Der Nordische Fichtenborkenkäfer konkurriert direkt mit dem Buchdrucker um Brutplätze unter der Borke von Fichten.
Die Bohrlöcher in der Rinde verraten den Borkenkäferbefall.
Nordischer Borkenkäfer erreicht die Schweiz
Der Nordische Fichtenborkenkäfer konkurriert direkt mit dem Buchdrucker um Brutplätze unter der Borke von Fichten.
Die Bohrlöcher in der Rinde verraten den Borkenkäferbefall.
Die Fichten der Schweiz haben ein neues Problem: Ein aus Skandinavien stammender Borkenkäfer, der vor allem diese Baumart befällt, hat die Schweiz erreicht. Forschende haben ihn im Rheintal nachgewiesen.
Der Nordische Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus) ist eigentlich in Skandinavien, Osteuropa, Russland und Asien heimisch. Über natürliche Ausbreitung, vor allem aber auch durch Holztransporte macht er sich seit einigen Jahren jedoch auch in Mitteleuropa breit, zum Beispiel in Deutschland und Österreich. Nun berichtet die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) auch von Funden in der Schweiz.
In Zusammenarbeit mit den Forstdiensten des Kantons St. Gallen und des Fürstentums Liechtenstein wiesen die WSL-Forscher den Nordischen Fichtenborkenkäfer auf beiden Seiten des Rheintals mit Lockstoff-Fallen und in gelagertem Käferholz nach, wie die WSL am Donnerstag mitteilte. Bisher beschränken sich die Funde aufs Rheintal, bestätigt Beat Wermelinger auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Oft gemeinsam mit Buchdrucker
Der skandinavische Borkenkäfer und der heimische Buchdrucker (Ips typographus) kommen in der Regel gemeinsam vor, da sie sehr ähnliche ökologische Ansprüche haben; oft sogar im gleichen Baum. Beide bohren sich durch die Borke und schaffen sich darunter Brutplätze. Dies schädigt die Leitgefässe der Bäume und damit den Wassertransport; befallene Bäume sterben ab.
Befallen sie den gleichen Baum, gehen sich die beiden Arten allerdings etwas aus dem Weg, wie Wermelinger ausführt: Der Nordische Fichtenborkenkäfer käme dann eher im oberen Teil des Stamms vor, der Buchdrucker eher im unteren.
Die beiden Arten sind äusserlich nur mit einer guten Lupe zu unterscheiden. Die Forstdienste seien bereits durch ein Faktenblatt orientiert worden, so der WSL-Insektenforscher.
Überwintern in der Streuschicht
Hauptunterschied zwischen den beiden Arten sei, dass der Buchdrucker im Baum überwintere, während der Nordische Fichtenborkenkäfer im Herbst ausfliege und in der Streuschicht des Bodens den Winter überdauert. Dies hat auch Konsequenzen für die Gegenmassnahmen: Befallene Bäume werden in der Regel gefällt, entrindet oder aus dem Wald geschafft. Ist ein Baum jedoch nur vom Nordischen Borkenkäfer befallen, bringt das Fällen zumindest im Winter wenig.
Der an kühlere Temperaturen gewöhnte nordische Käfer fliegt im Frühjahr tendenziell etwas früher aus als der Buchdrucker. Zudem entwickeln sich seine Larven etwas schneller. In tieferen Lagen sei auch eine dritte Generation möglich, allerdings gelte dies angesichts der immer wärmeren Temperaturen und verlängerten Saison auch für den Buchdrucker, so Wermelinger.
Noch sei unklar, welche wirtschaftlichen Folgen der Nordische Borkenkäfer mit sich bringt. In Osteuropa, wo diese Art schon seit Jahren vorkommt, ist man sich uneins über den Schaden, der spezifisch vom Nordischen Fichtenborkenkäfer ausgeht. Da er in der Regel zusammen mit dem Buchdrucker vorkommt, ist der durch die Nordische verursachte zusätzliche Schaden schwer zu beziffern. «Es ist aber davon auszugehen, dass es zusätzlichen Befall gibt», sagte Wermelinger der Keystone-SDA.
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