Spanien warnt Segler jetzt in Echtzeit vor Orca-Clans
Nach Dutzenden Angriffen auf Segeljachten vor den Küsten Spaniens und Portugals werden Orcas nun mit Ortungsgeräten ausgestatte. So sollen Kapitäne die aggressiven Herden weiträumig umfahren können.
02.08.2023
Nach Dutzenden Angriffen auf Segeljachten vor den Küsten Spaniens und Portugals werden Orcas nun mit Ortungsgeräten ausgestattet. So sollen Kapitäne die aggressiven Herden weiträumig umfahren können.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Orca-Attacken auf Segeljachten und Boote haben seit dem Jahr 2020 deutlich zugenommen.
- Seeleute fordern, dass etwas unternommen wird. Sie befürchten, dass kleinere Schiffe das Gebiet zwischen Mittelmeer und Atlantik sonst nicht mehr befahren können.
- Die Meeressäuger werden nun im Auftrag der spanischen Regierung mit Ortungssendern ausgestattet.
- Skipper sollen so in Echtzeit Informationen über den Aufenthalt der Tiere bekommen, um diese umfahren zu können.
Seit 2020 greifen Schwertwale im Atlantik Segeljachten und andere kleinere Schiffe an. So erst im Juni die Rennjacht von Andrea Fantini in der Strasse von Gibraltar. «Es hat sehr lange gedauert. Vielleicht eine halbe Stunde. Uns kam es aber wie eine Ewigkeit vor», erzählte der Rennsegler jüngst im spanischen Fernsehsender RTVE.
Über 300 solcher Attacken sind es bis heute. Oft zerstören die angreifenden Schwertwale das Ruder, sodass die Boote manövrierunfähig werden. Manche Schiffe beschädigen sie so schwer, dass sie sinken. Und die Angriffe scheinen zuzunehmen.
Die Vorfälle werden einem bestimmten Orca-Clan zugeschrieben, der sich im Mittelmeerraum aufhält. Typisch ist dieses Verhalten für die bis zu zehn Meter langen und oft über fünf Tonnen schweren Meeressäuger jedoch nicht.
«Es sind keine Angriffe», sagt José Luis García Varas, Leiter für Meeresschutz beim WWF Spanien dem SRF. Bei Orcas handle es sich um fleischfressende Tiere, die ihre Beute angreifen würden – aber keine Schiffe, sagt der Experte.
«Es ist nur ein Spiel», bestätigt Forscherin Renaud de Stephanis der BBC. Mit dem Klimawandel habe das nichts zu tun. Es gebe inzwischen rund 20 Orcas, die dieses Verhalten von älteren Tieren abgeguckt hätten.
Viele Segler*innen sind natürlich trotzdem verunsichert. Sie fordern, dass etwas unternommen wird. Sie befürchten, dass kleinere Schiffe das Gebiet zwischen Mittelmeer und Atlantik, zwischen Europa und Afrika sonst nicht mehr sicher befahren können.
Karte zur Umfahrung von Orca-Gebieten
Eine Lösung ist nun in Sicht. Die spanische Regierung hat die Umweltorganisation CIRCE damit beauftragt, einzelne auffällige Orcas mit Ortungssendern auszustatten. Per Satellit lässt sich dann ihr Aufenthaltsort bestimmen und in einer Karte verzeichnen. Die Informationen sollen in Echtzeit aktualisiert werden, sodass Skipper die von den betreffenden Orcas frequentierten Gebiete meiden können.
«Wir setzen Satellitensender ein, um zu wissen, in welchem Gebiet sich die Orcas aufhalten», sagt CIRCE-Leiter und Walforscher Renaud de Stephanis dem SRF. So könnten Boote diese Gebiete umfahren und Konflikte vermeiden. Die diesbezüglich angefertigte Karte sei so gut wie einsatzbereit.
Forscher*innen rätseln derweilen über den Grund für das Verhalten der Orcas. So könnten die Meeressäuger ein schlechtes Erlebnis mit Schiffen gehabt haben. Oder es gilt das genaue Gegenteil: Sie nähern sich den Gefährten nur zum Spass.