Nicht jedes Gewitter lässt sich auf den Klimawandel zurückführen. Aber der Zusammenhang zwischen höheren Temperaturen und steigenden Naturkatastrophenschäden wird laut dem Versicherer Munich Re immer deutlicher.
Keystone-SDA, ra
09.01.2025, 09:44
SDA
Wirbelstürme, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen haben nach Berechnungen der Munich Re 2024 weltweit Schäden in Höhe von 320 Milliarden Dollar verursacht. Die Geowissenschaftler des Konzerns sehen einen immer klarer werdenden Zusammenhang mit dem Klimawandel.
Denn warme Temperaturen würden die Entstehung von Unwettern begünstigen. «Die Welt ist so heiss wie nie zuvor», sagte Chefklimatologe Tobias Grimm. «Und das bedingt stärkere Stürme, Unwetter und auch Überschwemmungen.»
«Immer klarer, dass der Klimawandel eine grosse Rolle spielt»
Die 320 Milliarden Dollar sind die globalen volkswirtschaftlichen Gesamtschäden, versichert waren davon 140 Milliarden Dollar. Die Zahlen liegen nach Berechnungen der Munich Re erheblich über den inflationsbereinigten Durchschnittswerten der vergangenen Jahrzehnte.
Im Dreissig-Jahres-Schnitt liegen die jährlichen Gesamtschäden demnach bei 181 Milliarden Dollar. Im Zehn-Jahres-Schnitt lagen sie bei 236 Milliarden.
Gemessen an den versicherten Schäden war 2024 laut Munich Re das drittteuerste Jahr seit 1980, bei den Gesamtschäden liegt 2024 auf dem fünften Platz. «Nicht jedes Unwetter ist zurückzuführen auf den Klimawandel», sagte Grimm. «Aber es wird immer klarer, dass der Klimawandel eine grosse Rolle spielt.»
Auch alltägliche Unwetter werden häufiger
Versicherungen unterscheiden bei Naturkatastrophen zwischen «Spitzengefahren» – beispielsweise grosse Wirbelstürme oder Erdbeben – und alltäglichen Risiken wie Gewittern und Hochwasser. «2024 hatten wir beides: sowohl sehr schadenreiche Hurrikane als auch eine Reihe von Unwettern und Überschwemmungen», sagte Grimm.
Die Weltregion, die regelmässig am schwersten von Naturkatastrophen getroffen wird, ist Nordamerika. 2024 war mit 190 Milliarden Dollar volkswirtschaftlicher Schäden keine Ausnahme.
«Das lag sowohl an Hurrikanen als auch an einer extrem schadenreichen Unwettersaison, vor allem einer hohe Zahl von Tornados», sagte Grimm. Die zwei Hurrikane «Helene» und «Milton» allein zerstörten Werte von zusammen 94 Milliarden Euro.
Europa bleibt nicht verschont
Aber auch in Europa ist im langfristigen Trend eine Zunahme der Naturkatastrophenschäden zu beobachten. Die Gesamtschäden des vergangenen Jahres in Europa bezifferte die Munich Re auf 31 Milliarden Dollar, davon 14 Milliarden versichert, «Allein die Überschwemmungen in Valencia in Spanien haben über 4 Milliarden Dollar versicherte Schäden verursacht», sagte der Wissenschaftler.
«Auch das ist eine Erkenntnis: Solche Extremwetterereignisse machen nirgendwo Halt, sie können auch in Regionen auftreten, in denen man vergleichbare Schäden bisher noch nicht kannte.»
Als Beispiel nannte Grimm die Überflutungen in Dubai im April vergangenen Jahres – normalerweise regnet es in dem Wüstenstaat nur wenig. «Der Klimawandel zeigt seine Krallen. Er kann sich überall auswirken und spürbar werden», sagte Grimm dazu.
Ozeane ungewöhnlich warm
Langfristige Naturkatastrophenprognosen sind nicht möglich, doch die Voraussetzungen für eine lebhafte Wirbelsturmsaison im nächsten Sommer sind gegeben: die im langfristigen Vergleich aussergewöhnlich hohen Wassertemperaturen in den Weltmeeren.
«Ozeantemperaturen sind ein wichtiger Treiber für die Entstehung tropischer Wirbelstürme», sagte Grimm. «Je wärmer die Ozeane sind, desto mehr Wasser kann verdunsten und desto stärker kann es regnen. Momentan gibt es keine Anzeichen, dass sich die Ozeane wieder abkühlen.»
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