«Oceanbird»Dieser Segelfrachter soll die Schifffahrt revolutionieren
tsha
15.9.2020
Nicht unbedingt schnell, dafür aber umweltfreundlich: Eine schwedische Reederei arbeitet an einem Segelfrachter, der Platz für Tausende Autos bieten soll.
Mehr als zwei Prozent – so hoch ist der Anteil der Schifffahrt an den weltweiten Treibhausgasemissionen. Was zunächst nach nicht viel klingt, zeigt seine wahre Bedeutung aber, wenn man es in Relation setzt: Zwei Prozent – so viel beträgt auch der Anteil am CO2-Ausstoss von ganz Deutschland. Der Anteil der Schweiz hingegen liegt im Promillebereich, es bräuchte die Schweiz also gleich vielfach, um so viel klimaschädliches CO2 in die Luft zu emittieren wie das die Schifffahrt derzeit tut.
Für die schwedische Reederei Wallenius Marine ein unhaltbarer Zustand. Deshalb arbeitet das Unternehmen momentan an einem Projekt, das zunächst wie aus der Zeit gefallen scheint, die globale Schifffahrt aber revolutionieren könnte: Unter dem Namen «Oceanbird» sollen bald wieder Segelschiffe über die Weltmeere kreuzen.
Mit den hölzernen Kähnen, wie man sie aus Historienfilmen oder von Hafengeburtstagen kennt, hat das Projekt «Oceanbird» allerdings wenig bis gar nichts gemeinsam: Geplant ist ein Autotransporter, der Platz für bis zu 7'000 Fahrzeuge bietet.
Gemächlicher Frachter
Angetrieben wird das 200 Meter lange Schiff mithilfe von fünf Segeln, die aus Metall und einem Verbundwerkstoff bestehen und an 80 Meter hohen Masten hängen sollen. Wie «Spiegel Online» schreibt, sollen die Masten bei starkem Wind auf 50 Meter eingefahren werden können; ausserdem sollen sie um 360 Grad drehbar sein. Die Konstruktion der Segel stelle derzeit das grösste Problem dar, so die Forscher. Sie müssten so beschaffen sein, dass sie starke Winde in grossen Höhen aushalten.
Ganz neu ist die Idee eines Segelschiffes für das 21. Jahrhundert nicht: So arbeitet auch Volkswagen an einem Frachter, der vom Wind angetrieben wird, und die Firma SkySails will den Schiffsverkehr mithilfe von riesigen Drachen revolutionieren.
Herkömmliche Autotransporter verbrauchen derzeit am Tag etwa 40 Tonnen Diesel. Die «Oceanbird» soll hingegen fast klimaneutral unterwegs sein, ein Motor wird lediglich bei schwachem Wind sowie zum Manövrieren im Hafen zugeschaltet. Anders als herkömmliche Schiffe ist die «Oceanbird» allerdings recht gemächlich unterwegs: Für die Strecke über den Nordatlantik würde der Segelfrachter den Plänen zufolge zwölf Tage benötigen – moderne Schiffe schaffen die Strecke in nur acht Tagen.
Schon in vier Jahren soll die «Oceanbird» erstmals in See stechen. Ein ambitionierter Plan, denn derzeit forschen Wallenius Marine und seine Partner lediglich an einem sieben Meter langen Modell. Der schwedische Staat glaubt allerdings an das Potenzial der Idee und hat die Entwicklung mit mehreren Millionen Franken unterstützt.