.
Bild: Gemeinfrei
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