Corona-Medikamente Neue Hoffnungsträger im Kampf gegen das Virus

uri

18.4.2021

Corona-Patienten Anfang März in einem Spital in Sao Paulo, Brasilien: Neben Impfungen machen inzwischen auch mehrere Medikamente und Therapien Hoffnung auf Erfolge im Kampf gegen Covid-19. (Symbolbild)
Corona-Patienten Anfang März in einem Spital in Sao Paulo, Brasilien: Neben Impfungen machen inzwischen auch mehrere Medikamente und Therapien Hoffnung auf Erfolge im Kampf gegen Covid-19. (Symbolbild)
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Bei der Bekämpfung des Coronavirus ruhen die Hoffnungen vor allem auf den Impfungen. Zuletzt sorgten aber auch Studien zu Medikamenten für Furore, die von Schweizer Unternehmen mitentwickelt wurden.

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Nach dem Wirbel um Chloroquin und Hydroxychloroquin, den Corona-«Wundermitteln» von Donald Trump und Jair Bolsonaro, ist es ruhiger geworden um Medikamente gegen das Coronavirus. Wahrscheinlich geschah dies aufgrund der Erfolge bei den Impfstoffen, womöglich aber auch, weil einige der gehypten Mittel die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllten.

Mit der Forschung an entsprechenden Therapien und Medikamenten gegen SARS-CoV-2 geht es allerdings weltweit rasant voran. An mehr als 140 Wirkstoffen werde derzeit geforscht, sagte der Schweizer Thomas Cueni, Generaldirektor des Dachverbandes der Pharmaindustrie, kürzlich dem «Deutschlandfunk».

Gerade in den letzten Wochen machten verschiedene Anti-Covid-Mittel durch vielversprechende Studien Schlagzeilen. So teilte der Pharmakonzern Roche am Montag in Basel mit, dass die gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Regeneron entwickelte Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab das Risiko symptomatischer Corona-Infektionen um etwa 81 Prozent verringere.

Laut einer klinischen Studie der entscheidenden Phase 3 klangen bei den Erkrankten die Symptome im Schnitt innerhalb einer Woche ab, während es bei der Placebo-Gruppe drei Wochen dauerte. Unerwartete ernste Nebenwirkungen seien durch das Mittel nicht aufgetreten, hiess es.

Gemäss bereits zuvor präsentierten Studienergebnissen könne die Kombination zweier monoklonaler Antikörper im Roche-Cocktail bei Risikopatienten mit Covid-19 das Risiko für einen schweren oder gar tödlichen Verlauf um 70 Prozent reduzieren. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft das Präparat derzeit. In den USA hat das Mittel eine Notzulassung erhalten – mit ihm wurde unter anderem der frühere Präsident Donald Trump behandelt.

Schweiz hat 3,2 Millionen Dosen Ensovibep geordert

Laut einer Medienmitteilung vom 6. April ist das Mittel Ensovibep des Zürcher Unternehmens Molecular Partners und seines Partners Novartis erstmals in einer klinischen Phase-2-Studie an Patienten mit symptomatischer COVID-19-Erkrankung getestet worden. Die Zulassung solle noch in diesem Jahr beantragt werden.

Ensovibep beruht auf der sogenannten «Darpin-Technologie» (Designed Ankyrin Repeat Proteins). Zum Einsatz kommen hier extrem kleine, künstliche Proteine, die ähnlich Antikörpern über Viren-neutralisierende Eigenschaften verfügen.

Im Fall von Covid-19 würden die Darpins das Spike-Protein des Virus blockieren und so das Andocken an die Körperzellen verhindern. Laut den Entwicklern sei die Wirkung damit ähnlich dem eines Antikörper-Cocktails. Der Vorteil der Technik sei jedoch, dass die hierbei verwendeten Moleküle kleiner und wesentlich stabiler seien. Sie könnten bei einer Temperatur von vier Grad Celsius über Jahre hinweg gelagert und sollen zudem kostengünstig hergestellt werden.

Der Einsatz von Ensovibep sei nicht nur zur Covid-19-Therapie geeignet, sondern womöglich auch prophylaktisch in Form einer passiven Immunisierung. Für den Fall einer Zulassung hat die Schweiz bereits 3,2 Millionen Dosen des Mittels bestellt.

Antikörper aus dem Tessin

Kurz vor einer Notfallzulassung in den USA stehen soll auch das Anti-Sars-Cov2-Antikörperprodukt VIR-7831 des Tessiner Unternehmens Humabs Biomed, das in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt wurde.

Der hier zum Einsatz kommende Antikörper VIR-7831 wurde schon im Jahr 2003 als S309 im Blut eines an SARS infizierten Patienten entdeckt. Letztes Jahr konnten Forschende um Davide Corti von Humabs BioMed nachweisen, dass der Antikörper auch gegen SARS-CoV-2 wirkt.

Als besonders positiv könnte sich beim Mittel seine kreuzneutralisierende Wirkung erweisen. Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet , erkenne der Antikörper nämlich eine Stelle des Spikeproteins des Coronavirus, das ohne Verlust der Infektiosität nicht verändert werden kann. Das würde bedeuten, dass der Antikörper auch gegen alle anderen Varianten des Coronavirus wirken sollte.

Das VIR-7831 Antikörper-Mittel könne mit einer Wirksamkeit von 85 Prozent schwere Covid-Verläufe bei Erwachsenen und Jugendlichen verhindern, teilten GSK und das Partnerunternehmen Vir Biotechnology mit

Alter Wirkstoff mit womöglich bahnbrechender Wirkung

Zuletzt sorgten auch die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Einnahme eines Asthma-Sprays bei Covid-19 für Euphorie. Demnach konnten Sprays mit dem entzündungshemmenden Glucocortikoid Budesonid das Risiko für einen Spitalaufenthalt um 90 Prozent senken, wenn es spätestens drei Tage nach Symptombeginn eingenommen wurde. Auch seien die Patienten wieder schneller genesen, wie es in einer Studie unter Leitung der Universität Oxford im Fachmagazin «The Lancet» heisst

Bereits in der Vergangenheit konnten Wissenschaftler feststellen, dass Asthmapatienten kein höheres Risiko für schwere Corona-Verläufe haben, obwohl man ursprünglich vom Gegenteil ausgegangen war. Ein möglicher Grund könnte in den entzündungshemmend wirkenden Stoffen in den Asthmamitteln liegen.

In der vorliegenden Studie wirkte Budesonid auch bei Menschen ohne Asthma. Experten beurteilen die Ergebnisse als vielversprechend, doch wurde auch bemängelt, dass die Probandengruppe mit 146 recht klein sei und es keine Placebo-Gruppe gab. Sollte Budesonid wie erhofft wirken, hätte es den grossen Vorteil, dass es bereits auf dem Markt ist damit und kein gesondertes Zulassungsverfahren mehr benötigt wird.

Experte skeptisch

Wissenschaftler dämpfen jedoch auch die Hoffnung auf einen baldigen Durchbruch bei Medikamenten gegen das Coronavirus. Man dürfe nicht sehr optimistisch sein, dass Arzneimittel bereits in Kürze die Sterblichkeit bei intensivmedizinisch behandelten Patienten drastisch senken könnten, erklärte etwa Anfang des Monats Stefan Kluge, der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Deutschen Presse Agentur.

Im Laufe der Pandemie habe es immer wieder Glauben und Hoffen gegeben – doch 95 oder eher sogar 99 Prozent der Medikamente seien in Studien durchgefallen, sagte Kluge.