Comparis-Studie 2024 So sicher fühlen sich Schweizer*innen im Internet

Samuel Walder

3.10.2024

 Die diesjährige Comparis Datenvertausenstudie zeigt: Suchmaschinen sind am beliebtesten und Twint schneidet als bestes Zahlungsmittel ab. (KEYSTONE/DPA/Mohssen Assanimoghaddam)
 Die diesjährige Comparis Datenvertausenstudie zeigt: Suchmaschinen sind am beliebtesten und Twint schneidet als bestes Zahlungsmittel ab. (KEYSTONE/DPA/Mohssen Assanimoghaddam)
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Die Datenvertrauensstudie 2024 von Comparis zeigt: Trotz KI-Boom bleiben Suchmaschinen die meistgenutzten Online-Dienste in der Schweiz. Twint schneidet am besten ab.

Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Suchmaschinen bleiben die meistgenutzten Online-Dienste in der Schweiz, obwohl KI-basierte Tools wie ChatGPT an Beliebtheit gewinnen.
  • Das Vertrauen der Schweizer in den Umgang mit persönlichen Daten durch Banken und Behörden ist gesunken.
  • Twint hat sich als das sicherste digitale Zahlungsmittel etabliert, unterstützt durch den lokalen Bezug und die einfache Nutzung.

Die Vergleichsplattform Comparis untersucht jedes Jahr, wie stark Schweizer*innen dem Internet vertrauen. 

Jean-Claude Frick ist Digital & Telecom Experte bei Comparis. Er sagt: «Obwohl KI mit Programmen wie ChatGPT und Gemini auf dem Vormarsch ist, sind Suchmaschinen nach wie vor beliebt und der mit Abstand meistgenutzte Online-Dienst in der Schweiz.» 83,6 Prozent der Umfrageteilnehmenden nutzen demnach Google & Co am meisten. 

Hier zeigt sich jedoch: Signifikant mehr über 55-Jährige nutzen Suchmaschinen als jüngere Web-Nutzende. «ChatGPT und Co. werden immer häufiger für die Suche genutzt und nehmen den Suchmaschinen in Zukunft Marktanteile ab», meint Frick.

Das E-Mail verliert an Bedeutung. Dieser Trend zeigt sich deutlich, wenngleich noch immer sehr viele digitale Briefe verschicken. Vor fünf Jahren nutzten noch 86,0 Prozent E-Mails von Anbietern wie Bluewin, Gmail oder GMX. 2024 sind es noch 78,4 Prozent (über 4 Prozent weniger als im Vorjahr).

Im Vergleich zu 2019 haben Messenger-Dienste und Chats signifikant an Bedeutung gewonnen und liegen inzwischen mit einem Nutzungsanteil von 77,7 Prozent auf demselben Niveau wie Mails.

Diesen Unternehmen vertrauen Schweizer*innen am stärksten

Wie bereits in den Vorjahren schenken die Befragten Banken (Mittelwert auf einer Skala von 1 bis 10: 6,9) und Behörden (6,7) bezüglich seriösen Umgangs mit Kundendaten am meisten Vertrauen. Allerdings ist beider Orts das Vertrauen im Fünfjahresvergleich geschrumpft (Banken 2019: 7,2; Behörden 2019: 6,9).

«Skandale wie Datenschutzlücken beim Impfportal meineimpfung.ch oder die Übernahme der Grossbank Credit Suisse durch UBS haben das Vertrauen geschmälert», ist Frick überzeugt.

Hackerangriffe und Datenskandale haben in der Schweizer Bevölkerung Spuren hinterlassen. Auf einer Skala von 1 (überhaupt nicht sicher) bis 10 (sehr sicher) beantworteten die Teilnehmer*innen die Frage «Wie sicher fühlen Sie sich, wenn Sie persönliche Daten im Internet eingeben?» über die Jahre stabil tief (2024: Mittelwert 5,5).

Für Comparis zeigt sich hier ein über die Jahre konstantes, leichtes Unbehagen bei der Dateneingabe im Netz.

Auch das mulmige Gefühl, sich in den Fängen der Datenkrake zu befinden, ist entsprechend weiterhin stark. Die Umfrageteilnehmenden beantworteten die Frage «Wie sehr fühlen Sie sich generell bei Ihren Aktivitäten im Internet überwacht?» mit einem Mittelwert von 6,8. Das ist derselbe Wert wie 2019.

Nach wie vor fühlen sich die Internetnutzer am stärksten durch Spam-/Phishing-Mails (Mittelwert 6,9) und Viren/Trojaner (Mittelwert 6,7) sowie den Diebstahl/Missbrauch von Zahlungsdaten (Mittelwert 6,5) bedroht.

In den Top-Bedrohungen widerspiegeln sich somit nach unserer Beobachtung die Gefahren, die uns seit den Anfängen des Internets begleiten.

Aktuell sind vor allem Phishing-Attacken präsent. Der Wert hat sich dieses Jahr leicht erhöht. «Die Gründe dafür liegen in immer ausgeklügelteren Phishing-Wellen, welche mit KI-generierten Texten versuchen, an die Daten der Internetnutzer zu kommen», analysiert Digital-Experte Jean-Claude Frick.

Twint ist Schweizer*innen zufolge das sicherste Zahlungsmittel

Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich heute ziemlich sicher beim Einkaufen mit digitalen Zahlungsmitteln. Twint hat sich klar als Spitzenreiter etabliert und auf der Vertrauensskala von 1 bis 10 inzwischen einen Mittelwert von 7,2 erreicht.

Damit wird das Schweizer Digital-Zahlungsmittel als zweitsicherstes Zahlungsmittel überhaupt erachtet. Auf Platz 1 liegt die Rechnung mit einem Mittelwert von 8,1. Den 3. Rang belegt die Zahlung per Nachnahme (Mittelwert 7,1).

Die Möglichkeit, zwischen Privatpersonen unkompliziert und schnell Geld überweisen zu können (was Konkurrenzdiensten wie Apple oder Samsung Pay weiter fehlt), zusammen mit der Herkunft aus der Schweiz und dem Support der Schweizer Banken, stärkt laut Frick das Vertrauen in den einheimischen Zahlungsdienst und lässt die Nutzerschaft weiter steigen.

Debitkarten wie Postcard, Maestro oder V-Pay rutschen damit von Platz 2 im Jahr 2023 auf Platz 4 (Mittelwert 6,9). Comparis führt das auf die vermehrte Nutzung des Smartphones zum Bezahlen zurück.

Apple und Samsung fehlt der lokale Bezug

Eine immer noch vergleichsweise tiefe Note (Mittelwert 5,9) erreichen die Bezahlsysteme der Mobilfunk-Unternehmen Apple Pay, Samsung Pay und weitere. 

«Den Systemen fehlt der lokale Bezug, den Twint bietet, sowie die Möglichkeit, unkompliziert privat Geld zu übermitteln. Die Option, Apple Pay und Co. im Ausland nutzen zu können, bringt hingegen keinen Vertrauensbonus», ist Frick überzeugt.

Nur wenige ändern ihr Passwort regelmässig

Auf Social-Media-Plattformen achten zudem nur 44,0 Prozent auf die Privatsphäre-Einstellungen. Damit ist dieser Wert über die Jahre tief geblieben. Weiter ist der Anteil der Personen relativ niedrig, die regelmässig ihr Passwort ändern (22,5 Prozent).

«Es ist enorm wichtig, seine Passwörter öfter anzupassen und die Einstellungen auf den Social-Media-Plattformen restriktiv zu handhaben», mahnt Digital-Experte Jean-Claude Frick.