Chaos bei Twitter Musks Ultimatum löst Mitarbeiter-Exodus aus

dpa

18.11.2022 - 13:30

Elon Musk, der neue Besitzer des Kurznachrichtendienstes Twitter, legt sich mit den Angestellten an. Mitarbeiter in San Francisco verlassen zu Tausenden das Unternehmen.
Elon Musk, der neue Besitzer des Kurznachrichtendienstes Twitter, legt sich mit den Angestellten an. Mitarbeiter in San Francisco verlassen zu Tausenden das Unternehmen.
NurPhoto via Getty Images

Twitter droht personell auszubluten. Nach dem Ultimatum von Elon Musk an den Rest der Belegschaft, einen extremen Arbeitseifer an den Tag zu legen oder gefeuert zu werden, gehen immer mehr von Bord.

Bei Twitter setzt sich die Mitarbeiterflucht nach einem Job-Ultimatum des neuen Eigentümers Elon Musk fort. Einige Angestellte gaben öffentlich via Tweet bekannt, die Online-Plattform zu verlassen.

Andere hätten ihre geplanten Kündigungen bei einem privaten Forum ausserhalb des Kurzmitteilungsdiensts thematisiert und unter anderem gefragt, ob nun ihre US-Visa in Gefahr seien oder ob sie tatsächlich die versprochene Abfindung bekämen, teilte ein erst diese Woche gefeuertes Ex-Mitglied der Belegschaft mit, das lieber anonym bleiben wollte.

«An all die Tweeps, die entschieden haben, dass heute euer letzter Tag ist: Danke dafür, dass ihr durch Höhen und Tiefen fantastische Kollegen gewesen wart. Ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was ihr als Nächstes macht», twitterte am Donnerstag die Angestellte Esther Crawford, die bei Twitter bleiben will. Für die Plattform arbeitet sie aktuell an der Überarbeitung des Verifikationssystems.

Musk hatte die Mitarbeiter kürzlich vor die Wahl gestellt, seiner Neuausrichtung des Kurzmitteilungsdienstes und «Hardcore-Arbeit» zuzustimmen oder entlassen zu werden. In einer E-Mail an verbliebene Angestellte setzte er ihnen eine Frist, bis Donnerstag 17.00 Uhr US-Ostküstenzeit zu entscheiden, ob sie Teil des «neuen Twitters» sein wollten. Die Antwort sollte über einen in der E-Mail enthaltenen Link mit einem Click auf «Ja» erfolgen. Wer das nicht mache, bekomme noch drei Monatsgehälter Entlassungsgeld.

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Seit seiner Übernahme von Twitter vor rund drei Wochen hat Musk schon die Hälfte der bis dato 7500 Menschen zählenden Belegschaft gefeuert, beendet wurde auch die Zusammenarbeit mit einer grossen Zahl von Auftragnehmern, die unter anderem für Content-Moderation zuständig waren, also das Aufspüren obszönen, rechtswidrigen und schädlichen Inhalten. Schon an seinem ersten Tag als Eigentümer hatte Musk die Führungsriege von Twitter entlassen, etliche Manager gingen danach von sich aus von Bord.

Erst zu Wochenbeginn schmiss Musk eine kleine Gruppe von Technikern raus, die sich öffentlich oder über das interne Kommunikationstool Slack mit ihm angelegt hatten.

Musk plant Durchbruch zu einem «Twitter 2.0»

Dann folgte am Mittwochabend (Ortszeit) die Mail von Musk an die übrig gebliebene Belegschaft, die das Ultimatum enthielt: Er plane einen Durchbruch zu einem «Twitter 2.0», das stark aufs Wesentliche beschränkt sein und im Kern ein Software- und Server-Unternehmen sein müsse, schrieb er. Spezialisten, die «grossartigen Code» schreiben, würden den grössten Teil des Teams stellen. Für den Erfolg seien lange Stunden intensiver Arbeit erforderlich, Mitarbeiter «werden extrem hardcore sein müssen», ergänzte Musk.

In einer weiteren E-Mail ruderte er allerdings bei seiner Anordnung zurück, wonach alle im Büro sein müssten und Homeoffice nicht länger erlaubt sei – Ausnahmen von dieser Regel für einige «herausragende» Angestellte würde er persönlich prüfen.

Dem Vernehmen nach hatte die Ansage in der verbliebenen Belegschaft für Irritationen gesorgt. In der E-Mail vom Donnerstag schrieb Musk nun, für eine Genehmigung eines Antrags auf Homeoffice sei nur nötig, dass «Ihr Manager die Verantwortung übernimmt, sicherzustellen, dass Sie einen exzellenten Beitrag leisten.» Von Mitarbeitern werde zudem erwartet, dass sie «in einer angemessenen Frequenz» persönliche Treffen mit ihren Kollegen hätten – «idealerweise wöchentlich, aber nicht weniger als einmal pro Monat.»

dpa