«Wie ein Bunker» Pärchen zieht in Europas erstes Haus aus dem 3D-Drucker

tsha

16.5.2021

Sieht so die Zukunft des Bauens aus? Häuser aus dem 3D-Drucker bieten laut Experten viele Vorteile. Nun wurde das erste seiner Art in Europa bezogen.

tsha

16.5.2021

Den Traum vom Leben im Häuschen im Grünen träumen viele, vor allem jetzt, da die Pandemie das Leben in den dichtbesiedelten Städten nicht unbedingt attraktiver macht. Elize Lutz und Harrie Dekkers haben für sich diesen Traum nun verwirklicht – auf denkbar ungewöhnliche Weise.

Die Pensionisten aus dem niederländischen Eindhoven haben unlängst ihr neues Zuhause bezogen, einen Bau, der fast vollständig im 3D-Drucker entstanden ist. Zwei Schlafzimmer, eine Wohnfläche von 94 Quadratmetern, 800 Euro Miete im Monat, das sind die Eckdaten des neuartigen Baus.

Spannender als das Innenleben aber ist die Entstehungsgeschichte des Gebäudes, das als erstes 3D-Haus in Europa gilt. Unter dem Namen «Project Milestone» arbeitet die Technische Universität Eindhoven seit 2018 zusammen mit mehreren Partnern an Häusern aus dem Drucker, insgesamt sollen fünf Bauwerke entstehen. Das Haus, in das nun Elize Lutz und Harrie Dekkers gezogen sind, ist das erste, das fertiggestellt wurde.

Schon 2015 begann die TU in Eindhoven mit der Materialforschung, zwei Jahre später wurde dann eine 3D-gedruckte Betonbrücke für Radfahrer fertiggestellt, wie das Magazin 3Ddruck.com berichtet.

Viele Vorteile

Die innovative Fertigungstechnik hat mehrere Vorteile. So können einerseits Bauteile gedruckt werden, die mit herkömmlichen Verfahren nicht oder nur sehr schwer hergestellt werden könnten: Fast jede erdenkliche Form kann am Computer simuliert und schliesslich mit Beton ausgedruckt werden. Vor allem aber spart der 3D-Druck Ressourcen, da weniger Betonmasse benötigt wird als für klassische Gebäude.

Das nun fertiggestellte Haus sowie die Gebäude, die noch in Arbeit sind, wurden trotz Einsatzes modernster Mittel von der Natur inspiriert: Als Vorbild für die ungewöhnliche Architektur dienten den Machern Findlinge. 

Die Herstellung des Hauses im 3D-Ducker hat lediglich 120 Stunden gedauert. Mit dieser Technik, bei der ein Roboterarm mit einer Düse Beton Schicht für Schicht übereinander spritzt, könnten Bauwerke in Zukunft deutlich schneller entstehen als bislang. Der Wohnungsmangel, der in vielen europäischen Metropolen zum sozialen Problem geworden ist, könnte so bekämpft werden.

Elize Lutz und Harrie Dekkers, die neuen Bewohner des Pionier-Hauses in Eindhoven, haben zunächst einen Mietvertrag für sechs Monate abgeschlossen – und es sich, wie die Bildergalerie oben zeigt, bereits gemütlich gemacht in ihrem neuen Zuhause. «Es ist schön», sagte Lutz unlängst dem britischen «Guardian» über ihr neues Haus. Und Dekkers ergänzte: «Es fühlt sich an wie ein Bunker – es fühlt sich sicher an.»