Ermotti übersteht UBS-GV mit Ohrfeige «Die Lohn- und Boni-Exzesse gehen munter weiter»

dmu/sda

24.4.2024

Colm Kelleher muss sich kritischen Fragen stellen

Colm Kelleher muss sich kritischen Fragen stellen

Der Präsident des Verwaltungsrats der UBS, Colm Kelleher, muss sich an der Generalversammlung der UBS in Basel mit kritischen Fragen der Aktionäre auseinandersetzen. Einerseits betreffend dem Nachhaltigkeitsbericht und den Geschäftsfeldern mit fossilen Energien. Andererseits auch der Übernahme der Credit Suisse vor einem Jahr.

24.04.2024

Die UBS stellte sich in Basel an der Generalversammlung ihren Eignern. Zu reden gab insbesondere der hohe Lohn von CEO Sergio Ermotti, aber auch die Klimapolitik der Grossbank.

dmu/sda

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  • Am Mittwoch hat in der Basler St. Jakobshalle die erste Generalversammlung der UBS seit der Übernahme der Credit Suisse stattgefunden.
  • Grosses Thema war vor allem der Lohn von CEO Sergio Ermotti: Er verdient für das vergangene Jahr 14,4 Millionen Franken.
  • Trotz Voten wie «obszöne Entschädigungen» oder «Abzocke» wurde der Vergütungsbericht durchgewunken – wenn auch mit einer relativ tiefen Zustimmung.
  • Auch die Klimapolitik der Bank sorgte für kritische Stimmen.
  • Die Entwicklungen während der GV können hier im Ticker nachgelesen werden.

Die Aktionärinnen und Aktionäre der Grossbank UBS haben am Mittwoch an der Generalversammlung in Basel in einer Konsultativabstimmung dem Vergütungsbericht 2023 zugestimmt. Vor allem der hohe Lohn von CEO Sergio Ermotti führte allerdings zu zahlreichen kritischen Voten. Aber auch Fragen zu Umwelt- und Klimafragen nahmen grossen Raum ein.

Sergio Ermotti streicht für seine neunmonatige Amtszeit insgesamt Vergütungen von 14,4 Millionen Franken ein. Darüber zeigten sich viele Aktionärinnen und Aktionäre befremdet: «Die Lohn- und Boni-Exzesse gehen munter weiter», so ein Kleinaktionär.

VR-Präsident Kelleher stellt sich kritischen Fragen

Der Lohn von UBS-CEO Sergio Ermotti sorgte an der Generalversammlung in Basel für Diskussionen.
Der Lohn von UBS-CEO Sergio Ermotti sorgte an der Generalversammlung in Basel für Diskussionen.
Keystone

Juso-Präsident Nicola Siegrist bezeichnet den Lohn als «Abzockerei» – und erntete dafür Zwischenapplaus. «Hier draussen haben die Putzkräfte geputzt. Um auf Ermottis Lohn zu kommen, müssen sie 330 Jahre arbeiten. Und, meine Damen und Herren, diese Putzkräfte sind genauso wichtig wie Ermotti.»

Ein weiterer Kleinaktionär machte seinem Ärger ebenfalls Luft: «Einen solchen Betrag kann man nicht verdienen, nur durch den Verwaltungsrat bekommen», sagte er. «Das ist übles Missmanagement. Ich kann einer solchen Bank nicht mehr vertrauen.» Die UBS bestehe nur noch aus geldgierigen Bankern, und nicht aus Bankiers, die für ihre Kunden da sind.

«Ohrfeige für Ermotti»

Für eine weitere Aktionärin präsentiere sich die Situation relativ einfach: «Hier wird gelogen, betrogen – und über den Tisch gezogen.» Dafür erntete sie tosenden Applaus.

VR-Präsident Colm Kelleher verteidigte die Entlöhnung des CEO dagegen. Der Verwaltungsrat anerkenne damit dessen «hervorragende Leistung». «Sergio Ermotti hat die wohl schwierigste Aufgabe in der Finanzbranche weltweit. Und er liefert ab», lobte der Präsident.

Letztlich nickte die Generalversammlung den Lohn ab. Die Kleinaktionäre im Saal konnten gegen die Grossinvestoren nichts ausrichten. Allerdings wurde der Vergütungsbericht mit weniger als 85 Prozent aller Stimmen angenommen – ein sehr tiefer Wert. In mehreren Medien war deshalb von einer «Ohrfeige für Ermotti» die Rede.

Zahlreiche Nachhaltigkeitsvoten

In einer Konsultativabstimmung hiessen die Aktionäre auch den Nachhaltigkeitsbericht der Bank mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 93,4 Prozent gut. Colm Kelleher verwies in seinen Voten auf die seines Erachtens ambitionierten Nachhaltigkeitsziele der Bank.

Die Klima- und Nachhaltigkeitspolitik der Grossbank stand im Mittelpunkt vieler Wortmeldungen. Zwar habe sich die UBS zu einem Netto-Null-Ziel verpflichtet, unterstütze aber gleichzeitig Unternehmen, deren Geschäftsmodelle nicht mit diesen Zielen vereinbar seien, kritisierte etwa ein Vertreter der Umweltorganisation Greenpeace, die auch vor dem Versammlungsort auf sich aufmerksam machte.

Eine Aktivistin aus den Philippinen warf der Bank vor, zur Umweltverschmutzung in ihrem Land beizutragen. Und ein Meeresbiologe sagte, er beobachte, wie sich der Zustand der Meere weiter verschlechtere. Dafür trage die UBS eine grosse Mitverantwortung.

Lagebericht klar gut geheissen

Die Generalversammlung hat zudem die Australierin Gail Kelly neu in den Verwaltungsrat gewählt. Alle übrigen Mitglieder wurden mit mehr als 95 Prozent der Stimmen deutlich im Amt bestätigt.

Die Aktionärinnen und Aktionäre genehmigten überdies den Lagebericht sowie die Konzern- und die Jahresrechnung der UBS-Gruppe mit 99,2 Prozent und die Dividendenausschüttung mit 99,4 Prozent Ja-Stimmen. Damit brachte die UBS-Spitze alle Anträge problemlos durch.

Anwesend an der Generalversammlung in der St. Jakobshalle in Basel waren laut den Angaben insgesamt 1538 Aktionärinnen und Aktionäre sowie die unabhängige Stimmrechtsvertreterin. Insgesamt vertraten diese 77,99 Prozent aller stimmberechtigten Aktien respektive 1,95 Milliarden Aktienstimmen. Von diesen wurden allerdings 1,94 Milliarden durch die unabhängige Stimmrechtsvertreterin repräsentiert.